07. September 2021











An vertrautem Ort, der Villa des Literarischen Colloquiums am Sandwerder in Wannsee, begab ich mich am vergangenen Sonnabend abermals zum Stelldichein, um hauptsächlich ein wenig am Wasser zu sein. Es wurde gelesen. Autorinnen und Autoren vom dtv-Verlag saßen auf der Seebühne. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich meiner Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe, als den Vorträgen der Schriftsteller. Man versteht auch nicht ganz so gut, wenn man so nah bei Wind und Wellen am Seeufer sitzt.

Eine wohl recht bekannte und erfolgreiche Autorin namens Dora Heldt las Auszüge aus einem Buch, in dem es um eine Autorin geht, die sich mit Filmleuten trifft, die ihr Buch verfilmen wollen. Es schien direkt um eine Szene am Set zu gehen. Mir fiel auf, dass sich Frau Heldts Gedankengänge bzw. die der Figur, stark um fehlende alkoholische Getränke drehten. Sie hatte "beim Film" wohl eine gute Flasche Wein zur Überbrückung von Wartezeiten erhofft. Das war recht launig und leicht verständlich geschrieben. Ich dachte mir, wenn man Erfolgs-Autorin ist, kann man sich doch gewiss noch mehr als sowieso schon erlauben, einfach anzubieten, was man erlebt hat. Da sich das Publikum von Frau Heldt schätzungsweise nicht so gut mit den mannigfaltigen Einschränkungen bei Filmdrehs auskennt, ist das bestimmt ein interessantes Thema für ein, zwei Kapitel.

Ich holte zwei Berliner Pilsner und eine weitere, äußerst schmackhafte Bulette mit Kartoffelsalat und Röstzwiebeln (die erste hatte Lydia spendiert). Zum Finale begab sich der aus Dresden stammende und hierzu schriftstellernde Ingo Schulze, den man wohl kennen muß, auf die Seebühne. Ich kannte und kenne ihn bzw. sein Werk leider Gottes nicht. Die Sonne sank in den Wannsee. Ein etwas größerer Vogel betrachtete das Schauspiel mit gebührender Aufmerksamkeit. (Ich meine die Sonne.)















05. September 2021



(nach) BERLIN 86. Kinderwaschlappen, Schokoladenverpackung, Paillettenapplikation von irgendwie kratzigem Langarm-Shirt, Papierschnipsel, kaputter Handtaschenhalter, dc-fix, kaputtes Zippofeuerzeug, Spiegelscherben, Klebstoff, Acryl, Leinwand, 50 x 70 cm, 31. Aug./2./3. Sept. 2021, Staatliche Museen v. Gaganien











1986 bin ich nach Berlin gezogen. Es war im Frühling, die Sonne schien. Pink passt zu dem Gefühl, das ich damals hatte. Viel Energie und Begeisterung! Schwarz oder Grau hätte gar nicht gepasst, auch wenn das damals DIE Farbe in allen Clubs war, die man damals noch Diskotheken nannte. Ich war überall, wo man sein musste, klar! Deswegen kann ich auch verbindlich darüber Auskunft geben, dass der Dschungel zwar sehr cool war, aber nicht gerade der lauschigste Laden. Ich erinnere mich an recht grelle Beleuchtung. Da gefiel mir das Cha Cha nebenan, und das Blue Note in der Courbièrestr. schon viel besser. Die Domina-Bar in Schöneberg sowieso. Da waren aber nur sehr verstreut beruflich dominante Damen, es war eine heimelige, extravagante Mischung.

Vor ca. sieben Jahren entdeckte ich in einem Schaufenster an einer Puppe ein Shirt mit einer großen 86 aus Pailletten. Das musste ich haben! Mein Geburtsjahr sozusagen. Mein Berlin-Geburtsjahr. Ich hab es nur ca. dreimal angehabt, weil der Stoff irgendwie leicht kratzig war, obwohl es auf den ersten Blick wie Baumwolle ausgesehen hat. Beim Kleiderschrankausmisten vor vier Wochen habe ich die Applikation herausoperiert und den Rest weggeschmissen. Die 86 musste ich natürlich behalten und irgendwie verewigen. Ich denke sehr, sehr, sehr gerne an diesen Anfang in Berlin zurück. Daher! Der Kinderwaschlappen ist das Orange-Pinke aus Frottee in der Mitte oben. In meiner Generation wurden Kinder mit dem Waschlappen gewaschen. Das war eigentlich kein Kindermotiv, aber mein Lieblingswaschlappen, wegen der tollen Farben. Ich hab ihn als Erinnerung mitgenommen, als ich daheim bei meiner Mama eine Reihe Geschirrtücher, Frotteetücher und Waschlappen sortiert habe.



















03. September 2021



Es ist, wie es ist. Die Zahl ist, wie sie ist. Sollte ich 76 werden, im Jahr 2041, werde ich sicher an diese Jahre zurückdenken, als eine Fünf das Alter anführte: "Hach ja, damals, Mitte Fünzig, als ich gerne biologisch zehn oder zwanzig Jahre weniger auf dem Lebenskonto gehabt hätte, wie bemerkenswert jung ich mich doch eigentlich noch fühlte, damals 2021!" Immer SO an die Zukunft denken! Das hilft. Tinder hat sich aktualisiert. Auf der Bauchbinde steht nun 56. Da ich dort allerdings ewig niemanden geherzt habe, kann ich gar nicht beurteilen, wie nun meine Aktien stehen.

Bevor ich mich für den Ausflug zum Café am Neuen See fertig gemacht hatte, vorgestern, blätterte ich auf dem Balkon in einem schönen Bildband über die Häuser von Picasso. Den habe ich schon ein paar Monate, auch schon mal drin geblättert, aber nun hatte ich die Idee (weil ich mir nichts weiter zum Geburtstag geschenkt habe), ich könnte so tun, als sei das ein Geburtstagsgeschenk. Ich hab mich gefreut! Da ich noch mehr Bücher und Bildbände habe, die ich dergestalt würdigen könnte, plane ich weitere Rollenspiele. Man tut so, als wäre das, was man hat, ganz neu und aufregend, und nimmt es ganz vorsichtig und neugierig in die Hand und freut sich dran!

In dem Buch sind auch Teppiche abgebildet, die in den Siebziger Jahren einmalig nach Entwürfen von Picasso gewebt wurden. Toll! In dem Schloss, wo er zu vorletzt gewohnt hatte, Château de Vauvenargues, ist sein Grab, also im Garten. Sich im Garten begraben zu lassen, war nicht überall erlaubt, aber da schon. In einem Buch las ich, dass er in ein traditionelles spanisches Cape gekleidet wurde, zu dem er eine besondere Beziehung hatte, in dem man ihn dann in den Sarg bettete.

Ich habe schon ganz schön viel über Pablo gelesen, fällt mir auf. Wenn ich so alt werden würde wie er, hätte ich noch fünfunddreißig Jahre vor mir. Ich will mich darum bemühen, sehr gesund und beweglich zu bleiben. Alkohol trinke ich moderat, immer so viel, wie ich eben gut vertrage, aber schon täglich. Rauchen tue ich eher selten, aber wenn dann sehr gerne. Essen immer sehr frisch und vitamin- und mineralstoffreich! Regelmäßig Licht und Sonne. Dann immer schön Treppensteigen, was sich ja nicht vermeiden lässt an manchen Orten, z. B. die Treppen rauf zu meiner Werkstatt oder die Treppen runter und rauf Richtung U 8, oder zum S-Bahnsteig Hackescher Markt. Bin immer gut unterwegs.

Aber die Treppe zu meiner Wohnung im fünften Stock nehme ich nur, wenn der Fahrstuhl mal kaputt ist. Man soll es wiederum auch nicht übertreiben, mit den schweißtreibenden Aktivitäten. Wenn man zu viel schwitzt, ist das nicht gut für die Gelenke, habe ich gelesen. Entzündungsförderlich! Ein Altersforscher empfiehlt moderate, kontinuierliche Alltagsbewegungen. Zum Einkaufen zu Fuß, flott spazieren gehen. Ich versuche in letzter Zeit wieder mehr auf eine gerade Haltung zu achten, besonders wenn ich an den Hipstern und Millenials da unten am Gipsdreieck vorbeiflanieren muss. Ich bin immer noch stolz, wenn mich jemand einfach duzt, also von den Jüngeren meine ich. Ältere dürfen mich ruhig siezen, eine Frage des Respekts!

























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