05. Dezember 2014




Bitte Input
03.12.2014 um 01:11 Uhr
von: Gaga Nielsen
an: Duke Meyer

ich brauche noch mal ein bißchen Inspiration von dir. Sitze vor meiner kleinen
Fratelli-Diaschau und komme nicht richtig rein. Das sind die paar verstohlenen Aufnahmen. Ich hatte, glaube ich, eine weiße Tomatensuppe - oder war es eine Spargelcremesuppe? Und das Saltimbocca mit Spinat. Und danach irgendein Eis mit Erdbeeren. Und man durfte rauchen. Und draußen hat es weiter geregnet, es war, nachdem wir mit der U-Bahn von Mariahilf vom Café Jelinek gekommen waren, hungrig und - - - ja - - was hast du denn gegessen und getrunken, erinnerst du dich? Schreib mal irgendwas, ich klau es dann für mein Blog und schreibe selber was. Ich weiß nur noch, wie es dir geschmeckt hat und du warst ganz zufrieden. Ich war auch sehr zufrieden mit der Vorspeise und dem Nachtisch und dem sehr charmanten Service und die ganze Atmosphäre war, als wäre man in einen italienischen Siebziger-Jahre-Film katapultiert worden und wenn Adriano Celentano reingekommen wäre, oder am Nebentisch gesessen hätte, wäre es auch nicht verwunderlich gewesen. Ein totaler Flashback in ein heiles Spielfilm-Italien-Klischee. Da war es auch nicht so wichtig, dass ich den Wein, den Frascati, zu fruchtig fand, und das Saltimbocca ein bißchen versalzen. Aber wie du dich gefreut hast, das war mir Freude genug (...)                                                
Gaga




AW: Bitte Input
03.12.2014 um 03:28 Uhr
von: Duke Meyer
an: Gaga Nielsen

ich kann morgen abend was drüber schreiben - vorher bin ich "ausgebucht" (und die Nacht ist schon wieder kurz geworden... muss früh raus, ha). Wollte ja schon vor Tagen was auch darüber schreiben bzw. es miterwähnen - aber hatte mich verzettelt, das Konzept ging nicht auf und dann musste ich's aufschieben wegen Wichtigerem. Zur Sache: Deine Vorspeise war weiß - aber ich weiß auch nicht mehr genau, ob weiße Tom- oder Spargelcreme-. Saltimbocca, ja. Ich hatte als Vorspeise vorzügliche Bruschetta und als Hauptgang so ziemlich die besten Medaillons in Zitronensauce, die ich je gegessen habe (die sich damit auch als die preiswertesten ever tasted erwiesen, obwohl sie so teuer waren - 32 Euro allein mein Hauptgang, glaub ich). Leider hab ich den italienischen Namen des Gerichts vergessen - scaloppine al limone oder alla lemone - weiß nicht mehr, ob Scaloppidings, das heißt ja eigentlich Schnitzel. Aber sind Medaillons keine? Fragen über Fragen... Als Dessert eine schwarz-weiße Mousse au chocolat. Italienische Namensversion ebenfalls nicht erinnert. Adriano C. hattest du schon erwähnt, als wir dort am Tisch saßen. Ich hörte ihn ab da sozusagen mit und genoss alles von der ersten Sekunde an. Selten solch vollendete Kellnerperformance erlebt: zuvorkommend bei gleichzeitiger Zurückhaltung, und dieses Zerfließen der Grenzen zwischen der geschmeidigen Freundlichkeit eines ausgebildeten Obers und einer, die von persönlicher Zuwendung nicht mehr unterscheidbar war... (wie bei einem Schauspieler, der seine Rolle verkörpert im Wortsinn: Er IST dann der Charakter, weil er ihn mit seinen eigenen Gefühlen baut. Echt und maßvoll zugleich). In großartiger Balance: immer gleich zur Stelle, aber ohne zu drängen oder auch nur einen Hauch von "Druck" übrig zu lassen, wie es in Lokalen passiert, wo die Höflichkeit des Personals steif bleibt (und dadurch etwas "Rauhreif" davon an Gästen und ihrer Stimmung hängenbleiben kann - und sei's nur, dass sie ihr eigenes Benehmen unbewusst in Frage stellen als weniger formvollendet... Ah, du siehst, ich sehe - es möchte sich schon selber schreiben Ich fand's ein bissi schade, dass dein kulinarisches Erlebnis hinter meinem zurückblieb damals... Ich hatte Glück gehabt mit meiner Auswahl (zumal ich italienische Küche ohnedies favorisiere). Und wahrscheinlich kommst du öfter dazu, auf vergleichbarem Preislevel zu dinieren als ich. So Gelegenheiten habe ich selten, aber stellte bei solchen schon dann und wann fest, dass preislich gehobenes Niveau ein ebensohohes beim Essen keineswegs immer garantiert (ich mecker ja gern auch auf hohem Plateau, äh, Niewo). Sogar mein Wein war perfekt - aber, zum Donner, ich kann mich nicht erinnern, was für einen ich mir servieren ließ. Umso mehr an deinen Frascati, dass der nicht staubt, gehört zu dem Wenigen, was ich hätte voraussagen können. Wenn ich geahnt hätte, dass du darauf aus warst. Ich schätze deine Kenntnisse in vielen kulturellen Bereichen wie Details automatisch umfangreicher ein als meine. Daher kam ich, als du Frascati bestelltest, auf keine andere Idee als die, dass dir genau nach dessen fruchtigem Flair zumute sei. Alles drumherum passte so gut, die Einrichtung, ja, und der Regen, aus dem heraus wir ins Fratelli überhaupt hineinstolperten. Rückblickend unvergesslicher Moment für mich: dieses dort Hineingeraten und dann Ahhh und Oooh. Wir restaurierten uns (...). Spüre die Sauce noch auf meiner Zunge, die ein ebensogutes Gedächtnis hat wie meine Haut und mein Ohr. Habe erst kürzlich, und noch überraschender, auf vergleichbar hohem Resto-Level gespeist. Worüber ich ja eh was schreiben will, nach wie vor. Auch wenn noch offen bleibt, wohin dann damit: aber was ich dir eh gern zuschicke, ob ich das dann auch in die Öffentlichkeit jage oder nicht. Und sei's wegen der bloßen Erwähnung des Erlebnisses im Fratelli, wo alles so geschmeidig passend um uns herumfloss, als gelungene Kulisse des langen Moments, bis in die
(...) Details.




Gute Nacht. Ich schreib dir morgen abend was zu dem tollen Fratellinachmittag, den du mir schenktest. Deine Gesellschaft genoss ich übrigens wie das Mahl, es fehlte am Schluss nur die Stimme aus dem Regie-Off: "Und Schnitt! Danke, Kinder, wunderbar, das hätten wir im Kasten! Perfetto!"                          

: : alle Wiener Geschichten : :

01. Dezember 2014









Das Taxi hält in der Otto-Bauer-Gasse 5, im sechsten Bezirk. Café Jelinek. Die schönste Passage zum Copy-Pasten finde ich eindeutig bei Planet Vienna: "1910 eröffnete eine jüdische Kaffeesiederfamilie das Lokal an der Otto-Bauer-Gasse 5 und betrieb es längere Zeit. Kultstatus in der Wiener Kaffeehausszene erlangte das Jelinek ab 1988. Nicht nur wegen seiner schrulligen Einrichtung, die seit jeher kaum modernisiert worden war, sondern vielmehr wegen dem Ehepaar Günther und Maria Knapp, welches hier ab dem genannten Jahr wirkte. Während Herr Knapp hauptsächlich in der Küche zum Rechten sah, mauserte sich Frau Knapp zum Hauptinventar im Jelinek. Viele Wiener denken noch heute mit Wehmut daran zurück, wie sie täglich im weissen Apothekerkittel - auch ihr Mann trug so einen - und tief auf ihrer Nase sitzender Brille, den Laden so gut wie alleine schmiss, wohlwollend aber diktatorisch. Die Dame genierte sich nicht, Leute bewusst warten zu lassen oder gar zu ignorieren, wenn diese es pressant hatten. Bald war auf einem Schild an der Wand auf englisch und deutsch zu lesen: "Wer's eilig hat, wird hier nicht bedient". Nun ja. Das klingt ein wenig anstrengend. Und weiter:





"Gegen den neuzeitlichen Kommunikationsdrang hatte Frau Knapp offenbar eine Aversion: Sie entfernte die Telefonkabine und führte gleichzeitig ein Handy-Verbot ein. Zuweilen verfiel sie einem Verbotszwang. Nicht nur Hunden war der Zutritt verwehrt; sage und schreibe klebte einmal sogar ein Täfelchen mit durchgestrichenem Kleinkind an der Eingangstür – Babys unerwünscht. Doch gegenüber Gästen, die es nicht eilig hatten, nicht telefonierten und weder Hunde noch Babys dabei hatten, zeigte sich Frau Knapp meist höchst zuvorkommend, freundlich, einfühlsam, ja oft bemutternd – was dem einen oder anderen jungen Herrn schon mal etwas unangenehm werden konnte. Vielen Gästen glaubte sie, ihren Konsumationswunsch vor der Bestellung von den Augen ablesen zu können: "Sie sind ein Teetrinker." Will man das? Möchte man das? So lustig sich das liest, man - oder genauer ich - bin nicht so sehr betrübt, dass ich diesem strengen Regiment entkommen bin. Obwohl ich ja sogar gute Chancen gehabt hätte, mich zum bevorzugten Gast zu mausern. Keine Eile. Kein Hund. Kein Kind. Kein Kegel. Auch bin ich äußerst reinlich.





Herrn Phettberg soll sie aus dem Lokal gebeten haben, mit der Aufforderung, sich erst einmal zu waschen. Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass er nicht so angenehme Ausdünstungen hatte. Sie musste ja auch Rücksicht auf die anderen Gäste nehmen. Deshalb auch der separierte Raucher-Bereich, den wir gar nicht identifiziert haben. Diese Beschreibungen beziehen sich ja alle auf die Vergangenheit, die Dame hat längst das Zeitliche gesegnet, ebenso wie ihr Mann. Die neue Bewirtung zeigt eindeutig weniger Profil, ich kann mich nur erinnern, dass man nicht unbedingt überschwänglich warm begrüsst wurde. Die Bestellung wurde eher pragmatisch sachlich entgegengenommen. Die Einrichtung ist aber eindeutig nicht von dieser Welt. Nicht aus dieser Zeit, wollte ich sagen. Sehr pittoresk, sehr stark patiniert. Um diese frühe Tageszeit (irgendwann zwischen Mittag und Nachmittag) fanden sich noch nicht so viele Gäste ein. Es war ja auch noch ein Tag unter der Woche, und Müßiggang im Kaffeehaus kostet ja auch Geld. Auch wenn man sich als Student drei bis vier Stunden bei einem Verlängerten aufhält. Ich habe die Rechnung vom Jelinek nicht mehr, aber wir hatten auf jeden Fall irgendeinen Kaffee, so viel ist sicher. Oder auch zwei. Vielleicht auch, weil es ein bißchen leer und ruhig war, und der Regen so ausdauernd einschläfernd vor sich hinregnete, hatten wir nach etwa einer dreiviertel Stunde Mühe, die Augen aufzuhalten. Wahrscheinlich steckt das auch an.







Kaum verfällt einer in so eine leichte Starre, verlangsamt sich auch alles andere um das betreffende Lebewesen, und das springt dann auf das Gegenüber am Kaffeehaustisch über. Wir waren uns recht gleichzeitig einig, dass wir uns woanders hin begeben sollten, bevor der Alphazustand ein Nickerchen auf der grünen Polsterbank einläutet. Ein Herr am Nachbartisch war noch so kooperativ, uns die Frage zu beantworten, wo die nächste U-Bahn-Haltestelle zu finden sei. Die Antwort wurde ebenfalls sehr pragmatisch herrübergereicht, ohne sich umständlich mit einem Lächeln aufzuhalten. Warum sollte man sich an so einem Regentag auch verausgaben. Wir waren jedenfalls einmal im berühmten Jelinek.




Auch wenn ich keinen Schauspieler gesehen habe, außer dem mir gegenüber. Aber das war sicher auch eine eher ungünstige Tageszeit, denn Planet Vienna versichert: "Das Publikum setzt sich primär zusammen aus Quartieransässigen, Studenten und auffallend vielen namhaften Schauspielern und solchen, die es gerne wären, es aber nicht sind und wohl auch nie werden, sich aber trotzdem so geben, als gehörten sie zur Elite." Das ist ja sehr interessant. Und so war ich außerdem auch einmal in Mariahilf. Der Fußweg zur U-Bahn führte uns durch eine sehr lange Einkaufsstraße, die Mariahilfer oder die Gumpendorfer Straße, die mich ein bißchen an die Wilmersdorfer und die Schloßstraße in Berlin erinnert hat. Deswegen habe ich wahrscheinlich auch keine Fotos gemacht. Kein Alleinstellungsmerkmal! Die U-Bahn hat uns dann wohlbehütet wieder in die innere Stadt, zum mittlerweile schon vertrauten Stephansplatz gebracht. Nach der doch etwas anstrengenden Kaffeehaus-Sitzerei und der U-Bahnfahrt war es dann aber auch langsam Zeit für eine kräftigende Mahlzeit in einem schönen Lokal mit warmer Küche, wo man den Regen endlich einmal wieder aus der guten, warmen Stube betrachten konnte.









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