23. August 2020
g a g a - 23. August 2020, 23:29



»(…) Jetzt fand er endlich Zeit, Sonja ausführlich zu betrachten, und er sah, dass ihr Körper beinahe jeden Kompromiss wert war und dass er ihn, wenn sie es wünschte, schlagen würde. Und er war sicher, dass sie es wünschen würde.Nicht schlecht, vor allem der letzte Satz (aber leider, leider nicht repräsentativ).
"Erzähl deinem Mann, dass du Migräne hast oder finde eine andere Ausrede und lass uns in ein Hotel gehen", sagte er so schroff, dass er selbst erschrak.
"Ich bin nicht mit meinem Mann hier, sondern mit einem Geliebten -- und den habe ich gerade aus meinem Leben geworfen."
Jetzt war Julian doch ziemlich erstaunt. An ein Luder war er also geraten. Das enttäuschte ihn keineswegs, sondern bedurfte nur schärferer Spielregeln. Ein Luder und ein fleißiger Taugenichts waren ja unter Umständen natürliche Partner und konnten einander ganz ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen begegnen. Julian musste lachen bei dem Gedanken an eine Beziehung, in der die rücksichtsloseste Offenheit regierte.«
André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 250
»(…) Dieser Mann hatte Julian nächtelang von der „Geographie der Frauen“ erzählt und ihm viele schöne Körperlandschaften beschrieben. „Alle sind schön“, war seine Hauptthese. „Die Männer sind sind nur für gewöhnlich zu primitiv, um das Sanfte im Wilden, das Schwarz im Weiß, das Dünne im Dicken, das Große im Kleinen zu bemerken. Jede ist vollkommen, auf ihre ganz persönliche Weise. Mein einziges Ideal ist die Abwechslung.Ja, nett. Nun könnte man meinen, ich hätte 216 Seiten des Buches gelesen. Dies ist nicht der Fall. Ich mag Heller grundsätzlich, aber in diesem Buch sind mir zu viele Adjektive, zu viele kleinteilige, verschachtelte Beschreibungen. Ich stelle fest: mich stören sowohl zu wenig Adjektive, als auch zu viele. Gerne mache ich mir ein plastisches Bild der Orte, Gegenstände und Personen, möchte aber keine inflationären und varianten-überbordenden Details, das hemmt meinen Lesefluss.
Es gibt Fräuleins, die haben Zehennägel oder Achselhöhlen, vor denen man niederknien möchte, und solche, für deren Rückenlinie es zu sterben lohnt. Andere sprechen das Wort Suppe mit einer Grazie aus, die einen bannt, und selbst an die Schatten von Damen habe ich schon mein Herz verloren. Enttäuschungen entstehen nur dort, wo wir uns durch feste Erwartungen dem Überraschenden verschließen. Gott schütze alle Weibspersonen.“«
André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 216
„16.12.2019Ich habe mich ein bißchen für Meike geschämt. Wenigstens hätte sie das Buch doch einmal kurz durchblättern können, so dass die kleine Geburtstagskarte herausgefallen wäre und dann hätte sie anstandshalber nur das Buch an medimops geschickt. Es könnte aber auch sein, dass Meike eine André-Heller-Sperre hatte, was man ja haben darf, und die Lektüre daher von vorneherein indiskutabel war.
Liebe Meike,
ja! DER André Heller! Eines meiner Lieblingsbücher, so toll, so positiv wie Du! Alles Gute zum Geburtstag!
Deine Kathrin“