g a g a - 31. Oktober 2022, 20:43
Eines der großformatigen Werke der Ausstellung "Songlines - Seven Sisters" im Humboldtforum. Leider, leider nun zu Ende. Das Bild hat circa das Format zwei mal zwei Metern und gefiel mir mit am besten. Leider konnte ich daheim nicht mehr rekonstruieren, wie genau der Name der Malerin des hier gezeigten Bildes "Kuru Ala" ist. Der Vorname war so ähnlich wie Wingu, der Nachname was mit T. Irgendwann gab ich die Recherche auf. Sollte eigentlich nicht so schwer sein, schade. In der Bildbeschreibung stand ein ganzer Roman, die Bögen oben und unten im Bild bedeuten wohl eine tanzende Bewegung von Füßen im Sand. Die Kringel sind Frauen. Also stark vereinfacht von mir wiedergegeben.
Warten musste ich gar nicht, was ich zunächst befürchtete. Ich kam sofort rein, ohne lang anzustehen. Obwohl die Ausstellung sehr gut besucht war. Schon das Entrée war sehr beeindruckend, die Tür öffnete sich und man stand im Dunklen vor einer circa sechs Meter breiten und drei Meter hohen Projektionswand, die etwas zeigte, was wie ein animiertes Gemälde des Weltalls wirkte, wo plötzlich Tierspuren quer über das nächtliche Firmament liefen und phantastische Formen und Zeichen in Bewegung waren. Grandios.
Die Ausstellung wurde von den Aboriginee Künstlern selbst kuratiert, prächtige Werke und Figuren, subtil und heimelig beleuchtet. Sie war schon in mehreren Kontinenten und Ländern zu sehen und wurde gemeinsam mit dem National Museum of Australia konzipiert. Es gibt auch einen umfassenden Katalog.
Ich habe nicht fotografiert. Es gibt einen
Blogeintrag von jemandem, der auch dort war und einige der Exponate abbildet, die mich mit am stärksten beeindruckten, ein Gemeinschaftsgemälde im Format von ca. drei mal fünf Metern in allen Farben der Welt, die sitzende Frauengruppe, wie Strohpuppen gefertigt und eben dieses Bild.
Es gab auch Keramiken, deren Bemalung etruskischen Vasen und Gefäßen ähnelte. Viele Ausstellungsstücke gefielen mir ausnehmend gut, das war aber keine Überraschung.
In einem separaten, runden Kuppel-Raum gab es eine meditative Filmprojektion an die Kuppeldecke mit Höhlenmalereien und Fragmenten der Gemälde und Erzählungen und Musik. Darunter konnte man im Kreis liegen, das war ein putziger Anblick, wie die Menschen da mit ihren Umhängetaschen und Straßenschuhen lagen, es waren alle Liegeplätze belegt.
Also ich war sehr inspiriert und fühlte mich gleich wie daheim. Ich machte den Rundgang mehrfach, sah mir einige Bilder mehrmals an. Gute Idee, hinzugehen. Lydia hatte nicht zu viel versprochen.
g a g a - 31. Oktober 2022, 12:37
Symbolbild, Judy Watson Napangardi -
Mina Mina Jukurrpa, 2005. Heute ist der letzte Ausstellungstag von "
Songlines" im Humboldt Forum, wo großformatige Aboriginee Kunst gezeigt wird. Gehe ich hin. Alles andere lässt sich ein andermal machen. Lydia war schon zu Anfang in der Ausstellung und erzählte angetan davon, auch, dass sie bei einigen Bildern an meine Sachen dachte. Was ich verstehe. Die Vorgehensweise beim Malen ist meiner verwandt. Die Leinwände liegen immer am Boden, und dann fließen lassen. Nicht die Farbe, es geht nicht um "Acrylic Pouring", sondern den inneren Fluss, der mit Farbe materialisiert wird. Für scharf abgegrenzte Bildsegmente ist Acryl ideal, es trocknet schnell. Freilich steht in Australien eine andere Kultur und ein anderer Kontext dahinter, spezielle spirituelle Bedeutung. Aber dennoch gibt es innere Verwandtschaft, weil es auf einer Ebene passiert, die - wie ich glaube - mit dem kollektiven Unterbewussten zu tun hat. Fühlt sich jedenfalls deutlich so an. Als ob man dem inneren Wesen der Welt, das alles zusammenhält, ganz nah ist. Dem Urkern, Atom, der Urzelle, der Amöbe, dem Geist der Pflanzen, des Lichts und von allem Lebendigen. Dem Weltgeheimnis.
g a g a - 30. Oktober 2022, 10:25
Demnächst hier bestimmt wieder lange, verschachtelte Gedankengänge. Heute nicht. Ich fahre zum Werkeln, wenn ich dann vor mich hinwurstle, rauschen alle möglichen Sachen durch meinen Kopf, die meistens nicht viel mit dem zu tun haben, was ich bearbeite. Oder nur sehr indirekt. Innerlich wird Vieles von verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und durchdacht und betrachtet, während sich Hände und Augen ordnend mit Formen und Farben und Klebstoff und Materialien beschäftigen. So ist das. Keine wilden, eruptiven Impulse. Inneres und äußeres Aufräumen. Alle Naturfotos der letzten Tage und Wochen übrigens aus meinem gut sortierten Bildarchiv. Habe in diesem Jahr noch keinen Herbstspaziergang gemacht, aber schon einige in meinem Leben.
g a g a - 29. Oktober 2022, 14:37
Ganz neu beobachtet (aber vielleicht nicht neu): die modernen BVG-Busse haben jetzt eine Einstellungsmöglichkeit auf dem sehr großen Display über der Windschutzscheibe, also der Schnauze vom Bus, dass der Busfahrer oder die Busfahrerin einstellen kann, dass gerade PAUSE gemacht wird. Das wechselt sich dann ab mit der Anzeige BREAK und dem Bild einer riesigen dampfenden Kaffeetasse. Gefällt mir. Gemütlich irgendwie!
g a g a - 28. Oktober 2022, 12:00
In der BBC-Dokumentation über das private Filmarchiv der Queen sprach sie selbst Kommentare ein. Sie erinnerte sich zurück und ließ an ihren Gedanken und Lebensweisheiten teilhaben. Eine blieb mir besonders in Erinnerung. Sinngemäß meinte sie, dass eine Alterserkenntnis ist, dass das Leben voller Widersprüche ist.
"When you grow old, you learn: life is full of contradictions..." Finde ich durchaus nicht banal, diese Erkenntnis. Führt auch zu Altersmilde. Man gesteht sich ein, dass man selbst widersprüchliche Empfindungen und Einschätzungen hat und nimmt sie bei anderen zur Kenntnis, ohne feurige Dispute anzuzetteln. Ich merke bei mir zum Beispiel, dass ich manchen gesellschaftlichen Gruppen gegenüber Vorurteile, Vorbehalte oder sogar Abneigungen habe, die auf wiederholten persönlichen Wahrnehmungen beruhen, die ich aber keinesfalls in breiter Öffentlichkeit zugeben würde und auch nicht als Grundlage für eine politische Wahlentscheidung nehmen würde. Weil ich immer Anwältin von Vielfalt und Toleranz sein werde, aus Prinzip. Das heißt, ich wähle keine Partei, die das Tragen von Regenjacken aus Kunststoffgewebe in rot, blau und grün verbieten möchte, obwohl ich es als ganz persönliche visuelle Bereicherung empfände, keine derartige Funktionskleidung mehr zu sehen. Da muss ich durch, als prinzipiell toleranter Mensch. Also bei politischen Wahlen: Verstand über Gefühl. Privat kann man sich dann ja von dem Unerquicklichen fernhalten. So hat es die Queen auch gehalten :-)
g a g a - 26. Oktober 2022, 11:10
COUNT YOUR BLESSINGS. Alle bitte möglichst viel und oft daran denken, was auf der Habenseite vom Konto ist. Das ist so ein Kalenderspruch, so eine Binsenweisheit und doch kommt so Vielen das Bewusstsein im Alltag abhanden. Ich scheine gerade eine Phase zu haben, in der mir Verluste präsentiert werden. Und damit meine ich nur zuletzt den Verlust meiner Tasche mit den ganzen persönlichen Sachen, die durch die Bank irgendwie adäquat ersetzbar sind. Schlimmer, wie immer, nicht ersetzbare, weil nicht bei Amazon nachbestellbare, menschliche Verluste.
Zuerst starb am 8. September die Queen, bitte nicht lachen, das hat mich wirklich so bewegt, dass ich bis jetzt an drei Bildern arbeite, um das zu verarbeiten.
Dann hörte kurz danach das Herz einer liebenswerten Bloggerin im Alter von Mitte Vierzig auf zu schlagen, von heute auf morgen, Journelle. Wir waren nicht eng befreundet, aber persönlich bekannt. Das trifft schon.
Dann kam meine Tasche weg und ich hatte, wie berichtet die üblichen Rennereien, die man braucht wie einen Kropf.
Als Nachhut wurde mir eine Freundschaft gekündigt, weil ich zu erschöpft war, um eine Postsendung abzuholen, was mich so bestürzt hat, dass ich mich aufraffte, es doch zu machen, hörte aber über eine Freundin, dass ein weiterer Kontakt unerwünscht ist. Nun blieb das Gefühl, ich bin verpflichtet, mich immer stabil und unerschüttlich zu zeigen, Hypersensibilität oder sogar auch mal Panik wird mir nicht zugestanden, das gehört exclusiv zum persönlichen Portfolio anderer.
Dann gingen mein Grapefruitbaum und ein Orangen- oder Zitronenbäumchen gleichzeitig ein, die mich Jahre begleiteten.
Von den Lebensmittelmotten, die ich nie zuvor hatte, möchte ich gar nicht im Detail berichten. Nein, keine Bereicherung, auch ein Verlust, weil ich mich gar nicht mehr traue, irgendwelche Saaten und Körner in diversen Gefäßen aufzubewahren, die Motten kommen sogar durch geschlossene Verpackungen und Gefäße. Ok, ist mir schon gelungen, weitgehend zu reduzieren, aber nervig.
Dann ist ein Baby in der engeren Familie nicht über die zehnte Woche gekommen, sehr traurig.
Freitag erfahre ich, dass ein liebenswerter Kollege nicht mehr kommen wird, großer menschlicher Verlust im Alltag.
Und gestern Abend, oder besser schon Nacht, verlasse ich mein Atelier, die Treppe runter, in Gedanken, wo ich überhaupt die drei Elisabeth-Bilder hängen könnte, hab ja keinen Platz mehr, spielerischer Gedanke, würde im Treppenhaus auch gut wirken, auch von den Farben her, aber ist nicht realistisch, das Bild wäre ganz schnell geklaut, zumal ich wieder mit Blattgold und Blattsilber arbeite.
Und da fällt mein Blick auf die Wand unter der letzten Treppe. Da hängt immer so ein hässlicher dreiteiliger Bürokalender. Und darauf ein A4-Zettel, weiß, da steht gedruckt der Vor- und Nachname von meinem Vermieter. Und darunter zwei Daten. Und "In tiefem Schmerz". Und ein weiblicher Name. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, denke ich völlig unlogisch, ob der weibliche Name eine Mitmieterin war und die tot ist, und denke noch, die ganz alte Dame im ersten OG hieß doch anders. Und wieso ist mein Vermieter ihr so verbunden gewesen oder wie oder was, dass er das hier verkündigt.
Und dann setzt die Logik wieder ein, ich begreife, dass hier mitgeteilt wird, dass mein Vermieter am 3. Oktober gestorben ist. Der beste Vermieter der Welt. Ich habe immer schon, so lange ich ihn kannte, seit 2003 gesagt, man müsste ihn klonen. Ein Vermieter, der keinen Mietwucher praktiziert, sich immer sofort um alles kümmert, fast schon väterlich. Das war mir in jeder Minute bewusst. In jeder Stunde, in jedem Jahr, dass das ganz selten ist.
Als ich ihn zuletzt sah, vor mehr als einem Jahr, als Sanierungsarbeiten an einem Fallrohr besprochen werden mussten, sah er schon nicht gesund aus, aber er war auch ein hagerer Typ. Nur fünf Jahre älter als ich. Ich weiß nichts um die Umstände, wir haben immer per Mail kommuniziert. Wie ich ihn kenne, hat er alles verfügt und gerichtet, wenn er nicht plötzlich und unerwartet gestorben ist.
Ich sende einen ganz warmen dankbaren Gruß in den Himmel und bin weiter für jeden Augenblick dankbar, den ich dort werkeln darf. Count your blessings. Und die Sonne scheint. Die guten Dinge, vor allem die in einem Blog zu zeigen und zu präsentieren, Fotos, wo man sich des Lebens freut, heißt nicht, dass es nicht auch dunkle Stunden gibt, sondern dass man das Helle in seinem Leben ganz besonders wertschätzt. Es damit tut. Genießt diesen Sonntag und Euer Leben.
g a g a - 23. Oktober 2022, 14:27