04. März 2020

Aus meinem goldenen Notizbuch XXXVIII.
02. März 2020:

„S7, morgens gegen Neun, kurz vor Bhf. Zoo, Bahn fährt im Bahnhof ein, man bewegt sich Richtung Tür.

"FAHRSCHEINKONTROLLE. DIE FAHRSCHEINE BITTE!"

ruft der Kontrolleur, die Türen gehen gleich auf, ich muß raus! Aber noch bin ich drin und verkünde ihm:

"Ich steige jetzt aus, wenn Sie meine Karte sehen wollen, müssen Sie mit mir aussteigen!"

Er (in aller Ruhe):

"Ick bin frisch geschieden, ick bin flexibel!"

Dabei mein lebenslanges BVG-Abo im Portemonnaie (im Fach mit dem halbtransparenten Sichtnetz) hingehalten, er durchs Netz gescannt.

Na bitte.

25. Februar 2020

Heute Abend in der U 8 zwischen Hermannstraße und Weinmeisterstraße: drei bis vier Italienerinnen mittleren Alters (35 - 55) steigen zu, eine kollidiert mit meinem am Boden stehenden, an meine Bank angelehnten, gut in braune Pappe verpackten und verschnürten Bild im Format 70 x 70. Sie beugt sich zu dem Objekt, schaut es an, als wäre es ein Lebewesen und spricht voller Mitgefühl zu ihm: "Ooh, mi scusi, mi scusi!", begleitet von einer liebevollen Streicheleinheit. Mich hat sie dabei gar nicht angeschaut. Ich musste grinsen. Zwei Haltestellen später steigt ein dänisch sprechendes, sportlich und kultiviert wirkendes und groß gewachsenes Pärchen ca. Anfang Sechzig zu, nimmt auf der U-Bahn-Bank mir gegenüber Platz. Ich lese während der ganzen Fahrt ("Der Concierge: Vom Glück, für andere da zu sein" von Jürgen Carl, herzerwärmend). Dabei achte ich darauf, dass das Bild nicht kippelt und einigermaßen sicher an meiner Bank lehnt, halte es mit meinem linken Unterarm, der auf der Oberkante der Kartonverpackung wie auf einer Lehne ruht. Dann blättere ich das Buch schnell mit zwei Händen um, das Bild schwankt und fällt gegen die nebenliegende Sitzbank, kleiner Aufprall. Das dänische Pärchen unterbricht die angeregte Unterhaltung, starrt das gekippte Bild an, beide (vor allem sie): "Ohhh!!!!..!!!" Als könnte ein erheblicher Schaden entstanden sein, eine Verletzung, man rufe den Notarzt! Ich muss wieder grinsen, lache beinah, und winke beschwichtigend ab (weil ich weiß, wie bombensicher gepolstert und bruchsicher ich es verpackt habe), hole mit der linken Hand die gekippte Bildkante wieder zu mir und freue mich über dieses bemerkenswerte Mitgefühl meinem Päckchen gegenüber, von dem ja keiner genau weiß, was darin ist, nur ich weiß es. Noch nie hat jemand das Bild gesehen. Ich frage mich, ob es womöglich ein Eigenleben und eine Ausstrahlung hat, die sich geheimnisvoll durch den dicken Verpackungskarton arbeitet. Ich bekomme ein bißchen Respekt vor dem Bild. Morgen wird es wieder transportiert, diesmal von Mitte nach Charlottenburg. Ich berichte, sollten sich weitere Kollisionen und Unfälle begeben (sowie Mitgefühl).

17. Februar 2020





Abermals Freude und Irritation am Postkasten! Am Samstag fiel mir eine Karte neben der gewohnten Reklame in die Hände, die schon aufgrund des außerordentlichen Formats für eine weitere Karte aus Künstlerhand sprach. Hatte mir etwa der Herr aus Hannover abermals geschrieben und wollte seinen Namen bekennen, somit Ross und Reiter nennen? Ich schob die Lektüre etwas auf, da ich hungrig aus meiner Werkstatt gekommen war und auch Einkäufe zu verstauen hatte. Auch die Waschmaschine wollte ich noch anschalten. Die Lektüre der Karte wäre dann der letzte Akt meiner samstäglichen Aktivitäten. Die Einkaufstüten auspacken und die Vorräte in den Kühlschrank und so weiter packen kann ich noch ohne Brille. Auch das Waschpulver finde ich ohne Sehhilfe und da ich nur ein Waschprogramm benutze, finde ich es fast blind. Dann war es endlich so weit. Ich setzte die Brille auf und hoffte, dass es keine anstrengende Botschaft sein würde, die mich hier mit einer weiteren Karte ereilt. Kaum erkannte ich das Schriftbild, waren alle Befürchtungen weg. Mit rotem Farbband hatte jemand sehr ordentlich und fehlerfrei eine unverfängliche und kurzweile Mitteilung auf einer mechanischen Schreibmaschine getippt. Aber lesen Sie bitte selbst:

Vom Überwintern auf den Balearen und Erinnerungen an Jugendjahre in Paris ist die Rede. Auch wird eine Dame erwähnt.



Nun kann es sich um den Kartengruß eines Herrn in Damenbegleitung handeln oder eine mir entfallene Freundin, die gemeinsam mit jener Antonia den kalten Wintermonaten entflohen ist. Des weiteren wird Besuch von Franz wird erwartet. Ich kenne einen Franz, und ich weiß mit Bestimmtheit, dass er bis vor kurzem auf einer kanarischen Insel weilte. Von dort ist es nicht so weit zu den Balearen, also könnte es sich durchaus um den mir bekannten Franz handeln. Aber dass er bereits auf eigene Faust reist, überrascht mich dann doch. Ich meine mich zu erinnern, er hätte gerade seinen achten Geburtstag gefeiert. Somit erneute Grübeleien, von wem die Rede ist. Die Sache mit Paris machte mich nach einer Weile stutzig. Hat nicht mein alter Freund S. immer wieder von seinen Jugendzeiten in Paris geschwärmt? Begann nicht dort seine Liebe zur Kunst und schnellen Automobilen und schönen Frauen? (auf der Karte nebulös als "Natur" umschrieben) Ich konnte gar nicht schlafen deswegen, daher wollte ich mir durch eine spätnächtliche persönliche Anfrage Gewissheit verschaffen. So schrieb ich am 16. Februar 2020 um 0:34 Uhr:

"ich möchte ja nicht indiskret erscheinen, aber befinden Sie sich gerade auf den Balearen und denken oft an Jugendtage in Paris? (Falls nicht, vergessen Sie die Frage einfach sofort wieder!)"

Anderntags erhielt ich Antwort:

"In der Tat, liebe Frau Gaga! Aber woher wissen Sie denn das? Hat etwa Franz, die alte Plaudertasche, davon berichtet? Nun ein Glas Wein und sodann ins erfrischende Meer. Herzlich!"

Erleichtert entbot ich folgenden Gruß:

"Ich werde zu gegebener Stunde erhellen, wie mir diese Information zuteil wurde (inclusive Bildmaterial!).
Wünsche noch herrliche Tage! Gruß an Antonia und Franz!"

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