22. November 2010



Ach ja. Die Unterkünfte der Athleten. Nicht innen. Also nicht Athletinnen. Der Brandenburger Hobby-Historiker Hans-Ulrich Rhinow aus Falkensee schreibt dazu auf seiner Internet-Seite:

"Mit einer Ausnahme (Hindenburghaus), trugen alle Gebäude Namen deutscher Städte in einer Anordnung innerhalb des Dorfes, die etwa der geographischen Lage der jeweiligen Stadt in Deutschlands Grenzen entsprach. Die Unterkünfte der männlichen Sportler hier in Elstal waren heutigen Erwartungen gegenüber spartanisch einfach. Rechts und links des Mittelganges lagen die einzelnen Doppelzimmer, schlicht mit zwei Betten und zwei Nachttischen und einem Schrank möbliert. An den Wänden waren die von den Städten gestifteten rd. 4000 Bilder als einziger Schmuck angebracht. Die Sportler durften je ein Bild zu ihrer Erinnerung an die Spiele mitnehmen. Jedes Haus besaß eine zentrale Toilette, eine Duscheinrichtung, eine kleine Küche und einen Abstellraum für Koffer und Geräte. In jedem Haus stand für die Betreuung der rd. 30 Sportler ein deutscher junger Offizier zur Verfügung, der während der Spiele dort auch in einem eigenen Raum untergebracht war. Im Bereich des Olympischen Dorfes gab es auch ein Ärztehaus und ein Krankenhaus. Übrigens waren die Athletinnen separat in Berliner Unterkunftsräumen einquartiert."

Erlauben Sie mir hier etwas zu ergänzen, lieber Herr Rhinow. Auf einer Schautafel habe ich gelesen, es gab in jeder Sportlerunterkunft sogar ein eigenes Münztelephon! Wie aufregend, für das Fräulein vom Amt! Die vielen Ferngespräche nach Übersee! Aber dafür wissen Sie noch viel mehr andere tolle Sachen mehr als ich. Wie die Sache mit den ersten Fernsehdirektübertragen ins Hindenburghaus funktionierte, zum Beispiel. (...) "Dazu zählten neben einem Theatersaal auch ein Fernsehraum, in dem die sportlichen Ereignisse aus dem Stadion zeitversetzt um 2 Minuten mit früher moderner Technik dargeboten wurden. Es dauerte nämlich 2 Minuten, bis die Filme im Schnellverfahren entwickelt waren und in den Projektor hineinliefen."(...)

Wo anders liest man zum Verbleib der weiblichen Teilnehmerinnen noch konkreter, dass die Athletinnen in Hotels in der Nähe vom Olympiastadion untergebracht waren. Wie auch immer. Ich hatte eigentlich inzwischen mehr oder weniger vergessen, dass die idyllische Ansiedlung irgendetwas mit Sport und Olympia zu tun hatte. Die Luft war so klar und der Himmel so weit und die Häuschen der Sportler kamen mir vor wie kleine Ferienhäuschen. Ich dachte an alle möglichen Ingmar Bergman-Filme in abgeschiedenen skandinavischen Landschaften und "Ich denke oft an Piroschka", diesen alten Schinken mit Lilo Pulver, den ich als Kind immer wieder gerne mit meinem Opa geschaut habe. Praktisch jedes Jahr. Wegen Lilo und den Gänsen und der Zigeunermusik, nicht wegen dem dünnen blassen jungen Mann (Eisenmangel!), der mich gar nicht interessiert hat. In Ostp Litauen war auch manchmal so eine Piroschka-Stimmung. Das hat was mit Landschaft und Gänsen und Barfußlaufen zu tun. Kann ich nicht so richtig erklären.

Das einzige Häuschen mit offener Tür, aber sicher nicht das einzige mit originalem Verrottungsstadium von siebzig Jahren, hat die skandinavische Ferienidylle dann auf interessante Art etwas variiert - mir fällt nicht das passende Wort ein. Wenn Sie ein besseres wissen, immer in die Kommentare. Das war schon auch sehr sehenswert. Hab ich ja schon erzählt. Dagegen der Durchblick, den man auf dem einen Foto durch die Scheibe von der Terrasse aus sieht, mit ordentlichen Rattan-Sesselchen um einen Tisch, ist der Zustand des bislang einzigen, kürzlich renovierten Athletenhäuschens. Es ist das Häuschen, in dem der Superstar dieser olympischen Sommerspiele, Jesse Owens untergebracht war, und vor dem sogar das Star-Spangled Banner weht, wenn ich mich recht erinnere. Was mich auch noch mächtig beeindruckt hat, waren die Naturstein-Terrassen. Was für schöne Steine. So etwas sieht man sonst in Hollywoodfilmen, in diesen Alfred Hitchcock-Villen, in denen subtil blondierte Grace Kellys mit Hochsteckfrisur und Twinset in schlimme Machenschaften verstrickt sind.

Die Häuschen fügen sich wirklich schön in die Landschaft ein, mit den Birken und Wiesen. Da darf man nicht meckern. Ganz friedlich sehen sie aus, die streichsanierten Sportlerunterkünfte von Elstal. Streichsaniert, das Wort hab ich zum ersten Mal 1999 gehört, als ich auf Wohnungssuche war. Da hat irgendein Vormieter bei einer Besichtigung in der Nähe vom damals noch etwas beliebteren Kollwitzplatz gelästert, was die hier gerade überall machen und als top saniert mit überzogenen Mieten loswerden wollen, ist doch in Wahrheit nur mal eben Löcher zugeschmiert und übergestrichen, streichsaniert! Ich hab das schon auch gemerkt. So dahingeschlunzt. Da wollte ich auch unbedingt nicht hin. Ich bin ja nicht blöd. Also die Sportlerhäuschen sind wohl auch irgendwann mal weiß übergepinselt worden, macht ja schon auch was her, so von außen. Zu Olympiazeiten waren sie nämlich hellgelb. Ich merke, ich bin ein bißchen zu müde, um etwas Gescheites zu schreiben, weil ich so abschweife. Also mir gefallen die Sportlerunterkünfte, deswegen hab ich auch so furchtbar viele Fotos von allen Seiten gemacht, die bestimmt schnell langweilig werden, wenn man nicht selber da war. Aber der Himmel war so schön blau. Und Ingmar Bergman. Und Piroschka. Und überhaupt.



Elstal VI Sportlerunterkünfte

21. November 2010

10-10-03 Bastion (17)


Bastion. Komischer Name für eine Freiluftbar, wenn man sich die Bedeutung zu Gemüte führt. Aber das war schon ein gelungenes Bauwerk, mit dem runden Reetdach. Auf diesem Foto kann man es sehen, wie sie damals ausgesehen hat. Es gab nur alkoholfreie Getränke. Alkohol war im ganzen olympischen Dorf nur im Speisesaal der Franzosen und noch einer Nation (Italien schätzungsweise) erlaubt, die durften Wein zum Essen trinken, weil er als unverzichtbarer Bestandteil ihrer nationalen Alltags-Kultur galt. Komisch eigentlich, dass unsere Germanen dann keinen Gerstensaft oder wenigstens Met trinken durften. Nicht konsequent! Aber diese hochwichtige Schulbuchinformation gehört eigentlich mehr zum Speisehaus der Nationen, nicht zur Bastion. Ich darf mein Pulver nicht verschießen! Von der Bastion ist nur noch das runde Fundament ist übrig, sie wurde im Krieg zerstört. Es wird angeblich geprüft, ob man im Keller darunter Toiletten einbauen könnte, dann soll sie wieder aufgebaut werden, die alte Saft- und Milchbar. Weiß gar nicht, was es da zu prüfen gibt. Als könnte man heutzutage irgendwo keine Toiletten einbauen. Oder wieder so ein Denkmalschutzdings. Na ja. Die Sonne stand schon ein bißchen tiefer, ich hatte das Gefühl für die Zeit verloren und ganz viel noch nicht gesehen. Ich wollte doch noch zu den Unterkünften der Athleten. Und zum Speisehaus der Nationen. Und so weiter. Weil ich keine Armbanduhr und kein Mobiltelephon besitze, muss ich raten oder die Leute fragen, wie spät es ist. Aber ich bin auf einen neuen Trick gekommen. Ich mache ein Foto und schaue in die Metadaten, wann es aufgenommen worden ist. Das klappt ganz gut. Nur mit der Zeitumstellung kann man schon mal ein bißchen durcheinanderkommen. Aber da war ja noch Sommerzeit. Am 3. Oktober Anno 2010. Im Grunde halte ich mich nur so lange mit diesem kleinteiligen Bericht auf, weil ich mir des erzieherischen Auftrages bewusst bin. Ich möchte hiermit ein nachahmenswertes Beispiel geben, in welcher Weise man den Tag der deutschen Einheit angemessen und pietätvoll begehen kann. Indem man so wie ich, überragendes Geschichtsbewusstsein zeigt, ein historisches Thema mit sowohl Ost-West- als auch Gegenwartsbezug wählt und im Anschluss daheim sechs bis acht Wochen lang eine moderne, sachbezogene Dia-Schau mit entsprechendem Lehrstoff für Groß und Klein erarbeitet. Ich denke, ich bin da auf einem sehr guten Weg und kann als Vorbild gelten.


Elstal V Bastion

21. November 2010



Ich konnte nur eine Spur im Internet finden, die erwähnt, dass das russische Café auf dem Areal des olympischen Dorfes vor zwei Jahren abgerissen wurde. Das Kasino für die russischen Offiziere wurde abgetragen, um die alten Sichtachsen freizulegen, heißt es. Abtragen klingt weniger vernichtend. Schwer, anhand der einzigen Fotografie auf der Schautafel zu sagen, ob es besonders sehenswert gewesen wäre. Jetzt ist es ein schöner Platz auf einer Anhöhe. Das Fundament ist noch da. Ein bißchen ist es dort wie bei diesen antiken Ausgrabungsstätten in Griechenland oder auf Sizilien oder Zypern, wo man den Wind hören kann. Eigentlich fehlen nur ein paar Säulentrümmer, so ein paar alte große Brocken von einem Apollotempel. Und ein Amphitheater. Schade, dass es kein Amphitheater im olympischen Dorf gibt. Ich finde, man sollte eins bauen, dort unter den schönen großen Kiefern. Und Kaffee sollte es geben. Russischen Kaffee. Aus Respekt und Nostalgie.



Elstal IV Russisches Café

20. November 2010

Schweinegrippe Schweinepest

20. November 2010

Der Golgi-Apparat zählt zu den Organellen eukaryotischer Zellen.

: Poesie der Zellbiologie :

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