15. September 2015





Youkali Tango. Kurt Weill. Höre ich sehr oft. Es gehört zu einer Wiedergabeliste, die ich sehr oft höre. In der Liste ist auch High Voltage Queen. Und Sing. Und Summertime. Und Libertango. Und Sunday Lover. Und Fang mich an. Und Folle de toi. Und Anybody seen my baby. Und Wo. Und Steine. Und Auflösen. Und Breakdown. Und Erinnert. Und The Music Played. (Nicht von Kurt Weill.) Als es nur wenige Tage zu meinem Geburtstag war, wollte ich den countdown mit einer dichteren Bildfolge festhalten. Es ist sehr lange her, dass über einen gewissen Zeitraum nahezu oder sogar täglich Bilder von mir entstanden sind. Ich hatte mehr Zeit als sonst und wollte mir in Bildern vorführen, wie ich diese vermeintliche Klippe umschiffe. Es war nicht einmal ein kleines Korallenriff und schon gar kein Eisberg. Fünf Tage im schönen Alter von neunundvierzig lagen noch vor mir. Ich habe sie auch gut verbracht und wertgeschätzt. Aber als die fünf Tage vorbei waren, ging es natürlich innerhalb von Stunden schnell bergab. Man macht sich keine Vorstellung.





Kaum ist man fünfzig, geht es los. Man kann auf die Uhr schauen. Morgens beim Aufwachen schmerzen die Knochen, man kommt praktisch kaum noch ohne Hilfe aus dem Bett. Aufgrund der starken Eintrübung der Sehfähigkeit tapert man halb blind ins Badezimmer, wo man größte Schwierigkeiten hat, die Duschwanne zu finden, geschweige denn zu überwinden. Über Nacht verlieren die Haare die natürliche Pigmentierung und fallen aus. Der Stoffwechsel ist annähernd eingestellt. Man sitzt den ganzen Tag herum und stiert unmotiviert aus dem Fenster und hat keine Pläne mehr. Man ist alt. Die Leute (Männer sowieso) bemitleiden einen oder nehmen keine Notiz mehr von einem. So ist es ab fünfzig. Man gehört zum alten Eisen. Ein Neutrum dazu. Früher war man Frau, nun ist man Seniorin. So ist das. So hat man es immer befürchtet. Auftakt zu einem geschlechtslosen Dasein.



Na gut, vielleicht habe ich jetzt doch ein wenig übertrieben. Ich hatte jetzt ja zwei Wochen Zeit, mich mit dem neuen Lebensabschnitt, dem Eintritt in das sechste Lebensjahrzehnt zu arrangieren. Ich kann keine Tipps geben, außer dass man sich ungeniert mit den Tatsachen konfrontieren sollte. Alles stimmt, was ich geschrieben habe, aber zum Glück in weitaus geringerem Ausmaß. Wenn man es geschickt anstellt, lassen sich die sehr einschränkenden Alterserscheinungen sicher noch ein bis drei Jahrzehnte hinauszögern. Ich bin noch nicht bereit für die Alters- oder Wechseljahre-Depression, falls sie überhaupt an die Tür klopft. Vielleicht ist es ja so ähnlich wie mit manchen Drogen, die die Grundstimmung verstärken, herausarbeiten. Es wurde immer empfohlen, keine LSD-Experimente zu machen, wenn die psychische Konstitution labil ist oder zur Depression tendiert. Nur Gras rauchen, wenn es einem halbwegs gut geht, sonst mentaler Einbruch. Ich bin bis jetzt sehr gerne Fünfzig. Vielleicht sind die schwersten Prüfungen vom Schicksalsgott in meinem Fall in die erste Lebenshälfte gestopft worden und jetzt bin ich endlich dran.



Ein paar Sachen gehen ja noch. Und man sollte sowieso immer in Übung bleiben. Mit allem. Überhaupt mit allem. Außer vielleicht Kinderkriegen. Nicht alles, was man abhaken muss, ist eine Tragödie. Tragisch sind nur zwanghafte Vorstellungen über die eigene Person und was man meint, das einem im Leben zusteht. Das ist doch das ganze Drama. Ich hatte gerade ein interessantes Erlebnis, was Verzicht und Belohnung angeht. Geradezu mysteriös. Aber ich kann daraus kein Gesetz ableiten. Das erzähle ich aber ein andermal, es ist spät, ich brauche meinen Schönheitsschlaf, damit ich auf Siebenundvierzig geschätzt werde.

14. September 2015





Kopiert aus dem Eintrag von gestern. "(...)hatte kaum fotografiert, da ich sehr spät kam, als alle Lesungen bereits vorbei waren. Ich kam, um zu trinken, zu plaudern und zu tanzen. Zwei Freundinnen, die ich traf, erzählten, dass die Lesung von Ulrich Matthes sehr gut gewesen sei. Ich fragte noch, ob so gut war, WAS er las oder WIE er las (es war wohl ein Kapitel aus tschick von Wolfgang Herrndorf, von dem ich selbst nur das einleitende Kapitel kenne, was ich "nett" fand, aber nicht packend). Die Antwort war "Es war, WIE er las". Mir durchaus verständlich (...) Ich sah ihn noch draußen auf der Terrasse (...) Als ich ankam, es war schon dunkel (...) spielte eine Gruppe, die ich nicht kannte, Männer im mittleren Alter, in für meinen Geschmack äußerst unattraktiver Bühnenkleidung. Ich ging sogar so weit, den Sänger der Gruppe zu bitten, seinen seltsamen roten Anorak auszuziehen. Es war ein erwachsener Mann, der Ähnlichkeit mit Wondratschek in seinen jüngeren Jahren hatte. Er lächelte nur irritiert und behielt das seltsame Kleidungsstück an. Ich machte kaum Bilder, es ging mir gegen den Strich, ich verlor die Lust, das war mir alles zu unattraktiv. Als mein Akku den Geist aufgab, war ich nicht weiter unglücklich darüber, weil ich auf niemanden traf, den abzulichten, ich als einmalige Gelegenheit empfunden hätte." Aber das wilde Tanzen im Kaminsaal war es wert. Ina und Ann und sogar Jan. Ich wusste gar nicht, dass ich so leicht animierbar bin, wenn jemand einen starken Impuls in der Richtung hat. Besinnungslos, ohne Verstand. Wird ja auch nicht gebraucht beim Tanzen. Ich war gar nicht unten am See, es war auch schon dunkel. Ich erwähne nicht, wie die Gruppe hieß, die auf der Terrasse spielte. Handwerklich solide, auch die Texte, aber zu nett, zu geplätschert, da tat nichts weh. Braucht man nicht verlinken oder erwähnen. Hat auch einen fürchterlichen Namen. Bandnamen sind wichtig. Gar nicht so leicht, einen zu finden, der nicht peinlich oder gewollt originell klingt. Aber nicht mein Problem. Egal. Erwähnenswert scheint mir etwas völlig anderes. Es fällt mir zunehmend auf, wie viele (auch mir bekannte) Menschen bei diversen Events auf facebook auf "going" klicken, anstatt auf "maybe" oder "can't go" und dann in keinster Weise erscheinen.




Verstehe ich nicht. So wenig Überblick über den Terminkalender und die virtuellen Aktivitäten? (Pseudo)Aktivitäts-Aktionismus? Wenn ich bei einem Event angebe, ich gehe hin, ist das sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn auch manchmal sehr spät. Und wenn mir etwas querliegt, ändere ich die Angabe. Na ja. Mir fehlt da vielleicht der Spieltrieb und ich nehme das alles so ernst und verbindlich, wie ich es handhabe. Oder diejenigen, die ich nicht sehe, haben einen anderen Biorhythmus als ich und kommen zur Kaffeestunde, wenn sich ein Nachtfalter wie ich noch nicht einmal die Wimpern getuscht hat, geschweige denn, etwas angezogen.

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