15. Februar 2012



Fünfzehnter Februar. Arbeit war heute nur ein Motiv, beim Vorbeigehen in der Sophienstraße. Ich weiß das zu schätzen, wenn das Gekritzel gekonnt platziert wird und der Strich gut ist, eine gewisse Intelligenz in der Impulsivität zum Ausdruck kommt. Findet man gar nicht so selten, wenn man die Augen aufmacht. Ich gehöre nicht zu denen, die aufschreien, wenn der Puppenstubencharakter eines alten Straßenzugs ein bißchen aufgemischt wird, so lange es dem Credo folgt: nichts gegen lange Haare, aber gepflegt müssen sie sein. Die Unbegabteren dürfen an Bauzäunen üben, da bin ich dann doch eigen. In der Neuen Nationalgalerie hängen ja auch keine Volkshochschularbeiten. Ein bißchen Ordnung muss schon sein. Übrigens wieder Temperatur über dem Nullpunkt. Nicht mehr in Watte gepackt vor die Tür, und die Sibirien-Mütze darf auch im Hutkoffer bleiben. Das Schild mit dem Hackeschuh fällt mir seit Jahr und Tag angenehm auf, mach doch mal ein Bild, sage ich mir schon ein Weilchen. Somit geschehen. Aber es war schon ein bißchen schummrig. Die Sophienstraße hat sonst, an helleren Tagen, immer wieder sehr schönes Licht, besonders am frühen Morgen, spät im Jahr, wenn die Sonne tief steht. Im späten Sommer und noch mehr im Herbst.



Die Gipsstraße auch. Die beiden laufen parallel, wobei die Sophienstraße schon die schönere ist. Ich muss mal die Filmkamera drauf halten, wenn die Sonne so tief steht und einfach nur entlang gehen. Weiter nichts. Und WILD ist ein Teppichladen am Eingang der Sophie-Gips-Höfe, an dem ich auch jeden Tag zweimal vorbeikomme und noch nie drin war. Ich brauche auch gerade keinen Teppich. Das Interessante ist, dass der Durchgang gegenüber der Fensterschreiben verspiegelt ist. Wenn man morgens vorbeigeht, oder natürlich auch am Abend oder wann auch immer, kann man sich wie in einem Film von der Seite beim Laufen zuschauen. Von mir aus könnten noch viel mehr verspiegelte Wände an den Mauern sein. Das ist sehr unterhaltsam. Man sieht auch viel mehr als in der Spiegelung der Schaufenster. Das ist doch ein etwas unzulänglicher Eindruck. Mir fällt immer auf, dass ich sehr schnell gehe, wenn ich zur Seite in den Spiegel gucke. Pfeilschnell und zielgerichtet. Aber immer gucke ich nicht. So schlimm ist es dann doch nicht um mich bestellt. Ein später Eintrag. Ich werde das Datum und die Uhrzeit der Veröffentlichung manipulieren und zurückdatieren, auf den fünfzehnten. Vor dem Schlafengehen ist für mich gefühlt immer noch der Tag mit dem Datum vorher, auch wenn es schon nach Mitternacht ist. Das geht doch bestimmt allen so. Noch Zähneputzen und dann Gute Nacht!

14. Februar 2012



Man kann schon sagen, dass es an eine Kunstform grenzt, die eigene mentale Kraft, den Gefühlspegel ohne psychoaktive Substanzen in Form von legalen oder illegalen Drogen auf einem interessanten, hohen Level zu halten. Alkohol, Zucker, Kokain, Schokolade, Psychopharmaka, Gras, Verliebtheit. Es ist schwer. Aber es lohnt sich, sich unabhängig von diesen Hilfsmitteln zu machen. Der Lohn ist das Geschenk, sich an seiner ureigenen Kraft zu berauschen, ohne Kater. Besonders schwer scheint es, wenn man mit Schicksalsschlägen konfrontiert wird. Das bleibt ja in keinem Leben aus. Abschied durch Tod oder das Ende einer Verbindung. Gerade dann ist man in Gefahr, sich etwas zugänglich zu machen, das die Wucht der Gefühle abfedert. Aber dann verschenkt man einen tiefgehenden Entwicklungsprozess. Wenn man den Verlust der Lebensmotivation abdämpft, verliert sich der Antrieb, nach dem Verbleib der ureigenen, durch die Trümmer des Infernos verschütteten Kraft zu graben. Alkohol und diese leicht zugänglichen Substanzen führen immer und immer zu einem zusätzlichen Kraftverlust, dabei ist man ohnehin schon nicht mit Kraft gesegnet. Das ist fatal. Für wenige Minuten des Gefühls von Auftrieb, kleiner Euphorie bezahlt man mit stundenlangem Lamento des gesamten Organismus. Es gehört eine Art Disziplin der sinnlichen Wahrnehmung dazu, zu lernen sich an der eigenen nüchternen Existenz zu berauschen. Der eigenen Kraft zuliebe. Angelica Domröse, die viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ihres Lebens mit einem schweren Alkoholproblem kämpfte und es seit geraumer Zeit im Griff hat, sagte in einem Interview, die Zeit ihrer Abhängigkeit resümierend, dass sie ihr Leuchten verloren hatte. Ich denke sie hat recht. Man sollte schon aus Eitelkeit, Liebe zur eigenen Schönheit von all dem Abstand nehmen. Letzten Endes ist das was wir als schön in einer Kreatur wahrnehmen, immer ein besonderes Strahlen, ein Gleißen, das Freude transportiert, sichtbar werden lässt. Man muss seine Freude behüten und pflegen. Das bringt mehr als teure Creme um die Augen schmieren. Und das ist die Kunst und die Schwierigkeit. Ich weiß. Ja, ich weiß.

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"Situationship", das...
19.05.24, 10:30
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