Getanzt wurde auch...! Nach der Trauung ging es nach Erlenstegen, das ist ein etwas entlegener Nürnberger Stadtteil, der von Wikipedia als Villenvorort bezeichnet wird. Ich war in meinem ganzen Leben vermutlich insgesamt dreimal in Erlenstegen, die Hochzeit eingerechnet. Dort wohnten betuchtere Nürnberger, aber es gab auch ein besetztes Haus, in dem eine anarchistische Kleinkunstszene ihr Unwesen trieb, da war ich zweimal. Aber zurück zur Hochzeit. Es gab zuerst Mittagessen in einer vormals gutbürgerlichen Traditionsgaststätte, die nun neu als veganes Restaurant bewirtschaftet wird. Zur Vorspeise gab es große Sushiplatten und danach individuell gewählte Gerichte, ich hatte ein veganes Schnitzel mit Pommes Frites, schaffte es aber nicht alleine. Valerian hielt die kürzeste Ansprache der Welt, war aber lustig. Die Fahrt von der Nürnberger Innenstadt dorthin wurde mit verschiedenen Fahrgemeinschaften im Auto absolviert. Ich hatte einen besonders netten Freund von Valerian, mit dem er auch studiert und zusammengewohnt hatte als Fahrer, seine Freundin war auch dabei. Während der Fahrt erzählte ich ihnen, dass ich die Tante von Valerian bin und wie überhaupt alles kam, also wie sich Valerians Eltern kennengelernt hatten. Da spielte ich nämlich eine tragende Rolle. Genau genommen, meine Schwärmerei für den Sänger einer Band. Ich war lange vor Beginn eines Konzertes vor Ort und machte im Lokal Französischhausaufgaben, die Nürnberger Location hieß "Desi" in St. Johannes und gibt es immer noch. Es hätte sich nicht gelohnt, nach der Schule erst heimzufahren, in den Vorort von Nürnberg, wo ich bei meinen Eltern wohnte, und dann wieder zurück, so überbrückte ich die Zeit bis Konzertbeginn in der Desi-Kneipe, vor dem Konzertsaal. Eine allein dort ebenfalls sitzende Frau, 1983 war sie 27, stand auf und sprach mich an, was ich denn da mache. So kamen wir ins Gespräch und wurden bald danach Freundinnen. So lernte sie meinen Bruder kennen, der mit ihr zwei Söhne bekam, zuerst Richard Keita 1985, der leider nicht mehr lebt und Valerian, der 1987 im Dezember geboren wurde, drei Monate nach dem Unfall meines Bruders. Ich denke manchmal darüber nach, ob sich mein Bruder und Valerians Mama auch anders kennengelernt hätten, ohne das Bekanntmachen durch mich. Also ob das Schicksal so clever seinen Weg findet, so oder so. Aber das sind müßige Überlegungen. Doris, Valerians Mama, hatte damals schon einen kleinen, ihren ersten Sohn, Nik. Der ging dann später oft mit uns zu Konzerten der Band, wo wir uns kennengelernt hatten. Die ganze Band gehörte dann zu unserem Freundeskreis, ich kannte sie ja schon vorher. Der Drummer der Band, Richard, wurde Valerians Patenonkel und der war natürlich auch da, was sehr schön war.
Nach dem Essen ging es weiter in Erlenstegen, zum Ort der Hochzeitsparty, dem Arche Noah Saal. Es gab Sektempfang und Hochzeitstorte und Luftballons steigen lassen und eine Diaschau von seinen Brüdern und Speis und Trank und eine Leinwand, wo von allen ein Bild gemalt werden konnte, und kleine Auftritte von Freunden mit live Musik, eine Photobox und ein Gruppenfoto in der Sonne und eine DJane aus dem Freundeskreis und natürlich einen Hochzeitstanz. Bei solchen Hochzeitstänzen fiebere ich immer innerlich mit, weil man ja oft ein Paar vor sich hat, das normalerweise nicht auf diese Art zu tanzen gewohnt ist. Schritte müssen bedacht werden, die Drehrichtung, alle gucken zu. Puh! Also: gut gemacht. Der Rest war dann Freestyle tanzen, da hab ich auch mitgemacht. Die Fotos hier von mir sind so nebenher entstanden, ich war nicht als Hochzeitsfotografin engagiert, dafür gab es drei andere Fotografinnen und Fotografen und gefilmt wurde auch. Und jeder zweite Gast (von Neunzig) hat auch noch mit dem Smartphone geknipst und gefilmt. Da Valerian professionell mit Film und Fotografie zu tun hat, gab es keinerlei Mangel an visueller Dokumentationsbereitschaft. Aber ich hatte verständlicherweise eine speziell emotionale Herangehensweise.