22. Januar 2012



Wenn man über das erschrickt, was man verloren hat, weil man sich einen Moment umgedreht hat und zurückgeschaut, ist es gut, sich gleich danach wieder in die andere Richtung zu drehen und nachzuschauen, ob nicht auch etwas gewachsen ist, mehr geworden ist. Etwas an Gutem nachgewachsen ist. Vielleicht sogar daraus. Aus der erstickten oder kranken oder abgeschnittenen Wurzel. Zum Beispiel kann es sein, dass etwas ganz Neues an derselben Stelle keimt. Vielleicht ein Gewächs, das besser mit dem Erdboden zurechtkommt, als das alte, das man zum Blühen bringen wollte. Das keinen Extra-Dünger braucht, von dem man nicht weiß, wo man ihn herkriegen soll. Oh weh, ich verheddere mich in einem Metapherngestrüpp, wenn ich weiterschreibe. Ich sehe etwas Verlorenes, eine Art verlorenes Barbiepuppenschloss. Pink und Orange. Und Schwarz. So ein schräges Hippie-Barbie-Puppen-Rocker-Gruftie-Schloss. Aber die schwarzpinkorange Hippie-Barbie ist noch da. Das bin ich. Sie hat keine albernen Blumen mehr auf den Sonnenbrillengläsern. Ein bißchen souveräner ist sie geworden. Unerschütterlicher. Und sehr stark. Sie hat wieder ein bißchen mehr gesehen, durch die transparenten bunten Tücher in ihrem Elfenbeinturm und kann noch besser die Wirklichkeit erkennen. Das ist ein Gewinn, weil man dann weniger verlieren kann und einen Bagger nicht mehr mit einem Einhorn verwechselt. Oder so ähnlich. Vergessen Sie diesen Eintrag. Der ist nur für mich allein daheim bestimmt. Ich kann derlei wirre Blogeinträge mit kryptischem Geschwafel auf den Tod nicht ausstehen! Zur Strafe bleibt der Eintrag stehen, als Mahnmal!

22. Januar 2012

VerUSCHKa bei Bettina Rust. Schöne Aufnahme von vorhin.

22. Januar 2012



BAMBÚ BAMBOU BAM
B A M B U S B A M B O O

22. Januar 2012

Heller ist schon schöner. Es muss nicht sonnig sein, aber so eine Ahnung davon hinter den Wolken ist doch inspirierender als die betonierte Wolkendecke, wenn man gerade keine Sachen vorhat, die sich nur vor dem Computer abspielen. Aber sogar dann. Ich bin gestern ganz früh schlafen gegangen, weil es den ganzen Tag so halbdunkel war und dann schon früh komplett. Mit Buch kurz nach Neun Uhr ins Bett, ein bißchen lesen und dann weg. Das ist eine zuverlässige Einschlaftechnik, so ein bißchen seitlich zur Lampe neben dem Bett gedreht, damit der kleine Lichtschein gerade auf die eine Buchseite fällt, die ich lese. Nach spätestens fünf Seiten merke ich, dass ich nur noch Buchstaben scanne und nichts mehr von der Geschichte mitkriege seit einer Weile, egal wie spannend das Buch ist. Dann klappe ich zu und mache die Lampe aus und bin nach wenigen Sekunden weg. Ja, heute ist es heller. Wenn die Sonne ein bißchen wärmend dabei wäre, würde ich vielleicht zum Trödelmarkt am Siebzehnten Juni fahren oder zu dem an der Museumsinsel. Ich hätte nämlich gerne eine Psyche. Jawohl, eine Psyche. Scheinbar einer der wenigen Begriffe bei Wikipedia, der nicht in dem Zusammenhang vertreten ist, den ich meine. Ich habe das auch gerade erst gelernt. Als Psyche hat man früher unter anderem auch ein kleines Möbel bezeichnet, das hauptsächlich aus einem schwenkbaren Frisier- oder Schminkspiegel mit einer kleinen Schublade unter dem Fuß besteht, aber ohne Tischbeine.



Am liebsten hätte ich eine Psyche aus einem schönen Holz, vielleicht Wurzelholz, Art Déco oder sehr schnörkelloses Biedermeier. Kirschbaum wäre auch schön. Und nicht zu groß. Hab schon das ganze Internet durchgeschaut. Eine schlichtere ist dabei, kostet stolze fünfhundertachtzig Euro, Biedermeier. Die ist mir allerdings zu groß. Ich mache mich nämlich am liebsten bequem im Sitzen zurecht, nicht im Badezimmer vor dem Spiegel. Im Stehen ist mir zu unbequem. Ich sitze lieber mit einem kleinen Standspiegel am Küchentisch, mit dem heißen Kaffee neben mir und mache alles ganz in Ruhe. Haare föhnen, Wimpern tuschen. Rummalen. Ich liebe dieses Ritual. Mein Spiegel hat einen kleinen Sprung, schon eine Weile. Er ist ganz schön, aber seit ich realisiert habe, dass es auch alte Psychen gibt, bin ich daran interessiert, eine besonders schöne zu finden. Ich bin drauf gekommen, als ich vorhin einen kurzen Film über das blaue Haus von Frida Kahlo gesehen habe und in einer kurzen Sequenz [bei 4:37] war ein besonders schöner Spiegel auf einem Fuß zu sehen und daneben Farben und Pinsel. Ich dachte einen Moment, das wäre ihr Frisiertisch gewesen, aber als ich das Standbild genau betrachtete, erkannte ich, dass es keine Schminkpinsel und -Farben waren sondern ihre Malsachen. Klar, sie brauchte ja einen Spiegel für ihre Selbstportraits. So ein Spiegel wie der von Frida wäre auch schön, nur nicht zu schnörkelig, das ist nicht mein Fall. Aber mit Schublade unten dran ist noch besser. Dann sind die Malsachen schon immer dabei. Vielleicht schaue ich nächstes Wochenende mal auf unseren schönen Flohmärkten. Außerdem muss man da ja dann ordentlich Bargeld mitnehmen. Ich schätze mal, dass man technisch noch nicht so fortgeschritten ist, um an den Tapeziertischen mit EC- oder Visakarte bezahlen zu können. Fände ich schön, wenn ich mir von meinen kleinen Ersparnissen eine Psyche kaufen könnte.


P.S. gerade überlegt, vielleicht kommt von dem alten Möbel ja sogar die gebräuchliche Metapher einen Sprung in der Psyche haben.

19. Januar 2012



Kleines Dschungel-Buch. Die meisten Kreaturen wollte keiner mehr haben und ich habe sie vor dem Mülleimer gerettet. Der komische Kaktus, der auf einmal so grüne Blätter aus der Seite kriegt, nach vielen Jahren, ist lieblos in einer Art Raucher-Aufenthaltsraum verkümmert. Dann wurde das Rauchen verboten und alles ausgeräumt und gestrichen und das stachelige Wesen stand ziemlich eklig nach altem Rauch müffelnd in einer schattigen Ecke, von niemandem gepflegt, aber man war wohl auch zu faul den einen Meter hohen vergammelten Kaktus irgendwo zu begraben, geschweige denn zu retten. Mir tat er leid und ich wollte sehen, ob er nach all den Jahren des Kränkelns gesund und kräftig werden könnte. So ein großer Kaktus ist teuer! Ich habe ihn erst mal kräftig abgeduscht und ausgelüftet und in einen guten Topf mit so kleinen Wüstensteinchen. Das scheint er zu mögen, er ist ganz fit und kriegt auf einmal diese Blätter auf der Seite, wie eine kleine Diva mit einem Fächer oder einer Blume im Haar. Die anderen Gewächse sind auch irgendwo gefunden oder aussortiert worden. Nur die Agave und den Bambus hab ich mal gekauft. Alle anderen Sachen, die ich nicht identifizieren kann, sind ganz von selber gewachsen. Einen Grapefruitbaum habe ich erst nach Monaten identifiziert, an den Blättern und Stacheln. Ich schmeiße immer die Obstkerne in die Blumentöpfe. Manchmal aus zwei bis drei Metern Entfernung. Ich habe deswegen jede Menge Orangenbaumkinder, in allen Größen. Wenn also wer einen braucht. Dass es Orangenbäumchen sind, kann ich deswegen so sicher sagen, weil ich keine Zitronen esse und auch keine Mandarinen und Grapefruit nur ganz selten, alle zwei Jahre. In den nächsten Monaten dürften allerdings einige Pflaumenbäumchen das Licht der Welt meiner Wohnung entdecken, da hab ich einiges verteilt, in den letzten Wochen. Gießen ist so eine Gefühlssache. Früher ist mir viel eingegangen, weil ich überbemüht war, eben immer viel, viel zu gießen und hab manches Pflänzchen wohl ertränkt. Jetzt habe ich scheinbar nur Pflanzen und Gestrüpp, das nichts groß übel nimmt. Ich kann auch mal zwei Wochen verreisen, vorher schön gießen und wenn ich nach Hause komme, können sie wieder gut was vertragen aber keiner ist tot. Und auf dem Balkon, hinten raus, hab ich sowieso nur Zeugs aus dem Wald und was da eben wachsen mag. So Heckmeck gibt es bei mir nicht, mit Pflanzen im Frühling raus und im Winter rein. Das ist mir alles zu umständlich. Ich wollte ausnahmsweise in diesem Sommer meinem Grapefruitbaum eine Sommerfrische auf dem Südbalkon bescheren, als besondere Zuwendung. Keine gute Idee! Ich musste ihn anbinden, am Dach, so windig war es in seiner Zwei-Meter-Höhe, der knalligen Südsonne und dem Wind ausgesetzt. Er hat ganz beleidigt und vertrocknet ausgeschaut. Die Blätter sind immer blasser geworden und dann sind welche abgefallen und ich habe Panik gekriegt. Er sah schon halb tot aus. Dann hab ich ihn wieder reingestellt, nach mehrwöchiger Sommer-Tortur im Freien. Er hat sich sofort berappelt. Kein einziges neues Blatt hat er draußen gekriegt, im Gegenteil! Und sonst, voher, dauernd neue! Alle Nase lang! Ich hatte ein ganz schlechtes Gewissen. Und dann war er endlich wieder an seinem windgeschützen Platz an der Fensterscheibe zum Balkon und schon nach drei Tagen hat er wie verrückt angefangen, neue kleine Blätter zu machen. Ich habe fast geweint! Und nach zwei Wochen hab ich die Blätter gezählt. Siebzehn neue Blätter! Und große Blätter! Das war wahrscheinlich einer der schönsten Momente im letzten Jahr. Also ich bin eine faule aber bemühte Gärtnerin von meinem kleinen Dschungel. Ich denke, recht viel besser als bei mir ist es woanders auch nicht! Ebendrum.

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P.S. gerade gelesen,...
08.05.24, 13:10
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Margarete Vielen sehr...
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