06. Mai 2020

Gräser heute am frühen Nachmittag in Charlottenburg. Auf einem sehr, sehr großen Hinterhof zwischen Kant- und Fasanenstraße. Der Frühling lässt sich durch Corona nicht aufhalten. Auch nicht durch Krebserkrankungen, auch Masken können nichts ausrichten. Kein privates Drama hat Einfluss auf die Wucht der explodierenden Natur. Ich erinnere mich gut, dass es mir oft weh tat, wenn der Frühling besonders schön war, und ich an einem Frühlingstag unter der Woche auf einer Bank in die Sonne blinzelte, in dieses junge, verheißungsvolle Grün. Nie hat es einen Frühling geschert, nie und nie. Am besten ist, man dividiert sein privates Elend und die zauberhafte Fülle des Frühlings auseinander. Man muss versuchen, es ganz unabhängig voneinander zu erleben und wahrzunehmen, damit das schwer Erträgliche das so Schöne und Verzaubernde nicht erstickt.
Gestern - oder war es vorgestern - musste ich sehr lachen. Ich kam am frühen Abend heim und hatte Lust den Fernseher anzuschalten. Ich bin ein bißchen auf Vox eingeschossen, da kommen die meisten Sendungen, die mich einigermaßen interessieren. Es war gerade Sendezeit für eine Folge einer Datingshow - Moment - wie heißt die noch... - also Leute sind zum Essen in einem Studio-Restaurant verabredet, ein Blind Date - "First Dates... Restaurant"? So ähnlich. Unter anderem bereit für so ein Date, eine junge Dame mit langen blonden Haaren, etwa Anfang Dreißig aus Brandenburg. Burschikoser Typ, wie man so sagt, zum Pferdestehlen (zufällig hat sie auch welche). Sie erzählt, dass es bislang noch nicht so recht geklappt hat mit den Männern, und sie es nun einmal auf diesem Weg versuchen möchte: "Ick hoffe ja immer noch, dass ick mal den Deckel zu meinem Topf finde, bis jetzt war nur Frischhaltefolie dabei!"
g a g a - 6. Mai 2020, 23:39









