Gerald Uhlig lebt nicht mehr. Jetzt erst
durch diesen Artikel erfahren, als ich die letzten Nachrichten zur Gas-Havarie in der Auguststraße suchte. Ich wohne in einem der evakuierten sechs Häuser, kam kurz vor Sieben an und bekam keinen Zutritt zu meinem Haus, alles weiträumig gesperrt, Polizei, Feuerwehr. Ein paar Sachen bei Edeka gekauft, Proviant und was ich sowieso brauche, Parkbank gesucht, gefunden, immerhin am Gipsdreieck. Mit älterem Paar ins Gespräch gekommen, sie erzählten, dass sie um halbfünf evakuiert wurden, alle Bewohner mussten die Häuser sofort verlassen. Gegen halbzehn durften wir zurück. Das Paar wohnt wie ich seit 1999 in der jetzigen Mietwohnung, aber seit 1945(!) immer in Nähe der Auguststraße. Schöne Unterhaltung. Ansonsten flanierten nur englisch, niederländisch, französisch, spanisch, russisch, iitalienisch sprechende Menschen an uns vorbei, wirkten überwiegend wie Touristen. War wahrscheinlich auch so. Und jetzt wieder in meinem Adlerhorst und lese, dass Gerald nicht mehr lebt. Seit dem 4. Juli (der Todestag meines Bruders). Er war so kultiviert und herzlich, jemand an den sich alle gerne erinnern, nicht nur weil er uns das Einstein Unter den Linden geschenkt hat. Ich traf ihn einige Male, wir hatten eine ähnlich introvertierte Wellenlänge. Dabei entstanden auch
einige Aufnahmen von ihm. Und bei einer Gelegenheit auch mit seiner zu früh verstorbenen, geliebten Frau Mara, es war die Feier zum fünfzehnjährigen Bestehen des Einstein Unter den Linden. Aber das erste mal traf ich ihn vor etwa zehn Jahren, in einer Fotogalerie, und ich wusste gar nichts über ihn. Er war mit André Rival da, mit dem er befreundet war, den kannte ich genauso wenig. Ist jetzt kein sehr angemessener Schluss für einen Nachruf, aber dass ich überhaupt etwas dazu schreiben will, ist schon auch ein Zeichen. Du warst etwas ganz Besonderes, Gerald.