18. Juni 2016
Ich fühle Sommerlust
und fühle Winterschauer
Und einen Schauder
daß ich bin von kurzer Dauer
Doch eine Ahnung
daß ich ewig bin vom Stamme
und daß nicht sich verzehrt
die mich verzehrt die Flamme
Es ist ein niedrer Trieb in mir
und höhres Streben.
Dem soll ich folgen und mich
jenem nicht ergeben
Ich steh in Gottes Hand
ich ruh in Gottes Schoß
Vor ihm fühl ich mich klein
in ihm fühl ich mich groß
Auf Erden gehst du
und bist der Erde Geist
Die Erd erkennt dich nicht
die dich mit Blüten preist
Auf Sonnen stehst du
und bist der Sonne Geist
Die Sonn erkennt dich nicht
die dich mit Strahlen preist
Im Winde wehst du
und bist der Lüfte Geist
Die Luft erkennt dich nicht
die dich mit Atmen preist
Auf Wassern gehst du
und bist des Wassers Geist
Das Wasser kennt dich nicht
das dich mit Rauschen preist
Im Herzen stehst du
und bist der Liebe Geist
Und dich erkennt das Herz
das dich mit Liebe preist
Friedrich Rückert 1788 - 1866

und fühle Winterschauer
Und einen Schauder
daß ich bin von kurzer Dauer
Doch eine Ahnung
daß ich ewig bin vom Stamme
und daß nicht sich verzehrt
die mich verzehrt die Flamme
Es ist ein niedrer Trieb in mir
und höhres Streben.
Dem soll ich folgen und mich
jenem nicht ergeben
Ich steh in Gottes Hand
ich ruh in Gottes Schoß
Vor ihm fühl ich mich klein
in ihm fühl ich mich groß
Auf Erden gehst du
und bist der Erde Geist
Die Erd erkennt dich nicht
die dich mit Blüten preist
Auf Sonnen stehst du
und bist der Sonne Geist
Die Sonn erkennt dich nicht
die dich mit Strahlen preist
Im Winde wehst du
und bist der Lüfte Geist
Die Luft erkennt dich nicht
die dich mit Atmen preist
Auf Wassern gehst du
und bist des Wassers Geist
Das Wasser kennt dich nicht
das dich mit Rauschen preist
Im Herzen stehst du
und bist der Liebe Geist
Und dich erkennt das Herz
das dich mit Liebe preist
Friedrich Rückert 1788 - 1866

g a g a - 18. Juni 2016, 22:19