04. Oktober 2011

Meine Liebesgeschichte mit der final diving sequence des Olympiafilms begann, als ich mich vor einem Jahr nach Elstal begab, um das olympische Dorf zu erkunden und mich vorher zuhause ein bißchen damit in Stimmung zu bringen. Das muss man wissen, wenn man begreifen will, was mich getrieben hat, den Sprungturm des Schwimmstadions abzulichten, als wäre er mein Geliebter. Und ein sehr schlichtes türkisfarbenes Sprungbrett aus zehn Perspektiven, ohne einen einzigen Sprung zu beabsichtigen.



Ein leeres Schwimmbecken, ohne auch nur eine einzige Bahn darin schwimmen zu wollen. Es war reiner Zufall, dass sich die blauen Gläser meiner Brille wie übertrieben inszeniert in das Szenario einfügen. In diesem zweiten Teil jener preisgekrönten Dokumentation erzählt Leni Riefenstahl ab Minute 26:24 bis 31:27 wie die Filmsequenzen der Turmspringer entstanden, wie sie beim Schnitt mit sekundenweise umgekehrten Sprungsequenzen den Eindruck erschaffen hat, dass die Athleten eigentlich Vogelwesen sind. Sie amüsiert mich, wenn sie in einem schwimmbassinblauen Kostüm am Sprungturm steht, im Hintergrund die blauen Wasserbecken. Diese Korrespondenz von Kostüm und Drehort zieht sich durch den ganzen Film, die ganze Dokumentation. Sie ist immer farblich passend zum Szenario gekleidet. Einmal nimmt sie bei einer Erzählung über Dreharbeiten in ihren geliebten Bergen durch einen nordisch gemusterten grau-weißen Strickpullover (im ersten Teil der Doku.) vor einem Bergmassiv die Farbe und Struktur des Felsgesteins auf. Schwester im Geiste. Da ist mir schon so manches nah. Sicher auch die schöngefärbte Perspektive auf die Welt. Die Scheuklappen. Die Konzentration auf das Erhebende, Erhabene. Von den Verirrungen will ich gar nicht reden. Die sind ja hinreichend bekannt. Ich kümmere mich vorzugsweise zunächst um die Entwirrung meiner eigenen Verirrungen. [Verwirrungen]



Aber um noch einmal auf das Schwimmstadion zurückzukommen. Je länger ich die Bilder betrachte, umso klarer sehe ich die ungeheure Modernität der Architektur des Sprungturms. Da ist nichts zu viel und nichts zu wenig. Mies van der Rohe hätte den Turm nicht unsentimentaler bauen können. Und ich freue mich darauf, die späteren Bilder mit Menschen zu zeigen. Die gibt es nämlich auch. Denn ich war ja nur wenige Tage danach noch einmal da und mir bot sich genau das gegenteilige Szenario, Himmel und Menschen, beim großen Stadionfest der Leichtathleten. Tatsächlich sprangen mutige Schwimmer vom Turm, keine Profis, ganz normale Berliner Kinder und Jugendliche, die zum Spaß dort waren, in ihrem Olympiabad. Aber zuerst wird die Architektur abgearbeitet. In den folgenden Etappen gehe ich über das gesamte Areal, Richtung Glockenturm (der mir nebenbei bis zu diesem Besuch überhaupt kein Begriff war), vorbei an der Goddess of Victory und dergleichen pompösem Bildhauerwerk mehr, zur berüchtigten Langemarckhalle. Bleiben Sie einfach dran.

03. Oktober 2011



Kann eigentlich nicht sein. Aber kennt jeder Berliner. Oder auch Hamburger. Oder Kölner oder Münchner. Oder oder. Man verbringt den größten Teil seines Lebens in einer Stadt und schaut sich die größten, spektakulärsten Bauwerke ewig nicht an, jedenfalls nicht planvoll, ganz genau, wie man es als Tourist täte. Ja ja, jeder kennt das. Aber nun kommt man ja langsam dahinter, dass nicht nur das eigene Land ein mögliches Reiseland mit eigener Küste, einem richtigen Meer ist, Wäldern und Bergen und großem Himmel und schönem Klima. Ich schaue mir jetzt alles an, was ich vor der Nase habe, weniger wie eine flüchtige Reisende, eher wie ein Schmetterlingsforscher. Ich gehe noch etwas weiter. Nichts wird schnell abgehakt, ich will es verinnerlichen und ausloten. Nun soll keiner denken, ich wäre noch nie im Olympiastadion gewesen. Jeder Berliner war schon mal im Olympiastadion. Ob als Konzertbesucher oder als Herthafan oder Besucher der Pyronale oder weiß der Kuckuck. Ich erinnere mich, dass ich vor achtzehn Jahren mit einer Freundin bei einem Stones-Konzert dort war und wir beide vorzeitig gegangen sind, weil die Darbietung so abgedroschen war und die Bühne so weit weg. Dazu muss man aber erwähnen, dass ich zwei Jahre vorher ein sehr gutes Konzert der damals schon alten Haudegen gesehen hatte, 1991 in Weißensee, wo echte Begeisterung, nicht nur vor der Bühne zu spüren war. Inmitten von lauter Ostberliner Fans, die kaum fassen konnten, dass es ihnen in ihrem Leben tatsächlich noch vergönnt war, Mick Jagger und Keith Richards leibhaftig zu erleben. Wer glaubte schon ernsthaft an den Mauerfall. Keiner. Kein Mensch.



Das ist also der Hintergrund. Dass ich auch mit der Faszination für den Olympiafilm im Hinterkopf in das Stadion ging, muss ich nicht erwähnen. Ich habe mir einen Tag ausgesucht, an dem ich ziemlich sicher sein konnte, kaum jemanden anzutreffen. Ein Dienstagnachmittag. Wie ich es erhofft hatte, war das Stadion und das ganze Areal beinah leer, hin und wieder ein, zwei Besucher außer mir. Ein bißchen bedauere ich, dass das große Amphitheater des Stadions nun zum Teil überdacht wurde, um die Besucher vor Wind und Wetter zu schützen. Aber was für eine Konstruktion. Es ist gut gelungen, das alte Stadion noch erfahrbar zu machen. Die Substanz ist immer noch die alte Steinkonstruktion. Und was für ein schöner Stein. Das ist also der Ort, wo Jesse Owens den Triumph seines Lebens erlebte. Wo trotz der dunklen Mächte die im Land wirkten, alle Kontinente einschließende Völkerfreundschaft gefeiert wurde. Ich verließ das Stadion beim Marathontor zur Südseite und ging weiter zum Schwimmstadion, wo die großartigen Filmbilder der Turmspringer von Riefenstahls Kameramännern, allen voran Hans Ertl und Guzzi Lantschner, eingefangen wurden. Dann weiter an den großen Statuen vorbei, am Maifeld, zur Langemarckhalle mit dem Glockenturm. Die Bilder zeige ich später in eigenen Folgen. Das ist angemessen. Über den kleinen Marchhof verließ ich das Areal Richtung Ausgang. Da ging die Sonne schon fast unter. Ich dachte so etwas Ähnliches wie, gut, dass ich es mir endlich angesehen habe und wieso kam es mir vorher nie in den Sinn. Was für ein bemerkenswerter Ort. Nur wenige Schritte bis zur S-Bahn "Olympiastadion". Wie oft bin ich mit der U-Bahn zur Haltestelle Olympiastadion um von dort zur Waldbühne zu laufen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich dort war, so viele Konzerte. Jetzt ist ein dicker Fußabdruck in meiner Erinnerung dazugekommen. Er hat ganz deutlich die Form des Ovals vom Olympiastadion. Tief eingeprägt.

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