09. märz 2005

ich träumte erinnerbaren unfug letzte nacht:

die nicht ganz unbekannte gruppe rolling stones machte eine art inkognito probe/tourauftakt-konzert in einem laden-artigen, nicht sehr großen raum mit riesigen glasscheiben und turnstunden-atmosphäre. in irgendeiner deutschen stadt, nicht eindeutig identifizierbar. vielleicht ein randbezirk von berlin.

ich laufe zufällig die straße entlang, wo das ereignis stattfindet, komme an den großen glasfronten vorbei, es ist noch hell, später nachmittag vielleicht. ich weiß nichts von diesem konzert und wundere mich über die veranstaltung. ich erkenne durch die scheiben die einzelnen musiker, keith richards in einem weißen schlabberhemd rechts von jagger, der irgendetwas grünlich schimmerndes anhat und beim singen lässig mit den schmalen hüften wippt. der rest, charlie watts etc., bleibt eher im hintergrund, wie immer. die musiker sind gut drauf und geben sich viel mühe, sie scheinen regelrecht freude am musizieren zu haben.

im gegensatz zu der schwerfälligen menge vor ihnen. in ca. zwei meter abstand zur band, die auf derselben ebene wie das publikum steht, drängelt sich ein pulk von leuten im alter zwischen dreißig und vierzig mit gelangweilten gesichtern. manche bewegen sich eher mühevoll und lustlos, als müßten sie die zeit irgendwie herumbringen. freudlos, kaum den takt haltend. die meisten stehen hölzern herum.

sie wirken allesamt wie bestellte statisten, die sich noch nicht einmal die mühe gemacht haben, sich umzuziehen. einige tragen ausgeleierte jogginganzüge, in verwaschenem grau und rosa, komische zerdrückte kurzhaarfrisuren, wie gerade aus dem bett gekrochen. sie sehen ziemlich verlottert aus, wie jemand der auf die schnelle in der tankstelle nach ladenschluss noch etwas besorgen will, und zu faul ist, sich straßenkleidung anzuziehen.

die musiker tun mir leid, weil das publikum so uninteressiert ist, und ich schäme mich fast ein bißchen für die freudlosen menschen, weil sie ja immerhin aus meinem herkunftsland sind.

ich gucke schon eine kurze weile von der anderen straßenseite durch die scheibe, als mick jagger (übrigens gut in form) plötzlich aus dem raum auf den gehsteig robbt. wie durch zauberhand durchdringt er das fensterglas, auf dem bauch liegend. dabei singt er lächelnd weiter in sein handmikrophon und gibt mir zeichen, ich solle doch näher kommen. ich bin immer noch auf der anderen seite der straße und reagiere nicht sofort auf seine gesten, da ich es nicht für möglich halte, dass er, der berühmte mick jagger, tatsächlich mich meint.

er macht aber immer weiter mit seinem gewinke und dann komme ich schließlich doch zu ihm und gehe in die hocke, da er immer noch auf dem bauch liegt und singt. er flüstert mir, halb singend, irgendetwas ins ohr. sinngemäß ungefähr, dass ich unbedingt auch hineinkommen soll, es gäbe noch eine tolle party. so in der richtung. ich bin gleichzeitig fasziniert und überrumpelt. unentschlossen überlege ich eine weile.

szenenwechsel

ich erkenne im hinteren teil des raumes eine sehr gute freundin im publikum und bin verwirrt, dass sie mir nichts von diesem konzert erzählt hat. ich bin nicht wirklich mit ihr im selben raum. das konzert ist zu ende.

szenenwechsel

nächster tag: ich mache der freundin vorwürfe, sie hätte doch wissen müssen, wie gerne ich auch dabei gewesen wäre. sie wird rot vor lauter verlegenheit, fängt an zu stottern und meint, sie könne selbst nichts dafür, sie hätte vor kurzem völlig unerwartet eine gehaltserhöhung in zwei raten (?!?) bekommen und da wäre die konzertkarte zufällig mit im umschlag für die erste rate gewesen, und das sei alles eben ganz kurzfristig gewesen. sie stottert und stottert und ich bin fassungslos und stinksauer.

ich sage, dass ich das sehr komisch fände, dass sie ausgerechnet dieses ja doch sehr bemerkenswerte konzertereignis nicht für erwähnenswert gehalten hat, wo sie doch genau wüsste, was für ein stonesfan ich sei und sie doch sonst immer alles en detail erzählen würde. daraufhin stammelt sie beschämt noch eine weile herum, so dass sie mir fast schon wieder leid tut. ich ziehe mich daraufhin belämmert und grübelnd zurück. jedenfalls für den tag. einerseits zwar enttäuscht des versäumten konzertes wegen, aber andererseits und das umso mehr, wegen ihres kryptischen verhaltens.

an der blöden stelle bin ich dann leicht genervt aufgewacht und habe mich noch einmal umgedreht, in der hoffnung noch irgendeinen anderen murks zu träumen. am hanebüchensten war die absurdität der verdrucksten reaktion der freundin. die real existierende frau ist galaxienweit von irgendeinem undurchsichtigen getue entfernt, so dass ich mich über die geradezu beleidigende fehlbesetzung der rolle fast schon geärgert habe.

ach ja - ich habe die ollen stones anfang der neunziger zwei mal live gesehen und seither null interesse an einem weiteren konzert in olympiastadionformat. so ein kleines, feines, unrealistisches clubkonzert wäre gegebenenfalls schon eine nette sache. nur, warum ich davon geträumt habe, wissen die götter. ich kann mich absolut nicht erinnern, wann ich mir zuletzt einen kopp darüber gemacht hätte, ob die nun demnächst irgendwo auftreten oder nicht. und als ’stones-fan’ hätte ich mich vielleicht vor zwanzig jahren bezeichnet – wenn überhaupt. auch ist mick jagger nicht der traum meiner schlaflosen nächte, obwohl ich ihn als ikone schon durchaus nach wie vor mag und respektiere.

ich freue mich ja immer, wenn ich mich ausnahmsweise mal an das nächtliche wirrwarr erinnern kann und das ganze auch noch – zumindest dramaturgisch - halbwegs schlüssig ist...

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