31. Dezember 2011



Heute Nachmittag die Kamera aus dem schwarzen Kubus befreit. Hat funktioniert. Um mich meiner nicht nur geistigen Existenz zu vergewissern. Ich spielte mit dem Gedanken, anlässlich der finalen Gelegenheit ein festlich glitzerndes Kleid anzuziehen, hab es auch anprobiert, aber das war nicht das Gebot der Stunde. Am hellichten Nachmittag im silbernen Paillettenkleid Partystimmung vorzutäuschen, wirkt doch recht aufgesetzt. Also wieder ausgezogen. Dann ein anderes, langärmliges, eher kurzes, enganliegendes Kleid angezogen, aus flauschigem schwarzem Nickistoff mit großen roten Mohnblumen drauf. Jawohl, solche Kleider befinden sich in meinem Schrank. Immer wenn ich es anhabe, gibt es ein Kompliment. Ich habe dann ein paar Fotos gemacht und mich wieder umgezogen. In meine komfortablen Abhäng-Klamotten, ein langwärmliges schwarzes T-Shirt mit Charlie Chaplin drauf, eine bequeme, verwaschene Hose aus Nickistoff, die dereinst auch mal schwarz war und darüber ein dunkelblau-grün karierter Flanellponcho, mit anderen Worten: Kraut und Rüben. Dann hab ich die Bilder von der Kamera auf die Festplatte geladen und gemerkt, ich war mit der Situation offenbar noch nicht ganz vertraut. Nicht so toll. Bis auf eins alle Bilder gelöscht. Da die Kamera noch in Griffweite lag, hab ich noch mal von vorne angefangen, in meinen allein-daheim-und-kein-Besuch-zu-erwarten-Anziehsachen. Deswegen wirken die Bilder auch nicht ganz so unnatürlich, weil ich nur dasselbe gemacht habe, wie halt immer. Irgendwie gucken und ab und zu Faxen machen. Und die Klamotten sieht man sowieso kaum. Man muss das alles dokumentieren. Jedenfalls hin und wieder. Die Zeit rast und auf einmal ist man Siebzig oder Hundertsieben und versucht sich zu erinnern. Wie man war. Und alles. Wer, wie, wo, was. Bilder helfen auf die Sprünge. Man sieht dann auch, dass es einem besser geht, als man manchmal denkt. Jedenfalls sehe ich kein armes Schwein. Das beruhigt dann doch. Nun wird das Poesiealbum Zweitausendelf zugeklappt und am ersten Januar ein neues angelegt. Vielleicht wird es ja im neuen Jahr sogar wieder einmal Bilder mit Menschen geben. Ich mag gemeinsame Bilder gerne. Aber dafür kommt natürlich nicht jeder Passant an jeder Ampel in Frage. Mal gucken. Ich hege und pflege mich einfach weiter, dann habe ich mir wenigstens in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen. Das wäre auch so ein Vorsatz. Ich hab ja nie welche, weil gerade neues Jahr vor der Tür steht, sondern immer mal mittendrin welche. Aber das wäre ein guter Vorsatz. So zu leben, dass man sich nichts vorzuwerfen hat. Ein großer Vorsatz. Ich meine jetzt aber nicht etwa vorrangig meinen ökologischen Fußabdruck. So, Ende. FiNiTo.

31. Dezember 2011




Ich lebe zwischen


Kränen wo einmal


nichts als Krater


waren. Ich mag all


die vielen Seen


und Bäume, die


sie eng


umstehen.








Ich lieb die


Friedrichstraße,


Pariser Platz und


Kreuzbergs Stau.








Ich mag die


Linden Untern


Linden, die mit


und die noch


ohne Laub.



H. KNEF


30. Dezember 2011

Das geht wohl nicht nur mir so. Diese Anwandlungen, hier und da noch ein bißchen Ordnung in die Dinge zu bringen, gegen Jahresende. Liegen gebliebene Sachen zu erledigen, das Köfferchen fertig zu packen, vor dem anstehenden Geburtsereignis. Man merkt das auch sehr schön in den bunten Blättern. Die Trennungsmeldungen häufen sich, je näher der letzte Tag des Jahres rückt. Ist mir auch schon untergekommen. Sogar mehrfach, wenn ich zurückdenke. zweimal auf der einen Seite, zweimal auf der anderen. Aber ich wollte jetzt eigentlich nicht zuguterletzt aus dem Nähkästchen plaudern. Ich räume nur Sachen auf, keine Menschen. Das ist gerade kein Thema, dafür ist mir das Kultivieren inniger Verbindungen im Augenblick zu fern. Ferner als Australien. Ungefähr so weit weg wie der gute alte Mond. Vielleicht sollte ich nicht so spät bloggen, da gerät die Sache leicht aus dem Ruder. Andererseits gibt es nun auch nicht viel über den Kürbis zu erzählen, den ich auf den Bildern geschlachtet habe. Ich meine natürlich transformiert. Ein bißchen wie Holzschnitzarbeiten. Bildhauerei im Grunde. Bei Aldi habe ich in den letzten Wochen keinen Kürbis gesehen. Schade. Ich hab dann auch schon mal einen bei meinem Superspar in der Rosi gekauft und Kokosmilch. Hat Aldi nämlich auch nie, soweit ich das Sortiment überblicke.



Jedenfalls räume ich nur die letzten Bilder auf, hier in meinem kleinen Archivschränkchen im weltweiten Internet. Morgen auch noch ein paar und dann wäre das auch erledigt. Wieder was vom Tisch! Und dann habe ich ja noch vor, zuguterletzt noch einmal in diesem Jahr ein Bild oder auch zwei von mir zu machen. Schon dreieinhalb Monate ohne aktuelles Gaga Nielsen-Bild, das schleift. Hoffentlich erkennt man mich noch. Ich gehe mal schlafen, damit ich morgen einigermaßen aussehe, fürs Bild. So machen das die Topmodels auch immer, habe ich gelesen. Ausreichend Schlaf und keinen Alkohol. Gute Nacht, Zweitausendelf, du komisches Jahr. Morgen sind wir noch einmal verabredet. Bitte sei recht pünktlich.

29. Dezember 2011

Unterwegs in Berlin. Unterwegs in Australien. Unterwegs in Osttimor. Unterwegs im Wohnzimmer. Unterwegs im Kopf. Unterwegs in den Wolken. Unterwegs auf dem Teppich. Unterwegs im Herz. Farin macht das gut. Er fokussiert mit den Augen und drückt mit dem Herzen ab. Aus diesem Grund macht er das gut. Ich habe seine Bilderbücher gerne, auch wegen der kleinen Geschichten von unterwegs. Weil er als Musiker bekannt ist, ist er ab und zu dem Angriff ausgesetzt, dass er mit seinen Bildern nur deswegen professionelle Aufmerksamkeit bekommt, weil seine ergebene Fangemeinde hypnotisiert alles erwirbt, was er produziert, und er deshalb für den Verlag und für Lumas ein verlässlich lukrativer Künstler im Repertoire ist. Von den Lumas-Editionen will ich gar nicht reden, aber die Bildbände sind mit sehr viel Liebe gemacht. Ohne berufsglobetrottermäßigen Anspruch auf Vollständigkeit, gemäß seiner ganz persönlichen Reiseroute und Dramaturgie. Das erwarte ich vor anderem von so einem Bildband.


Foto: Farin Urlaub

Auch wenn er selbst selten zu sehen ist. Man sieht, worauf es ihm ankommt und damit erweckt er sofort mein Vertrauen. Gerne könnte es auch noch persönlicher sein. Der Film aus der Kamera und auch der Film aus dem Kopf. Aber das war ja nicht der letzte Streich. Vorausschauend hatte er gleich sein Erstlingswerk mit der Nummer Eins untertitelt. Nun macht er zum Glück sowieso immer weiter, weil er gar nicht mehr anders kann - so sehr wie er Blut geleckt hat - auch ohne den gnädigen Segen der ausgebildeten und spärlicher mit Erfolg gesegneten Kollegen. Tatsächlich zeichnet es die bemerkenswerteren unter den Kunstschaffenden aus, dass sie kein Diktat des Mediums hinnehmen, sich jegliches zueigen machen. So wie Kinder keinerlei Begrenzungen in ihrem Spieltrieb mögen. Und wenn er morgen anfinge, großformatig zu malen, hätte jede Leinwand seine furiose Farin Urlaub-Handschrift.



Abgesehen davon meine ich durchaus, dass sich in der Handschrift sehr viel von der Kraft und des Potenzials eines Menschen andeutet. Und das begreife ich nicht im engeren Sinne graphologisch. Na gut, vielleicht im weiteren. Aber Wagemut, Kraft und Impulsivität zeigt sich in jedem Strich. Bei jeglichem Gekritzel. Kühner Strich, kühnes Herz. Nein, nein, ich meine keine prätentiösen Angeber-Poser-Kringel. Straight. Um ganz ehrlich zu sein, kann der Eindruck einer Handschrift großes Misstrauen bei mir erregen. Gefährlich sind übertrieben große, bauchige Unterschlaufen. Und auch ausgezirkelt extra große Oberschlaufen wie Luftballons. Nicht die Sorte, die eben auch mal zwischendurch groß wird, weil das Herz beim Schreiben gerade heiß war, sondern aus kultiviertem Prinzip. Ich habe das bei Menschen beobachtet, die gerne mehr in der Welt darstellen wollen, als die Substanz real ermöglicht. Mir auch sehr suspekt, angepasste, ewig gleichförmige kringelige Kleinmädchen-Schriften wie brave Häkelborten. Mit solchen Menschen kann ich keinen Draht finden. Nicht von Herzen. Und nicht vom Geist. Ich glaube ganz sicher, dass sich visionäres Potenzial in jeder Lebensregung und -bewegung Bahn bricht. In jedem Kringel und jedem Krakel. In jedem Strich und jedem Punkt.

28. Dezember 2011

Hey, ich war im Schwimmbad. Leider hab ich meinen Badeanzug vergessen und durfte nur am Beckenrand stehen und zugucken. War aber auch schön. Ich traue mich sowieso nicht vom Turm springen, wie die anderen. Toll, wie die das machen. Ich schaue aber gerne zu. Trauen würde ich mich das nie. Nie im Leben! Der Schwimmkurs, wo ich elf war, hat mir gelangt. Ich kann aber trotzdem ganz gut schwimmen. Am liebsten im Meer. Ganz weit raus. Und ganz allein. Bis man fast schon ein bißchen Kribbeln hat, ob es nicht zu weit ist, weil man muss ja auch noch zurück. Hab es bis jetzt aber immer geschafft. Lange her, dass ich am Meer war und drin geschwommen bin. Die ganzen letzten Ost- und Nordseeferien war mir immer das Wasser zu kalt. Ich bin da zimperlich. In einer sizilianischen Bucht war es schön. Und in ein paar griechischen. Bestimmt fahre ich bald wieder einmal ans Meer. An eins zum Schwimmen. Weil ich ja spare. Ich bin ganz schön gut darin und muss mich selber loben, so zum Jahresende.



Normalerweise kann und darf man ja gar keine Schwimmbad- oder Freibadfotos machen, ohne dass man sich komisch oder zurecht peinlich vorkommt. Aber das war ein besonderer Tag. Alle haben den Schwimmern und Springern begeistert zugeguckt. War nämlich auch ISTAF. Obwohl im Olympiabad gar kein Wettbewerb war, sondern normales Sommerfreibad. Man kann aber toll zugucken vom Olympiagelände, und das ist einfach schön, bei so einem Badewetter. Man fühlt sich gleich erfrischt, an einem heißen Sommertag in Berlin. Kleiner anachronistischer Eintrag, aber chronologisch. Mir ist jedes Wetter recht. Inzwischen. Früher war ich da auch mäkelig und hatte Befindlichkeiten. Aber seit ich weiß, dass Gesundheit viel wichtiger ist als Badewetter, finde ich alles gut, was da draußen so vor sich geht. Was sich der Wettergott so überlegt. Ich bin gewappnet. Hauptsache, ich kann selber bestimmen, ob ich vor die Tür gehe zum Spazierengehen. Das ist das Allerwichtigste. Ich gehe nämlich nie spazieren, wenn es kalt ist. Weil es mir nicht gefällt und ich weinen muss. Wegen der Kälte auf den Augäpfeln. Deswegen ist jetzt wieder Sonnenbrillenwetter für mich. Wenn jemand bei unter zehn Grad eine Frau, die mir ähnlich sieht durch Mitte laufen sieht, mit Brille auf der Nase, weil wieder der gute alte Ostwind weht, bin ich es.

26. Dezember 2011

Tief eingetaucht in Veras Lebenslauf. Manche Tagebuchgedanken und Erkenntnisse über das eigene Schicksal, die Bestimmung, auch im Privaten, so verblüffende gedankliche Parallelen, dass ich sie einerseits hier hinschreiben wollte, andererseits die ungeschützte Darbietung scheue. Als ob der Vorhang vollkommen beiseite gezogen ist, warum die Faszination von Anfang an für mich so groß war. Dieses zutiefst Vertraute. Nun leben wir beide in Berlin, äußerst zurückgezogen, auslotend und transformierend mit der eigenen Biographie beschäftigt. Zunehmend heiter [...]. Ziemlich verrückt. Wer Ihre alten Einträge in dem Buch lesen würde, könnte auf diesem Umweg begreifen, wie ich in Vielem ticke. Als ich auch noch las, dass die Insel Spetsai eine besondere Bedeutung hatte in ihrem Leben, in einer tiefen Krise, war ich nur einmal mehr fasziniert. Diese griechische Insel, die mir Anfang der Neunziger etwas bedeutete, kennt niemand, dem ich je begegnete. Sie hatte dort einen entscheidenden Unfall. Einen frei gewählten Sturz von dem die Narbe an ihrem Kinn rührt. Danach wurde vieles leichter.



Davor war ich auch sehr bewegt von einem Buch. Und noch vor jenem las ich Friedrich Holländers Von Kopf bis Fuß, aus dem ich manches zitierte. Seit vielen Jahren hatte ich noch ein zweites Buch von ihm im Regal, beide lagen seit Ende der Neunziger dort, nur kurz angelesen und beiseite gelegt, anderes vorgezogen und beide vergessen. Es war nicht die richtige Zeit, als ich sie kaufte, mir fehlte die Konzentration. Jetzt hatte ich sie. Das Buch nach Holländers Erinnerungen war ein Roman, den er 1941 schrieb, in der deutschen Übersetzung heißt er Menschliches Treibgut. Dieser Roman, zehn Jahre nach der Emigration über Paris nach Amerika geschrieben, hat mich tief bewegt. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich daraus zitieren sollte. Der Venedig-Effekt. Man ist dort und legt den Fotoapparat nieder, weil man der Flut der Eindrücke nicht Herr wird. Was soll man zuerst belichten. Jeden Schritt, 360 Grad? Holländer schrieb das Buch auf Englisch (Those Torn from Earth), er suchte die Herausforderung mit der Sprache, aber ich las es auf Deutsch, eine sehr gute Übersetzung, die erst nach seinem Tod entstand. Und sein Ton ist wunderbar getroffen. Eine warme Empfehlung. Mehr noch als seine Autobiographie. Obwohl diese mir noch transparenter und zugänglicher machte, in welchem Ausmaß er über diese Schicksale aus eigener Erfahrung schrieb. Im Nachwort zu Menschliches Treibgut von Volker Kühn, werden die fiktiven Figuren erhellt. Wer sich dahinter verbarg. Für fast jeden Protagonisten gab es das Vorbild eines Emigranten aus Holländers Umfeld. Thomas Mann schrieb betroffen das Vorwort.



Und nun liegt ein schwerer Brocken vor mir, Albert Speers Erinnerungen, nach der Veröffentlichung 1969 innerhalb kürzester Zeit ein Bestseller. Vieles wurde später in Frage gestellt, was er zu seinen Gunsten darstellt. Einer der wenigen Nazis im Büßergewand, dem man nachsagt, er hätte sein Bedauern so geschickt in den Fokus gestellt, dass viele Fakten zu seinen Ungunsten, die er unter den Teppich kehrte, gerne verdrängt wurden. Die Deutschen brauchten nach dem Krieg eine Identifikationsfigur wie Speer. Einen guten Nazi. Dann konnte man auch sich selbst vergeben, wenn er sich vergab, wenn ihm vergeben wurde, konnte man selbst Vergebung erhoffen. Aber wie gesagt, das Buch liegt vor mir. Ich mag das gerade sehr, tieferes Verständnis für Zusammenhänge zu erlangen, in dem ich mich mit Schlüsselfiguren und historischen Schlüsselmomenten beschäftige. Das hat durchaus sehr viel mit mir und meinem eigenen Leben zu tun. Es ist kein fluchtgleiches Verreisen wie ein Tauchgang in ferne Ozeane, mir begegnet währenddessen viel, das in mir und meiner Generation und der Gegenwart fortwirkt. Und es hilft meinem Verstehen über die oftmals, vielfach tragische Dynamik, die Dramaturgie der Zeit. Und des Schicksals.

20. Dezember 2011



























Also nun. Ich war dann auch nicht mehr kompetent, etwas auszusortieren. Ja, das sind viele Bilder. Ich will nur mal zeigen, wie ein Sportereignis im Olympiastadion durch meinen unsportlichen Blickwinkel aussieht. Meine Güte, ich war noch nie bei so was dabei. Das war wirklich schön, nicht nur weil das Wetter schön war, sondern weil dreiundfünfzigtausendirgendwas Berliner auf einen Haufen gute Stimmung verbreiten, zumal wenn die Sonne scheint und ein derartiges Großereignis am Start ist. Unproblematisch und undepressiv. Auch mal schön! Man musste nicht damit rechnen, dass der Banknachbar eine Betroffenheitsdiskussion vom Zaun bricht. Auch die Kinder waren gut drauf und haben nicht genervt, weil sie was zu gucken hatten. Putzig, wie freiwillig konzentriert die kids dem Ganzen gefolgt sind. Alles so freiwillig. Hatte alles überhaupt keine Ähnlichkeit mit meinen Erinnerungen an den Sport- und Turnunterricht mit Trillerpfeife zu Schulzeiten. Freiwillige Körperdisziplin ist eine feine Sache, scheint mir. Die beiden da unten, die am oberen Ring die Eintrittskarten checkten, sind ein Sinnbild für die Stimmung. Ach, was soll ich noch schreiben. Selber gucken. Ich hab nicht so viel herumsortiert wie sonst, da ist viel ähnliches, aber das wird schon nicht gleich Muskelkater verursachen.

18. Dezember 2011



Seit zwei Monaten keine Kamera in der Hand gehabt. Blick auf schönes, selbst gemachtes Essen, besonders gestern. So farbig, der Nachtisch. Wie ein expressives Gemälde. rosa, weiß, violett. Auch die Suppe mit der Sahne, Rote Beete, Ingwer, Tomatenmark für Orange, der Bratling aus der Pfanne. Ich schaue es an, schiebe die Schüsseln auf die kleinformatige schwarze Holzstäbchenmatte. Es sieht überall schön aus. Jeder würde den Fotoapparat holen. Bei den meisten wäre er griffbereit. Nicht hier. Soll ich Wochen später erklären, dass ich das am 17. Dezember gerührt und gebrutzelt habe? Die Kamera, die ich am liebsten nehme, ist in einer schwarzen Schachtel in einem Schrank. Eine Schachtel wie ein matter schwarzer Würfel, mit dem Signet von Versace oben. Glänzend Schwarz auf Mattschwarz. Eine große Tasse war einst darin verpackt, ein sehr stabiler Karton. Wie ein Schatulle. Ideal für die Kamera. Die Tasse geht langsam kaputt vom vielen Kaffeetrinken. Sie hat schon einen Sprung und einen halben. Ja, ich mache mir schönes Essen für den einzigen Blick von mir selbst, nicht für die Nachwelt erhalten. Doch, schon ein bißchen schade. Das hätte einen bunten Blogeintrag gegeben. Ich hätte in Farbe fotografiert. Mich habe ich auch seit September nicht mehr abgelichtet. Seit dem großen Fest der Leichtathletik, am elften September. Also schon mehr als ein Vierteljahr. Aber letztendlich bin ich auch so wahrscheinlich weltweit die Bloggerin mit den meisten Bildern von sich im Netz. Das Jahr neigt sich dem Ende, weniger als zwei Wochen noch. Ich versuche noch die Sachen hochzuladen, die da dämmern, auch wenn mir gerade der Bezug ein wenig verloren gegangen ist, auch wegen der Jahreszeit. Vielleicht gibt es am Ende ja doch noch ein Bild, ein zeitlich näheres. Und vielleicht habe ich mich auch verändert. Mal sehen.

18. Dezember 2011



WOMEN KNOW YOUR LIMITS

18. Dezember 2011

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