23. Januar 2011



"Mein erster französischer Geliebter hat mir einmal gesagt: "Du wirst nie eine richtige Frau, Du hast nicht diesen Dackelblick." Und da ich ihn sehr mochte, hab' ich zunächst tatsächlich versucht, diesen Blick zu erlernen."
Margarethe von Trotta

22. Januar 2011

"(...) Ich war gerade fünf Jahre, als er mir aus Schilf eine Schwimmweste bastelte und mich mit ihr ins Wasser warf. Bevor wir das Häuschen in Rauchfangswerder, südlich von Berlin, bezogen hatten, verbrachten wir die Wochenenden in dem kleinen idyllischen Dorf Petz in Brandenburg, eine Stunde Eisenbahnfahrt von Berlin entfernt. Dichtes Schilf und Schmackeduzien umsäumten das Seeufer. Es gab dort eine Menge Frösche, und manchmal konnte man im dunklen Wasser sogar Ottern sehen."
Leni Riefenstahl, Memoiren, 1987, S. 18


Schmackeduzchen in Berlin-Hirschgarten, 30. Juni 2001

Jeden Tag will ich jetzt etwas Neues lernen. Nicht immer ergibt es sich, aber ganz oft. Vor ein paar Tagen das schöne Wort Schmackeduzien von Leni Riefenstahl gelernt. Sie hat es wahrscheinlich von dem Claire-Waldhoff-Schlager von 1905 oder 1907 oder 1909 (die Quellen gehen da etwas auseinander) im Ohr gehabt und schreibt es deswegen, wie sie denkt. Das Lied vom Schmackeduzchen war ein Schlager, den Walter Kollo für Claire Waldhoff geschrieben hat, der Text stammt von einem Hermann Frey. Walter Kollo und Claire Waldhoff hab ich schon oft gehört, aber Hermann Frey noch nie. Walter Kollo hat ganz furchtbar viele bekannte Berliner Lieder geschrieben, die fast jeder kennt. Es war in Schöneberg im Monat Mai und Die Männer sind alle Verbrecher und Untern Linden, untern Linden und noch ganz viele andere. Die bekanntesten stehen sogar auf seinem Grabstein eingeritzt, auf dem Sophienfriedhof, hier bei mir um die Ecke. Er hat ein Ehrengrab. Im Schlagertext heißt es ja Schmackeduzchen. Das finde ich noch schöner. Ich habe in den letzten Tagen ganz viele Berliner nach dem Wort gefragt, keiner hat es mehr gekannt. Wie schade. Ich werde es jetzt immer benutzten. Man muss sich halt einfach öfter mal über Ausflüge an Berliner Seen unerhalten, dann kann man es einflechten und macht es wieder populär! Irgendwo habe ich gelesen, das Wort kommt ursprünglich aus dem Niederländischen. Ich bin aber gerade zu faul, das genauer zu recherchieren, ob Schilfrohr auf Niederländisch, oder war es Dänisch Schmackeduzchen heißt. Aber bald will ich wieder schöne Ausflüge dahin machen, wo viele Schmackeduzchen wachsen. So wie damals, im Juni Zweitausendeins. Und vor drei Tagen habe ich gelernt, dass der Vogel der Erde, der am allerhöchsten fliegen kann, die Streifengans ist. Die Streifengans kann nämlich 9000 Meter hoch fliegen und überquert sogar den Mont Blanc. Sie hat so spezielle Lungen, damit sie die Höhenluft gut übersteht. Das hab ich beim Mittagessen in der B.Z. gelesen und mir gleich gemerkt. Die anderen Sachen hab ich wieder vergessen. Ach nein! Eine Nachricht war noch lustig: zwei Einbrecher mussten beim Einbruch den Notruf betätigen, weil sie im Aufzug der Firma, wo sie in der Nacht einbrechen wollten, stecken geblieben sind. Die Kollegen von der Polizei haben gerne geholfen. Aber das ist nichts, was man sich für's Leben merken muss. Schmackeduzchen und Streifengans natürlich schon.



"Ein schlankes Schmackeduzchen stand im See nah an des Ufers Rand und freute sich des Lebens. Ein kleiner süßer Enterich bat Schmackeduzchen: liebe mich, doch flehte er vergebens. Sie war so unnahbar und stolz, ihr Herz war hart wie Buchsbaumholz, er wurd´ vor Liebe krank. Sie lachte, wenn er sang: mein geliebtes Schmackeduzchen, komm zu deinem Enterich, Laß uns beid´ von Liebe plauschen, innig, sinnig, minniglich!(...)" Herrmann Frey 1905/7/9

18. Januar 2011

entnetzen



Das ist interessant, wenn ein nie gehörtes Wort im Kopf entsteht und man anschließend danach googelt. Interessanter Artikel, in dem einiges steht, was ich ähnlich empfinde. Obwohl mein persönliches "Entnetzen" (im Übrigen ohne Pathos und Entsetzen), nicht auf social media-Plattformen bezogen zu verstehen ist, weil ich mich da ohnehin zurückhalte. Es ist mehr in das wirkliche Leben greifend gemeint. Dennoch interessierte mich der Artikel und ich las ihn ganz. Mir gefallen einige Sätze darin. Zum Beispiel "(...) Facebook-Konto stillgelegt, weil ich es nicht zusätzlich pflegen wollte und es nicht mag, wenn flüchtige Bekannte als Freund bezeichnet werden. (...)" Und dieser: "Immer häufiger empfinde ich die Unterbrechung persönlicher Gespräche durch Blicke auf das Blackberry, des Nebenbeimailschreibens oder smsen als Störung." "Störung" finde ich ja noch tiefgestapelt. Eine bodenlose Frechheit stellt das für meine Begriffe dar. Das dürfte sich maximal ein Arzt im Bereitschaftsdienst herausnehmen, auf sein Drecks-Display zu schielen, während mit mir gesprochen wird. Ich glaube es schlägt Dreizehn. Auch schön und wahr: "Tatsächlich raubt das Rauschen der sozialen Netzwerke unglaublich viel Zeit. Unter dem Rauschen verstehe ich den Zeitverlust durch neugieriges aber weitergehend sinnentleertes Herumstöbern in den Netzen (...)". Ist vielleicht auch eher ein Symptom von Leuten ohne sinnvolle produktive Beschäftigung. Jämmerlich, diese Buhlerei um virtuell nachweisbare Kontakte und dann eine nahezu gegen Null tendierende Resonanz zu beobachten, wenn einer naiv versucht, diese Kontakte in die Realität zu hieven. Am Beispiel von Einladungen an 700 bis 1000 Leute, die längst keine Lust mehr haben, den ganzen Einladungskäse zu sichten. Schon erschreckend. Und dann das enttäuschte Gejammer, soundsoviele auf der Gästeliste hätten nicht einmal reagiert. Ich staune über so viel Naivität, dass jemand nicht begreift, dass Leute, die zahllose Fremde als Kontakte auf der Liste haben, logischerweise mit ähnlich gestrickten Leuten zu tun haben, die nur die Zahl ihres Schall- und Rauch-Netzwerkes pushen wollen. Und dann kommt wieder keiner. Und die zweieinhalb die kommen, wollen keinen Eintritt zahlen. Ist doch alles völlig logisch. Kapier ich nicht, dass das jemand nicht begreift. Aber zum Glück nicht mein Problem. Geht mir schon seit jeher völlig am Arsch vorbei, weil ich da noch nie Erwartungen hatte. Und den Absatz finde ich auch nicht uninteressant: "(...) Ist die virtuelle Ablenkung vielleicht auch eine Ursache für die rückläufige Arbeitsproduktivität, die Volkswirte festgestellt haben wollen. Die Ökonomen David Brackfield und Joaquim Oliveira Martins machen die rückläufige Produktivität sogar als eine Ursache der Finanzkrise aus (...). Sie stellen diesen Produktivitätsrückgang fest anhand statistischer Daten, suchten aber keine Ursache für den Produktivitätsrückgang. Zufällig fällt dieser aber recht genau in die Zeit, in der die Verfügbarkeit des Internets auch am Arbeitsplatz immer leichter wurde." Mit Sicherheit war es nie zuvor leichter Arbeit vorzutäuschen, als heute an Computerarbeitsplätzen. Wenn ich ein Unternehmen mit Zuarbeitern (ja ja, Zu-, nicht Mit-, streng hierarchisch, Chef und weisungsbefugt wäre auschließlich ich - kein Witz) hätte, würde ich wahrscheinlich ohnehin nicht nach Arbeitsstunden entlohnen, sondern projektbezogen. Egal, wie kurz oder lange dann einer dafür braucht. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Der gefundene Artikel ist wieder so ein Fall von Serendipity. Man sucht nach etwas bestimmtem und findet dabei etwas ganz anderes, was auch interessant ist. Ich wusste das schon, mit diesen komischen Selbsthilfegruppen von einstmals wie von Drogen abhängigen facebook-Ex-Usern. Dass sich jemand davon pathetisch mit viel Gedöns zurückziehen muss, ist ja auch schon so ein Indiz von ... na ja. Von mir aus kann das jeder halten wie er will und wenn es jemand schön findet, sechzehn Stunden Newsstreams zu checken, beeinträchtigt mich das in keiner Weise und die Leute sind von der Straße. Ich habe hier und dort eine kleine verblassende Spur und dabei bleibt es. Dann wissen meine Neffen, dass ihre Tante auch den Schuss gehört hat und finden mich weiter cool. Das ist schön. Aber mehr ist halt nicht drin. Keine Zeit, keine Zeit. Und eben auch sonst. Ich beklage das gar nicht. Leider (für die anderen) im Moment ausgebuchter Terminkalender. Lauter Verabredungen mit mir selbst. Aber meldet Euch doch in einem Jahr vielleicht wieder. Ab Zweitausendzwölf sieht es vielleicht etwas anders aus. Mal sehen, wie weit ich dann mit mir bin. Vielleicht brauche ich dann ja mal Tapetenwechsel. Ja, ich bin schrecklich.

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16.09.25, 20:56
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