25. januar 2007

es ist wichtig, dass michaela frühzeitig lernt, sich zu wehren. heute haben wir geübt, wie man schöne feste schneebälle macht, damit man ordentlich treffen kann, wenn die großen kinder einen bewerfen. das hat schon recht gut geklappt. ich selber war als kind ein kleiner angsthase und wollte nicht getroffen werden, deswegen bin ich meistens davongelaufen. eigentlich hat sich daran nicht viel geändert. ich ducke mich immer noch, wenn stöckchen sachen geflogen kommen. aber michaela ist aus anderem holz geschnitzt und lässt sich nichts gefallen!

schlacht

25. januar 2007

tage wie dieser oder so ähnlich. schwer enttäuscht im kaufhaus in der puppenabenteilung. keine kleinen lammlederanoraks, keine fell- stiefelchen für michaela. hässlicher babykrempel mit schleimigen applikationen. man schämt sich schon beim hinschauen.

gut versteckt schwarzrote inlineskater. immerhin. sogar in ihrer größe. der eine geht ohne die radkufe als stiefel für den winter. und ein weicher roter schal mit fransen. die komische mütze dazu kann sie als poncho anziehen. aus der alten schwarzen baumwollsocke, die das sockenmonster wie üblich in der waschmaschine übrig gelassen hat, ein schönes warmes strickkleid bis übers bein gemacht, für die große schneeballschlacht. wir hatten nämlich schnee heute. ist zwar schon wieder weg aber er kommt ja vielleicht noch mal und dann geht's natürlich zur abhärtung gleich raus.

saublöd vorhin bei butter lindner. hole ich immer den rothschildwein für die gesundheit. stehe ewig mit zwei auf den glastresen gepackten flaschen und den scharfen nüssen, vier verkäufer hinterm tresen, stehe mir ungefähr zehn minuten, gefühlte hundert, die beine in den bauch, längst schon die scheine in der hand. die sehen immer nur die, die neu zur tür von links rein kommen.

ich überlege schon, ob ich einfach gehe, merkt ja keine sau. kann ich mein geld behalten. man will ja auch die hochwichtigen verkaufsverhandlungen mit den neuen kunden nicht durch unqualifizierte zwischenrufe unterbrechen. dann langt's mir. ich teile der langweiligen kompanie gut hörbar mit, dass ich mich ganz ausgezeichnet ignoriert fühle, zumal hier in dem laden, in dem ich regelmäßig einkaufe. ich kann meinen wein auch woanders kaufen! rufe ich erbost und irgendwie entgegen meiner absicht.

erst fünf minuten vorher noch mit dem gedanken gespielt, einen trotzigen abgang zu machen und als kindisch verworfen. gucken mich vier verkäufer und innen mit offenem mund an. nicht, dass mich einer zurückgehalten hätte. kenne ich sonst nicht, von dem laden, die sind eigentlich immer sehr zuvorkommend. das personal wechselt aller- dings in einem rhythmus, den ich noch nicht ganz durchschaut habe. an manchen tagen sind ganz zauberhaft zuvorkommende junge frauen und männer im verkauf. aber heute halt nicht. blöderweise dann im spar nebenan ein gesöff erstanden, dass man lieber nicht weiter erwähnt.

daheim die drei gekauften apfelsinen auf den küchentisch geknallt. gegrübelt, ob ich sonst über gebühr verwöhnt und hofiert werde in dem laden und deswegen so ungehalten war. beschlossen, dass da heute einfach blöde verkäufer waren. die guten werfen einem während man wartet, einen geistesgegenwärtigen blick zu, um ihre wahrnehmung aus dem augenwinkel zu zeigen.

tage, an denen einem dauernd das messer ausrutscht und man sich morgens den kaffee über die nackten beine gießt. dabei war der eigentlich erst gegen abend so. ich sollte dringend meine astrologin konsultieren.

im fernsehen dann allerletzter, aber wirklich hinterletzter versuch altmans shortcuts irgend etwas abzugewinnen. noch langweiliger als vor zig jahren beim ersten anlauf. was für ein haltloses geschwätz. und die gruselige synchronisation. ton weg, musik an. mozarts requiem, leonard bernstein. oh je. hat mich auch nur gerade geritten, weil gerade frisch geliefert. kam gar nicht gut heute. der blöde film nervt sogar ohne ton. fernseher ganz aus. andere musik an.



dann selten dämlich und ungeschickt in der küche rumgebrutzelt. abgehackte bewegungen. leicht versalzen. das gegenteil von was man als virtuos bezeichnet. dabei kann ich das eigentlich. beim griff zu den zwiebeln mehr so zufällig hinter den ungelesenen bücherstapel geschaut. schon irgendwie toll gestreift, so eine apfelsine. komischer abend irgendwie. na ja, hauptsache gesund.

schon schön

21. januar 2007



heute ist der tag gekommen, an dem ich endlich von michaela erzählen muss. leider weiß ich nicht mehr genau, wann ich sie gekriegt habe. ich glaube mit fünf oder so zum geburtstag. aber dass ich mich mächtig gefreut habe, weiß ich noch genau. sie hat mir gleich sehr gut gefallen, weil sie kein baby mehr war, mit dem man immer nur fläschchen geben und windeln wechseln spielen kann, und ich war auch gleich in ihre blonden haare und die stupsnase mit den treuen kulleraugen verliebt.

was mich gerade ein bißchen durcheinander bringt ist, zusammenzukriegen, wieso michaela michaela heißt. als kind hat mir das lied von bata illic supergut gefallen und ich hätte gedacht, vielleicht deswegen, aber das lied ist erst zweiundsiebzig rausgekommen und ich glaube nicht, dass ich meine michaela so spät gekriegt habe. auf jeden fall hat mir der name gut gefallen.

leider ist dann ziemlich bald was ganz dummes passiert. michaela hat beim spielen einen blöden unfall gehabt. sie ist irgendwie aus- gerutscht oder was und runtergefallen. dabei hat sie sich das bein gebrochen. genau genommen sogar den oberschenkel. wenn man es ganz genau nimmt, sogar noch mehr. also warum lange um den heißen brei reden: das rechte bein war ganz ab. natürlich wurde gleich der notarzt gerufen und operiert. aber das gewebe war wohl nicht mehr gut genug durchblutet und deswegen ist das bein nicht mehr angewachsen. es wurde dann noch zwei oder dreimal transplantiert aber es wollte einfach nicht mehr festwachsen. das hat mir natürlich großen kummer bereitet. ich habe extra dicke verbände angelegt und alles und immer eine strumpfhose drüber, damit es schön hält. aber es hat alles nix geholfen. mist.

irgendwann habe ich dann mit michaela gesprochen und habe ihr beigebracht, dass das bein nicht mehr anwachsen will und dass sie aber trotzdem nicht traurig sein soll, weil sie die schönste für mich ist. und sie war ja auch wirklich die schönste, trotz abm bein. sie hat mir sehr aufmerksam und tapfer zugehört und sehr verständig gewirkt.

von da an habe ich mir besonders viel mühe gegeben, ihr schöne kleider zu machen. meine mama habe ich darum gebeten, ein großes seidentuch für michaela zu spenden, damit ich ihr ein schönes langes kleid machen kann, wo man nicht sieht, dass sie bloß ein bein hat. es war so ein großes glänzendes tuch mit verschiedenem grün drin, mit großen urwaldblättern drauf.

in den siebziger jahren war es mal mode, dass man große stofftücher als partykleid anzieht. so rückenfrei und die beiden stoffzipfel vorne über kreuz und im nacken gebunden. so ein partykleid habe ich dann für michaela gemacht und es hat ihr super gestanden. weil sie so toll ausgesehen hat und ich auch gerade einen fotoapparat gekriegt habe, habe ich dann sensationelle mode- photos mit ihr gemacht, vor dem rhododendronbusch im garten.

ich habe gleich gemerkt, dass sie dafür talent hat. und seitdem hat sie auch gewusst, dass sie sich nicht schämen muss, weil sie nur ein bein hat. wir haben auch so ganz raffinierte bilder gemacht, die ich leider nicht mehr finde, wo ein schlitz im kleid ist und das eine bein vorguckt. ganz schön sexy!

blöderweise haben wir uns in den achtziger jahren dann irgendwie aus den augen verloren. ich bin ausgezogen und michaela ist im haus bei meinen eltern geblieben. obwohl ich sie sehr geliebt habe, waren dann wohl auf einmal mehr so jungens wichtiger. wir haben uns dann sehr lange nicht mehr gesehen, aber ich habe sie nie vergessen.

vor dreieinhalb jahren musste ich immer öfter an sie denken und machte mir große sorgen, wie es ihr wohl ergangen ist, in all den jahren und wo sie überhaupt ist. ich bin dann kurzerhand zu meinen eltern gefahren und habe den ganzen dachboden auf den kopf gestellt. vor meinem kinderzimmer unterm dach ist so ein vorraum, in dem aller möglicher krempel und alte möbel und zeug herumstehen. da war die spielzeugtruhe aus meinem kinderzimmer mit dem dunkelroten lederdeckel und ich habe die truhe aufgemacht und es war ein fürchterliches durcheinander. aber ich habe ihren blonden haarschopf gesehen. dann habe ich sie vorsichtig herausgenommen und ihr gut zugeredet. sie war ein bißchen struppig aber sonst ganz munter. ich war total froh, dass ich sie gefunden habe. sie hat gar nichts angehabt.

daheim habe ich sie dann schön lange gebadet und die haare gewaschen (mit shampoo) und gekämmt und ihr aus so einem indischen hippietuch ein neues kleid gemacht. sie mag zur zeit so ein bißchen urwaldlook, deswegen wollte sie auch unbedingt die kette mit den holzzähnen umhaben. am liebsten sitzt sie im schlafzimmer auf dem holztiger und schaut zu, was ich so mache. ich glaube, es macht ihr nichts mehr aus, dass sie nicht so wie die anderen ist. zum beispiel darf jetzt jeder sehen, dass sie nur ein bein hat. das erfüllt mich natürlich mit großem stolz auf meine kleine tapfere kriegerin.

wollte ich nur mal erzählt haben.

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