Mama vorhin am Telefon: "am Freitag im "Riverboat", da war der Wolfgang, mit dem Sohn von Manfred Krug. Habe mir dann auch gleich noch mal die Wiederholung am Samstag angeschaut! Er hält sich recht gut, ist ja auch schon 74." Gut, dass meine Mama so gerne Talkshows schaut, hätte ich sonst nicht mitgekriegt. So oft sitzt ja kein Verwandter in einer Talkrunde im Fensehen. Wolfgang "Zicke" Schneider ist doch ein G̶r̶̶o̶ßOnkel 2. Grades von mir, er hat jahrzehntelang mit Manfred Krug Musik gemacht, auf mehr oder weniger allen Platten Schlagzeug gespielt und auch bei seinem letzten Konzert in der DDR, vor seiner Ausreise. Da wurde jetzt zufällig eine Tonspur davon entdeckt und sein Sohn, also Manfred Krugs Sohn Daniel, hat nach Studium der Stasi-Akten verifiziert, dass es tatsächlich der letzte Auftritt in der DDR war. Schönes Gespräch mit Daniel Krug, Kim Fisher und Onkel Wolfgang. Ist in der Mediathek vom mdr, ab Minute 59. Hier zum Anschauen:
https://www.mdr.de/riverboat/riverboat-gesamt-avplus-432.html
g a g a - 28. Oktober 2018, 15:17
[ Ein privater Dialog, 25. Oktober 2018 ]
Georg
Warum ist Dir die Lust am Fotografieren abhanden gekommen?
Gaga
wegen dem ganzen hochgejazzten Instagram-Gewichse allenthalben, der inflationären Rezeption, dem Gefühl nur noch eine Stecknadel im Heuhaufen zu sein, weil ich auch ganz viel auf unverarbeiteter Halde habe, mich nicht wiederholen will, und auch wegen eines sehr privaten Grundes. Da kommt ganz viel zusammen. Aber schön, dass du fragst...
Georg
wenn eine der besten Fotochronistinnen der Welt ihre Arbeit einstellt, muss man schonmal nachfragen. Du solltest mal eine richtige Ausstellung anpeilen. In der Seven Star Gallery oder etwas in der Kategorie (Kein Bunker oder Gefängnis). Retrospektive. Es würde passen, ich habe eh das Gefühl, das in diesem Jahr eine Ära / Phase zu Ende ging.
Gaga
das ist unbenommen, das werde ich auch, aber dann nicht nur eindimensional Fotografie auch die anderen Bereiche, die ich bislang versteckt habe. Zwischen April 2018 und August 2018 sind ca. 50 Bilder/Objekte entstanden, spielerisch, auch weil ich inneren Tapetenwechsel brauchte, aus explantierten analogen Kameras, mit denen ich besondere Aufnahmen, Lebensphasen verbinde, ich habe die hochwertigsten Teile jeder Kamera verarbeitet, das Ergebnis ist wie aus einer fernen, glamourösen, außerirdischen Kultur. Kleinere Teile, dann wurden sie immer größer und sprengten den Rahmen und die Wände meiner Wohnung, ich arbeitete zunächst auf dem Balkon in der Sonne oder mit einer Schutzplane im Wohnzimmer auf dem Teppich, Untergründe Fundsachen, stabile Kartons etc. andere metallische Fundsachen aus meinem Haushalt verarbeitet, weil ich ungerne Metall im Müll entsorge. Als ich alles verarbeitet hatte und die Wände entschieden zu voll waren und ich sowieso wegen eines Handwerkertermins in mein Atelier in Neukölln musste, das nur noch Lagerfunktion für alte Sachen, Bilder von früher, unbemalte Leinwände und meine Projektionswände und Beamer hatte, alles noch von der Ausstellung im letzten Jahr einfach so abgelegt nach dem Rücktransport, Kraut und Rüben, da fiel mir vor Ort auf, dass es gut tun würde mal richtig dort aufzuräumen und es auf Vordermann zu bringen. So habe ich dort in den letzten zwei Monaten renoviert, es richtig, richtig schön gemacht, ein Schmuckstück. Zuerst malern, dann malen. Mir fiel bei einem der letzten Bilder, das ich in der Wohnung fabrizierte auch auf, dass es ein unnötiger Dilettantismus ist, mit Fundsachen wie Kartons, die eh nicht ganz plan sind bzw. nicht bleiben nach der Bearbeitung, zu arbeiten, wenn ich unbearbeitete Leinwände habe und ein Atelier. Was für ein Luxus. Das dämmerte mir so richtig. Ich wollte jahrelang keine materialisierten Bilder mehr in einem mich erschlagenden Ausmaß machen... was hinterlässt man, wem... und dann begriff ich, dass man sowieso IMMER Materie hinterlässt, und wenn ich in meiner Verkörperung einen massiven Drang habe, Materie zu formen, warum soll ich es mir verbieten, verkneifen....? Das ist doch Quatsch!
Georg
Ja sicher!
Gaga
Mir ist auch inzwischen klar, dass es nur noch eine mich befriedigende Würdigung meiner fotografischen Aktivitäten geben kann, und das ist in einem veritablen Ausstellungs-/Kunst-Kontext. Kein digitaler Selbstbedienungsladen mehr, keine Freundschaftsdienste mehr in Form von opulenten Dokumentationen von Auftritten von befreundeten Musikern und Musikerinnen. Als du um 2010 oder war es 2011 dein zweites poetryclub-Album gemacht hast, mit einem Cover, das mir ehrlich gesagt nicht nur in den Augen weh getan hat, war das auch ein gewisser Einbruch für mein Ego. Ich dachte an die etwa zweitausend Bilder, die ich von dir gemacht hatte, mit so viel Herzblut, und nichts davon fand je eine nachhaltige Materalisierung. Das war so schade. Das wäre ein schönes Booklet geworden. Aber das ist Vergangenheit. Ich habe gerade eine ähnliche Frustration erfahren und auch deswegen die Schnauze voll.
Georg
*Daumen hoch*
Gaga
das ist ja ein sehr knapper Kommentar auf meine Offenbarung! Ihr Männer seid einfach faule Säcke - immer der Weg des geringsten Widerstands! ;-)
[ edit - Fortsetzung ]
Georg
Nein. Nur weil ich auf Arbeit im Auto bin. Und auch ungern ins Telefon tippe. Kommentar kommt später...
Gaga
das klingt durchaus glaubwürdig, habe mir übrigens erlaubt, diesen Dialog in meinem neuesten Eintrag im Logbuch von meinem Raumschiff zu verarbeiten, da die Offenbarungen ja nur auf meiner Seite liegen.
Georg
*Daumen hoch*
[ Fortsetzung folgt eventuell, abhängig von der Offenbarungs-Toleranz von beiden Seiten ]
Georg
*Daumen hoch*
[ edit - Fortsetzung ]
Georg
Ich denke viel über dein Geschriebenes nach, schaffe es aber heute nicht mehr, mit einer längeren Antwort. Musik geht vor quasi ... muss mir noch because the night von Patti Smith anschauen...
Gaga
denk nur nach, das wird dein Schaden nicht sein! Kein Stress, guten Abend dir, ich bin später wieder in meinem Atelier.
Georg
aah das mit dem Atelier klingt so gut... toll!
Gaga
da sind jetzt ja auch die Gaga Nielsen-Regiestühle.... und zwei Fotografien, die dich zeigen, haben einen Ehrenplatz, aber weniger aus Sentimentalität, sondern weil sie einfach so gut sind ;-)
Georg
Also ich denke halt oft auch über die Fehler nach, bzw. die Umstände, warum gewisse Dinge sich wie entwickelt haben und so geschehen sind. Oftmals nicht optimal. Nein, sogar richtig scheisse. Mit Schmerzen. Und ob das noch immer als ein Teil eines grösseren Ganzen gelten darf, welches dann irgendwann doch noch zum Ausdruck kommt, und dann alles was zuvor war, liebevoll und schlüssig integrieren kann. Sehr gerne würde ich schauen, was sich in den nächsten Jahren noch entwickeln kann. Die Zeit läuft, also mit lang drüber nachdenken ist es eigentlich auch vorbei. Schlingensiefs machen machen machen! kommt mir da wieder in den Sinn. Das Feld in unserer Generation lichtet sich ja auch immer mehr. Vielleicht kommt es jetzt (szenemäßig) in Berlin auch wieder zu neuen Fusionen! Ich hab auch einen Plan, ein Ziel, dass ich hier jetzt lieber noch nicht ausbreiten möchte, das erzähle ich Dir dann lieber erstmal privat. Aber ja, alles was Du schreibst gibt mir zu denken, und inspiriert. Und das war schon immer die Essenz unserer Verbindung. ...sollte man was draus machen solange es noch geht ;-) <3
Falls du das abdruckst, mach bitte noch ein paar Korrekturen an den Drehern usw. - danke und gute Nacht
P.S. Inspiration als Essenz der Verbindung ist gemeint. Nicht das Denken. Viel denken mussten wir in unserem Flow ja gar nicht. Das war eher das pure Sein und Schöpfen...ohne Denken...da hat ja eher das Universum für uns gedacht. hehe
Gaga
ja, so war das - gute Nacht, Georg
Georg
Manchmal versagt ein Universum halt auch. ;-)
Gute Nacht
Gaga
ich hab die zweite Platte übrigens nie gehört, nur gesehen
Georg
ich hab sie seitdem auch nicht mehr gehört. die erste aber auch nicht. Mir bumms. Hab noch ein drittes Album vorbereitet, mache ich nächstes Jahr fertig und dann wars das mit Rückert. Nach dem zweiten Album war ich durch, Lust kaputt. Zu viele schlechte Gigs, blödes Album, Sackgasse. Da war dann bei mir das Feuer auch gelöscht.
Gaga
alles sehr weit weg, auch für mich, aber dennoch sind auf meiner Lieblingsplaylist ca. 3, 4 Songs... mein Live-Mitschnitt von Widerspruch aus der Brotfabrik, die Audiospur meines Videos, Dschellaladin, Schwesterbraut und evt. noch eins, das mir gerade entfallen ist.
g a g a - 25. Oktober 2018, 13:47
The Doors Alive im Quasimodo. Hat mans mal gesehen. Der Brite Mike Griffioen gibt Jim Morrison, Norbert Varga spielt Ray Manzarek. Auch ein Gitarrist, Baz Meyer und ein Drummer, Buzz Allan sind mit dabei. Die Gruppe wird gerne als die überzeugendste Doors-Coverband bezeichnet, wobei man schon sagen muss, dass die äußerlichen Eckdaten des Sängers, inclusive des Schnitts seiner Lederhose schon gut für die Rolle geeignet sind. Auch die Stimmlage und Stimmfarbe und der Gesang sind verblüffend. Er gibt auch sehr viel im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber als Reinkarnation würde ich das nicht bezeichnen wollen. Jenny, die mitkam, fand ihn total ausstrahlungsarm, Ina hat sich auf die musikalischen Wiedererkennungseffekte konzentriert, wir haben schon auch getanzt, aber der richtige Drive oder gar Magie wollte sich nicht einstellen. Dafür hätte es ein paar Drogen gebraucht, die nicht verfügbar waren. Jenny hat eine ganze Weile nach dem passenden Wort gesucht, das bezeichnet, in welchem Ausmaß Mike Griffioen Jim Morrisons Performance verinnerlicht hat, es wollte ihr nicht einfallen. Ich machte Angebote: "adaptiert"? "absorbiert"? "inhaliert"?. Sie schwankte. Der Sound war recht undifferenziert gemischt, um nicht zu sagen versuppt, und so ganz aufeinander eingespielt war die Rhythmusabteilung auch nicht. War dennoch ein launiger Abend. Ich fragte mich allerdings, ob die echten Doors nicht vielleicht auch vom Tempo her ein bißchen behäbig waren, manche Rhythmen sind arg schunkelig. Der Kult beruht schon stark auf dem Charisma von Jim Morrison und den absoluten super Hits wie "Light my Fire", "Riders on the Storm", "The End" oder "Spanisch Caravan" oder "She lives on Love Street" und dem "Alabama Song". Schon großartige Nummern. Reicht ja auch, so sechs, sieben Songs im Rock-Olymp. Was ich allerdings ganz klar als Erkenntnis mitgenommen habe, ist das Potenzial der Frontmann-Pose von Jim Morrison als Role Model. Rocksänger, die sich stehenderweise auf der Bühne, ohne umgehängte Gitarre ein wenig verloren fühlen, sollten sich einfach mit einem kraftvollen Griff mit beiden Händen am Mikro festhalten, das hat so eine subtile Erotik und erfordert auch keinerlei tänzerisches Können. Das sollte eigentlich jeder hinkriegen. Nur mal so als Tipp. Jedenfalls besser, als mit den Händen in den Hosentaschen auf der Bühne zu stehen. Anschließend haben wir noch was in der nahe liegenden Paris Bar getrunken. Am Nachbartisch war ein etwas bizarres Publikum, wie man das beobachtenderweise auch mal amüsant finden kann, zeitweise. Darunter eine schrille Dame mit Schlauchbootlippen und Polizeimütze und anstrengender Tonlage. Aber das Bier war o.k. Obwohl es spät war, wurde diesmal nicht geraucht. Lag daran, dass Michel Würthle nicht da war, der sonst den Auftakt macht, und dem sich dann der Rest anschließt. Aber dann wäre der Abend sicher noch länger geworden. Beim Gehen traf ich auf den Fotografen André Rival mit lustiger Mütze, lange nicht mehr gesehen. Er hatte mitbekommen, als ich erzählte, warum mir die Lust am Fotografieren vorläufig abhanden gekommen ist, und ich wieder male, er schien es zu verstehen. Die paar Schnappschüsse hier sind eher beiläufig, ohne echtes Herzblut entstanden. Kein sentimentales Archiv.

g a g a - 24. Oktober 2018, 16:52