12. märz 2004

nein nein... nicht schon wieder irgend so ein erlesenes zitat

ich finde es doch recht interessant, zu beobachten, wie man (‚ frau, alle, die sich (ent)äußern - ich sowieso) sein öffentlich wahrnehm- bares profil manipuliert, indem man über jenes spricht, anderes elegant unter den teppich kehrt. letztlich versuchen wir alle nur in irgendeiner form für uns selbst reklame zu machen. „sollen alle mal sehen, wie geistreich und eloquent ich bin“. freilich - das zuzugeben, hat bereits schon wieder einen gewissen charme.

irgendeine psycho-studie weißdergeier, hat zutage gebracht was eigentlich klar wie kloßbrühe ist (komisch - woher kommt eigentlich der vergleich? die mehlgeschwitzten soßen an serviettenknödeln meiner böhmischen großmütter waren alles andere als durchsichtig - sie sehen: schon wieder wird scheinbar am rande eine persönliche information eingeflochten = kommt aus sippe mit zwar traditions- verhafteter jedoch nicht zu verachtender küchenkultur - könnte sich vererbt haben, schlüsselqualifiktion: kann kochen): - so, was kommt jetzt - bla bla bla, dass also jegliches kund getanes kreative streben und bemühen in völlig-scheißegal-welchem metier letzten endes wiederum dem arterhaltungstrieb entspringt. schon klar: es gibt transzendentes erleben, göttlich empfundene auflösung in der kunst, gerade musik, tanz, eintauchen in farbe, licht bis zur annähernden bewußtlosigkeit, das auch - aber eben: auch, außerdem.

die bescheidene formel: das ehrgeizige ‚herzeigen’, ausgewiesene präsentieren des erschaffenen ist nichts anderes als sexueller wettbewerb, vorteilssicherung, lebensversicherung, allianz für die eigene arterhaltung. ginge es nur um das persönlich erhebende erleben des künstlerischen schöpfungsaktes, gäbe es keine notwendigkeit das erschaffene öffentlich zu verbreiten oder besser: zu vermarkten. gut: es gibt noch die motivation, die erlebte transzendenz teilen zu wollen, sich zu verströmen, gemeinsames erleben zu schaffen. das auch. aber die entscheidung, die eigenen machwerke als ‚professionell’ gelten lassen zu wollen, entspringen dem zeugungs- und vermehrungsdrang des egos.

geldverdienen? geld lässt sich auch anders und meistens anders leichter machen. aber: der profi lebt nach unserem verständnis von seiner kunst, kann sich damit über wasser halten, oder bemüht sich, wenigstens den eindruck zu vermitteln, er könne es: mit seiner kunst sich und seine art erhalten, im wahrsten sinne des wortes. das verdiente geld zahlt nicht nur miete, sondern klopft anerkennend auf die eigene schulter. die zellen jubilieren, denn beifall wird von den kleinen dingern übersetzt in: dein wesentliches sein ist gut, gefällt, du bist erwünscht, hast eine hiermit erwiesene seinsberechtigung, bist richtig gut/es zell-material).

und mehr, uneingestandener, unbewusster: mit der nach außen zur schau gestellten art des geldverdienens definiert der mensch (hier am beispiel: künstler) den kreis der für ihn/sie bevorzugt in frage kommenden kandidaten für den künftigen gemeinsamen genpool, dem der art(sic!)erhaltende nachwuchs entspringen soll. wer die künstlerfahne vor sich herträgt, zieht das zu ihm nach eigenem verständnis am besten passende genmaterial an, das die hoffnung auf ein fortleben der eigenen ideale in der nachkommenschaft gewährt. interessanterweise funktioniert der mechanismus auch, wenn kein bewusstsein eines kinderwunsches (oder sogar das gegenteil) da ist. den zellen ist es offensichtlich scheissegal. das programm des umherirrenden zeugungsmaterials läuft auch dann ab. und wie immer unschlagbar clever, hat mama natur in die schlüsselsituation des plans das orgiastische erleben eingebaut. ganz schön schlau die alte frau.

11. märz 2004

alkohol ist keine antwort, aber man vergißt beim trinken die frage.
[ henry mon ]

könnte jetzt nur noch gut tun - nichts greifbar - egal

es ist äußerst schwer, erfahrungsberichte von hinterbliebenen (so definierter) ‚hirntoter’ unfallopfer zu verdauen, die sich in einem vakuum von halt- und fassunglosigkeit und neben-sich-stehen, (entgegen einem oft diffus schlechtem gefühl dabei) zu organ- entnahmen an dem unfallopfer überreden ließen und dies später bereuen. das ausmaß des grauens tritt offenbar angesichts (von angesicht zu angesicht) des dann unwiderbringlich zerstörten zutage. die züge der ausgenommenen toten tragen den berichten zufolge erkennbar schmerz und todeskampf in ihrem letzten gesicht. bis das herz entnommen ist, wird beatmet und seit jüngerer zeit mit vollnarkose gearbeitet (warum wohl?)

der beschriebene umgang mit dem noch halb lebenden menschen auf dem operationstisch ist ohne jede übertreibung grobes gemetzel, abschlachten. ich las zwei beschreibungen von sog. totalentnahmen, verfasst von assistierendem op-personal. man muß, um ausdrücklich für sich selbst festzulegen, dass man weder organentnahmen an sich selbst, noch transplantationen für sich selbst wünscht, einen organSPENDER(!)ausweis besitzen, der ein kreuz an der stelle hat, dass man eben dieses nicht möchte. d. h., wer (meist nach einem unfall) nach heutigem kenntnisstand als hirntot definiert werden kann, brauchbare organe in sich trägt (augäpfel: hornhaut, knochen, bänder -alles brauchbar, nicht nur herzen, lungen oder nieren) nichts explizit verfügt hat und indifferente (oder besser orientierungslose) anverwandte mit verfügungsgewalt hat, die unsicher sind, ob der/die demnächst tote das gewollt hätte, kann davon ausgehen, dass diese von den weißkitteln entsprechend subtil bearbeitet werden, dem zuzustimmen. im zweifel immer für die entnahme, liebe angehörige - ihr kind hilft einem anderen menschen dadurch, dass ihm der eigene tod in frieden versagt wird.

wie sich organe eines fremden organismus im eigenen unwohl fühlen und zeitlebens von ihren trägern als fremd und nicht zugehörig empfunden werden, ist ein anderes tabu und gut gehütetes geheimnis von den nicht selten depressiven organträgern. was für eine scheiße. falls ich morgen tot umfalle: ich möchte bitte auf keinen fall ausgeschlachtet werden.

als kleines kind haben mir aufgebahrte tote angst bereitet, die fotografien des einen großvaters, den ich nie kannte, bei sich zuhause, im wohnzimmer, mit gefalteten händen zwischen einem meer brennender kerzen. jetzt erkenne ich das ganz und gar würdevolle und angemessene ritual, neben einem toten noch so zu wachen. was für eine ungeheuer schöne geste des abschieds.

10. märz 2004

wenn dreiecke einen gott hätten, würden sie ihn mit drei ecken ausstatten.

[ charles-lois baron de montesquieu ]

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