23. August 2012



Früh zu Bett. Das ist jetzt natürlich nicht das zuletzt pompös angekündigte Ziel, obwohl - als demnächst pompös besetztes Fernziel durchaus in Betracht zu ziehen. Verschwurbelt formuliert. Geschraubt und verschwurbelt ist überwiegend zu geißeln und da ich nicht zur Selbst-Geißelung neige, sofort zu unterbinden. Gut, dass ich so ein folgsamer Typ bin, wenn die Anweisungen durch fachlich geeignete, durchaus autoritäre und kompetente Erziehungspersonen wie mich erfolgen. Wie ich es gehasst habe, von anderen erzogen zu werden! Gut, dass dieser Quatsch seit geraumer Zeit vorbei ist. Wie selten mir pädagogisch wertvoller Rat zuteil wurde. Erschreckend! Kein Wunder, dass ich meine Pubertät bis zum Sankt-Nimmerleinstag in die Länge gezogen habe. Aber für irgendetwas wird es gut gewesen sein. Ich kann unverändert wie Vierzehn gucken oder umgedreht. Ganz wie es gebraucht wird. Nach Lust und Laune! Worum sehr junge Menschen nicht zu beneiden sind, ist die geringe Auswahl an Erinnerungen und die damit einhergehende Reduktion der Virtuosität in sämtlichen Angelegenheiten. Wenn man jetzt zum Beispiel Siebzig ist, kann man - sofern man sich geistig fit hält - einwandfrei das Lebensgefühl von Zehn, Zwanzig, Dreißig, Vierzig, Fünfzig und Sechzig bis einschließlich Siebzig und alles dazwischen abrufen und mitreden und damit rumspielen. Ein Zwanzigjähriger kann die erinnerbaren Lebensjahre zwischen ungefähr Dreieinhalb und eben Zwanzig abrufen. Wenn ich richtig rechne, kommt da weniger dabei raus. Also weniger Auswahl! Ich bin immer für viel Auswahl, auch beim Erinnern. Das ist einfach abwechslungsreicher und damit weniger langweilig. Insofern ist Älterwer sein eindeutig mit einem höheren Entertainmentfaktor verbunden. Herrschaftswissen! So, genug der hochwissenschaftlichen Forschungstätigkeit für heute!


P.S. schnell noch ein Geburtstagsgruß in den Himmel: meine Oma Alma wäre heute Hundertsieben geworden! So alt wie ich werden will! Verstehe gar nicht, warum sie so früh schlapp gemacht hat, wegen blödem Oberschenkelhalsbruch und Embolie, viel zu früh. Vielleicht wollte sie zu meinem Großvater André in den Himmel, der ist noch früher gegangen, wegen Spätfolge Kriegsverletzung. Blöd! Also: Alles Gute, liebe Oma, und sing schön weiter deine Zarah-Lieder, die du mir immer so gerne vorgesungen hast, wo ich klein war.

20. August 2012




Ich brauch kein Paris, ich brauch kein Venedig. Ich hätte gerade meinen Hut mit nilgrüner Schleife verwettet, dass das Lied von Hilde so anfängt. Aber Paris hat meine Phantasie davorgeklebt. Ich brauche wirklich kein Paris. Es ist bildschön und gehört zur Welt, aber sicher. Und auch schön, es mal gesehen zu haben, aber...

ich brauch kein Venedig
keine Gondeln und Tauben
und selbst die Zitronen
solln ohne mich blühn
ich brauch keine Häfen
an südlichen Meeren
und sämtliche Pinien
sind sowieso grün
ich brauch keinen Flug
in schwingenden Höhen
ich brauch keinen Bach
im verschwiegenen Tal
ich brauch keine Fremden
die mich nicht verstehen
und sternklare Nächte
am Suezkanal
ich brauch meine Straße
die muffige Kneipe
ich brauch meine Beichten
beim Nachtklubportier
ich brauch meinen Hut
mit nilgrüner Schleife
die zugige Ecke
an der ich jetzt steh


Hildegard Knef



Noch kein Epilog. Ende Prolog. Nur wenige Schritte bis zum Ziel.

19. August 2012



Ich habe mich jetzt umentschieden. Ich würde jetzt lieber Kanzlerin werden bzw. Bundespräsidentin unter der Bedingung, dass der Amtssitz getauscht wird. Ins Schloß Bellevue würde ich sowieso nicht mit Sack und Pack ziehen, aber beim Bundeskanzleramt sieht es schon anders aus. Ich war heute nämlich bei Frau Merkels Arbeitsstätte. Das klingt zunächst etwas unglamourös, aber glauben Sie mir, das Bundeskanzleramt ist innen genauso beeindruckend wie schon von draußen. Es hat mir die Sprache verschlagen. Ich habe mich gleich wie daheim gefühlt. Kaum war ich drin, in dem lichtdurchfluteten, architektonischen Prunkstück, hätte ich sofort die Umzugskartons auspacken wollen. Ich bin stolz, dass unser Land so ein schönes modernes Haus als obersten Regierungssitz hat. Man hat eher das Gefühl, in ein Wellness-Hotel zu kommen. Auch der Hubschrauber-Landeplatz mit dem blauen Hubschrauber oben auf dem begrünten Terrassendach hat mich ganz stark angesprochen. Ich habe mich ausführlich mit dem Piloten unterhalten und abgeklärt, wie oft ungefähr geflogen werden wird. Ca. einmal die Woche muss man rechnen. Frau Merkel fliegt gerne und hat keine Flugangst. Aber sie fliegt angeblich vergleichsweise wenig. Ich habe auch keine Flugangst und fliege für mein Leben gern. In einem Hubschrauber wollte ich immer schon einmal fliegen. Das ist ganz mein Ding! Das Blau von dem Hubschrauber steht mir auch unheimlich gut, ich habe ein Test-Foto gemacht. Solche Sachen sind wichtig, alles muss zusammenpassen! Frau Merkel war heute auch gut drauf, auch ihr Make up war tadellos. Wenn sie lacht, sieht sie am besten aus, aber das kann man ja von den meisten Menschen sagen. Sie wirkte sympathisch und aufgeräumt. Unverblümt hat sie



auch gleich zugegeben, dass die Büros im Bundeskanzleramt, obwohl alles sehr weitläufig ist, nicht so groß sind, also die Büros für die Mitarbeiter, aber sie selber hat ein ganz großes, das auch besonders schön ist, wie sie selber sagt. Aber da darf man nicht mehr rein, das ging früher mal bei so Führungen. Na ja, also es ist rundherum schön dort, vorbildliche sympathische Architektur. Schön minimalistisch aber mit vielen weichen Linien, gewellte Deckenelemente, geschwungene Wandsegmente, gebogene Treppenaufgänge, farbige Wandfragmente in Brombeer, Orange und Indigoblau, sparsam gesetzt und dadurch sehr effektvoll. In der mexikanischen Architektur sieht man so etwas häufiger. Lauter schöne kleine Architektenträume sind dort wahr geworden. Wunderbarer Ort. Wahrscheinlich der schönste unter den modernen Regierungssitzen der Erde. Eins mit Stern. Natürlich habe ich eine Milliarde Fotos gemacht. Also nicht ganz, 735. Fünfzig habe ich schon weggeschmissen, es müssen aber noch



mehr werden. Von Steffen Seibert habe ich auch einiges löschen müssen, den habe ich vorher im Bundespresseamt erwischt. Ein kleiner Mann, der erstaunlich jugendlich wirkt für 52. Mir eigentlich



zu jugendlich. Er hatte ganz rote Backen, weil er so geschwitzt hat, weil es ja heute schön warm ist. Aber überall lauer Wind. Ich bin zu Fuß vom Bundespresseamt zum Bundeskanzleramt gelaufen, immerzu den Spreebogen entlang, Friedrich-Ebert-Platz,



Paul-Löbe-Haus. Wie ich diese lichte Ecke mit den großen sonnendurchfluteten Ebenen liebe. Es ist so schön. Und da war lauer Wind. Alles ganz großartig. Gut, dass ich mein Ausflugsverbot durchbrochen habe. Schönster Sommerausflug bis jetzt. Muss was trinken.

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