20. Juli 2022







Wir kommen nun in die Badestube mit stattlicher Badewanne, die durch einen kessen, hinter einer Holzschiebetür versteckten, gläsernen Durchblick eingesehen werden kann. Man muss sich vorstellen, dass links von der Schiebetür die venezianische Dürerschönheit vom Schlafzimmer ist. Ich hatte kein direktes Bedürfnis ins Bad zu schauen, während ich auf dem herrlichen King Size Bett lag, aber anderen mag es da anders gehen, z. B. Paaren. Eine Badewanne hätte ich jetzt auch nicht dringend gebraucht, weil ich vor allem duschen möchte, aber die Großzügigkeit dieses Badezimmers würde manchen vielleicht animieren, von einem Wellnessbereich zu sprechen. Gestört hat mich allerdings, dass der Föhn so seltsam konstruiert ist, dass man zum Föhnen dauernd auf einen Knopf drücken muss, sonst tut sich nichts. Was sich der Föhndesigner dabei gedacht haben könnte, erschließt sich mir nicht. Der Druck vom Duschstrahl hätte ein bißchen stärker sein können, das hab ich aber bei meiner Abreise hinterlassen, und es wurde eifrig notiert. Auch angenehm: die unkomplizierte rundum-Gepäckaufbewahrung vor dem Ein- und nach dem Ausschecken, wenn man noch unbelastet flanieren will, bis die eigentliche Abreise ist. Gefallen hat mir auch beim Abschied, nachdem ich erwähnte, dass ich dort jederzeit wieder übernachten würde, mir der Herr vom Empfang (mit dem Eiskübel) einen tiefen, ernsten Blick zukommen ließ und sehr bestimmt sagte: Wir WARTEN auf Sie! Und dann noch so ein subtiles Schmunzeln hinterher. Hier logiert man gerne! Das Hotel gibt es seit März 2014 in dieser Ausstattung, ich hätte gedacht, es ist noch neuer, wirkt alles sehr einladend und frisch. Einfach picobello.





20. Juli 2022

















Man sieht mir an der Nasenspitze an: ich war angetan. Eben noch einmal geschaut, wann der Schöne Brunnen im Auftrag von Kaiser Karl IV. erbaut wurde: 1385 bis 1396. Also hat ihn der kleine, 1471 geborene Albrecht Dürer auch schon vor der Nase gehabt, wenn er aus seinem Geburtshaus gelugt hat. Sein Vater war ein sehr erfolgreicher Goldschmied und hatte ab 1468 ein Ladenlokal am Hauptmarkt, ich vermute, da hat die Familie auch gewohnt, und da ist der kleine Albrecht auf die Welt gekommen, da wo ich geschlafen habe! Vielleicht nicht genau unterm Dach, aber wer weiß. Toll. 1475, als Albrecht vier war, hat der Vater ein Haus "in bester Lage" erwerben können, das war vermutlich das Haus in der Bergstraße, zwischen Hauptmarkt und Burg. Also ist der Mini-Albrecht seine ersten vier Lebensjahre hier herumscharwenzelt. Die 1361 eröffnete Frauenkirche gegenüber prägte damals auch schon lange das Bild des Hauptmarkts, also bot sich dem kleinen Albrecht Dürer mehr oder weniger das gleiche Bild wie mir im Jahre 2022. Wie aufregend! Noch toller wäre, wenn die Zimmer einen Minikühlschrank hätten, also eine Minibar, aber der sehr zuvorkommende Herr vom Empfang hat Abhilfe geschaffen, indem er mir für meine Flasche einen großen Kühler mit Eis serviert hat, damit ich meinen Schlaftrunk perfekt gekühlt einnehmen konnte.









19. Juli 2022









Ich begebe mich zurück nach Nürnberg - erinnernderweise. Und zwar zum Hotel, in dem ich die drei Tage logierte. Ich finde logieren klingt etwas gehobener, das wird dem Haus gerecht. Von außen ist es eher eines der unspektakuläreren Bauwerke am Hauptmarkt. Es hat die Adresse Hauptmarkt 17, der Eingang ist um die Ecke, Waaggasse 7. Dieses Sorat-Hotel heißt Saxx und ich nehme an, das ist eine Anspielung auf Hans Sachs, den Meistersinger - aber ich kann mich irren. Der Mann im Entrée, der Richtung Bar schaut, ist aber nicht Hans Sachs, sondern der von Albrecht Dürer um 1518 gemalte "Jakob Fugger, der Reiche". Im Original schaut Jakob Fugger in die andere Richtung, ich vermute, der Interior Designer fand es aparter, wenn er zur Bar schaut, dann kann er auch besser nachbestellen, wenn das Glas leer ist. Jakob Fugger war superreich aber auch supersozial und hat die erste Sozialsiedlung der Erdgeschichte einrichten lassen, wo Arme fast nichts für das Wohnen bezahlen müssen. Die Miete beträgt drei Gebete pro Tag und stattliche 88 Cent Jahresmiete, die Fuggerei in Augsburg. Aber ich schweife ab. Jedenfalls ist das eines der vielen großen Albrecht Dürer-Portraits im Hotel, die sich durch alle Etagen und Flure und Zimmer ziehen. Ich war sehr davon angetan.



Als nächstes bitte ich um Beachtung des Fotos vom Dach, insbesondere der Fenster ganz oben. Rechts sind zwei mit halb heruntergelassenen Jalousien, das waren meine Fenster. Auf einem weiteren Bild präsentiere ich, was es unterhalb der Jalousie durch das Fenster zu sehen gab. Für Menschen, die noch nie einen touristischen Trip nach Nürnberg gemacht haben: ich habe direkt auf den Hauptmarkt und den Schönen Brunnen geschaut. Ganz wundervoller Ausblick. Tatsächlich habe ich genau das Zimmer bekommen, das mir auf den Fotos am besten gefallen hat, im Dachgeschoss in der fünften Etage mit der Zimmernummer 503.





18. Juli 2022

Diese ungeplante Langzeitbelichtung von meinem südlichen Wohnzimmerbalkonausblick in der Nacht vom 15. Juli hat etwas Wesentliches erfasst, das mich vor dreiundzwanzig Jahren bewog, genau an diese Ecke zu ziehen: es war die hohe Energie, die hier in der Luft liegt. Wer weiß, was vom Fernsehturm für Vibrations ausgehen, und noch dazu der Vollmond daneben. Ich wohnte vorher im schläfrigen südlichen Wilmersdorf, Nähe Friedenau, da beim Rüdesheimer Platz. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.



Schon das Tempo, in dem sich die Menschen hier fortbewegen ist anders. Und doch ist es hier oben still und erholsam. Ich höre zwar das Feiern vom Park am Gipsdreieck und das Kindergequake vom Spielplatz und so ein Grundrauschen von den Lokalen unten, aber alles sehr friedlich, ganz unaggressiv. Immer noch ein Gefühl wie in einer Ferienwohnung irgendwo am Mittelmeer. Bin dankbar. Bei der Hochzeit neulich fragte mich ein alter Freund, den ich seit Jahrzehnten nicht mehr getroffen hatte, der mich früher ab und zu in Schöneberg besuchte (und auch bei mir gemeldet war, um nicht zur Bundeswehr zu müssen), wo ich inzwischen wohne. Er kennt Berlin ganz gut, hatte auch mal eine Fernbeziehung hier. Ich antwortete "in Mitte, schon über zwanzig Jahre jetzt..." Er darauf: "Hat wahrscheinlich Vor- und Nachteile, oder?" Ich: "Nö. Nur Vorteile :-)" Also ernsthaft, das war eine ironiefreie Antwort.

Wie kapriziös müsste ich sein, um hier nach Defiziten Ausschau zu halten. So lange ich es bezahlen kann, ist es mein Paradies, mein Adlerhorst. Wer mich jemals besucht hat, versteht das aber auch. Als Luxusproblem könnte man natürlich anführen, dass ich die türkise Kuppel vom Berliner Dom sehen muss, was mir ein christlichen Glaubensbekenntnissen abholder Freund einmal als für ihn hochproblematisch anführte. Ich war etwas sprachlos. Der Blick auf die Domkuppel war unter anderem ein absoluter Teaser für mich, als ich die Wohnung besichtigte, und da war ich schon fünf Jahre aus der Kirche ausgetreten. Ich liebe runde Kuppeln, was sich darunter rituell religionsmäßig abspielt, ist mir wumpe.

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