23. August 2020



WARM UP | 2008 | Acryl auf Leinwand | 70 x 100 cm [...]

23. August 2020



Heute hundertfünfter Geburtstag. Meine Oma Alma (1915 - 1981). Sie wurde nur rund 65, das war eindeutig zu kurz. Ich habe sie sehr geliebt und schon ganz oft erzählt, dass sie mir am liebsten Lieder von Zarah Leander vorgesungen hat, mit großen, theatralischen Gesten. Sie hat gerne geschneidert und andere zum Lachen gebracht. Am liebsten habe ich bei ihr knuspriges Hähnchen und Schwarzwälder Kirschtorte gegessen. Früher hat man dumme Behandlungsexperimente gemacht, weil man es nicht besser wusste, das war ihr Verhängnis. Man hat ihr Quecksilber gespritzt, ich weiß nicht mehr, gegen welches Leiden, aber darunter hat sie ihr Leben lang gelitten. Trotzdem war sie keine Jammerliese, ich habe sie wenigstens nie so erlebt. Mich hat sie immer nur angelacht. Ich sah aber auch lustig aus, mit meiner Zahnlücke. Ich winke nach oben und trage Dich immer im Herzen.



22. August 2020

Oho.
»(…) Jetzt fand er endlich Zeit, Sonja ausführlich zu betrachten, und er sah, dass ihr Körper beinahe jeden Kompromiss wert war und dass er ihn, wenn sie es wünschte, schlagen würde. Und er war sicher, dass sie es wünschen würde.

"Erzähl deinem Mann, dass du Migräne hast oder finde eine andere Ausrede und lass uns in ein Hotel gehen", sagte er so schroff, dass er selbst erschrak.

"Ich bin nicht mit meinem Mann hier, sondern mit einem Geliebten -- und den habe ich gerade aus meinem Leben geworfen."

Jetzt war Julian doch ziemlich erstaunt. An ein Luder war er also geraten. Das enttäuschte ihn keineswegs, sondern bedurfte nur schärferer Spielregeln. Ein Luder und ein fleißiger Taugenichts waren ja unter Umständen natürliche Partner und konnten einander ganz ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen begegnen. Julian musste lachen bei dem Gedanken an eine Beziehung, in der die rücksichtsloseste Offenheit regierte.«


André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 250
Nicht schlecht, vor allem der letzte Satz (aber leider, leider nicht repräsentativ).

21. August 2020

»(…) Dieser Mann hatte Julian nächtelang von der „Geographie der Frauen“ erzählt und ihm viele schöne Körperlandschaften beschrieben. „Alle sind schön“, war seine Hauptthese. „Die Männer sind sind nur für gewöhnlich zu primitiv, um das Sanfte im Wilden, das Schwarz im Weiß, das Dünne im Dicken, das Große im Kleinen zu bemerken. Jede ist vollkommen, auf ihre ganz persönliche Weise. Mein einziges Ideal ist die Abwechslung.

Es gibt Fräuleins, die haben Zehennägel oder Achselhöhlen, vor denen man niederknien möchte, und solche, für deren Rückenlinie es zu sterben lohnt. Andere sprechen das Wort Suppe mit einer Grazie aus, die einen bannt, und selbst an die Schatten von Damen habe ich schon mein Herz verloren. Enttäuschungen entstehen nur dort, wo wir uns durch feste Erwartungen dem Überraschenden verschließen. Gott schütze alle Weibspersonen.“«


André Heller 2018, Das Buch vom Süden, S. 216
Ja, nett. Nun könnte man meinen, ich hätte 216 Seiten des Buches gelesen. Dies ist nicht der Fall. Ich mag Heller grundsätzlich, aber in diesem Buch sind mir zu viele Adjektive, zu viele kleinteilige, verschachtelte Beschreibungen. Ich stelle fest: mich stören sowohl zu wenig Adjektive, als auch zu viele. Gerne mache ich mir ein plastisches Bild der Orte, Gegenstände und Personen, möchte aber keine inflationären und varianten-überbordenden Details, das hemmt meinen Lesefluss.

Wird zu wenig oder zu vage beschrieben, fehlt meiner Phantasie die Richtungsvorgabe, es wird beliebig, dann habe ich das Gefühl, ich hätte das Buch gleich selber schreiben können. Wird es zu viel, erscheint es mir wie ein abzuarbeitendes Wirrwarr, das mich nicht vorankommen lässt.

Ich habe im Buch die ersten ca. vier Seiten gelesen und dann gemerkt, dass mich dieses ewig lange Herumdümpeln in der Kindheitsphase der Hauptfigur Julian langweilt. Die Spielsachen, die Spiele, die Phantasien. Kind war ich selber und möchte es nicht wieder sein müssen. Ich blätterte also gnadenlos scannend weiter, ob der gute Julian endlich bald mal geschlechtsreif ist und sich für Erotik interessiert und seine Erfahrungen erzählt.

Erst bei Seite 216 hatte ich den Eindruck, hier könnte ich einen erneuten Einstieg wagen und auch lesen, nicht nur scannen. Also dieser oben zitierte Absatz gefiel mir ganz gut, obwohl mir der Stil weiterhin nicht zusagt. Ich blättere voraussichtlich schwungvoll mit scannendem Auge weiter, auf die Gefahr hin, dass ich Perlen überblättere.

Noch eine pikante Sache zu dem Buch: ich habe es gebraucht bei Amazon bestellt, über den Anbieter medimops. Es wurde als in „sehr gutem Zustand“ avisiert, was ich nur bestätigen kann. Ein offensichtlich komplett ungelesenes Taschenbuch, nicht eine Seite hatte die geringste Biegung. Ich kaufe gebraucht nur mit Zustand „sehr gut“, vorzugsweise sogenannte „Mängelexemplare“, die zumeist keinen Vorbesitzer hatten.

Gestern Abend nahm ich das Buch aus meiner Tasche, die ich unterwegs dabei habe. Plötzlich fiel ein Kärtchen heraus. Vermutlich steckte es irgendwo in der Mitte des nagelneuen Buchs. So ein Miniklappkärtchen, wie man es an Geschenke macht. Es hatte das bekannte Seerosenmotiv von Monet und die mit Füllfederhalter handgeschriebene Widmung darin lautete in etwa:
„16.12.2019

Liebe Meike,

ja! DER André Heller! Eines meiner Lieblingsbücher, so toll, so positiv wie Du! Alles Gute zum Geburtstag!

Deine Kathrin“
Ich habe mich ein bißchen für Meike geschämt. Wenigstens hätte sie das Buch doch einmal kurz durchblättern können, so dass die kleine Geburtstagskarte herausgefallen wäre und dann hätte sie anstandshalber nur das Buch an medimops geschickt. Es könnte aber auch sein, dass Meike eine André-Heller-Sperre hatte, was man ja haben darf, und die Lektüre daher von vorneherein indiskutabel war.

Auch kann es sein, dass Kathrin zur Geburtstagsfeier von Meike eingeladen war, sie aber gar nicht so eng befreundet sind, sondern eher nur gute Bekannte, und Meike auch nicht zu befürchten hatte, dass Kathrin sie demnächst befragt, wie ihr denn das Buch nun gefallen hätte, das ja ihr LIEBLINGSBUCH ist.

Ich hatte dann kurz die lustige Phantasie, wie Kathrin wohl geguckt hätte, wenn sie ihr Lieblingsbuch – da ja LIEBLINGSBUCH – abermals und abermals bei Amazon bestellt hätte, um es einer weiteren Freundin oder Bekannten zukommen zu lassen, und um Geld zu sparen, ein „sehr gutes“ Exemplar bei medimops geordert hätte.

Dieses wäre nun bei ihr eingetroffen und zum Zwecke, es in Geschenkpapier zu wickeln, hätte sie es gedreht und gewendet, und ihr eigenes Kärtchen vom Dezember 2019 wäre herausgefallen. Oh oh oh… Meike, Meike, Meike.

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