16. januar 2007
baden vor dem schlafengehen ist toll. komisch, mache ich ganz selten. und man riecht so gut. als ob man in ein frisch bezogenes bett kriecht, obwohl es überhaupt gar nicht frisch bezogen ist.
ich geh dann mal, mit dem buch mit dem (sau)blöden titel von der mir irgendwie unsympathischen witwe. vielleicht ändert sich das noch und sie wird mir sympathisch. bisher merkwürdig kalt sezierender tonfall. hat mich noch nicht wirklich tief berührt. ich lese vom wunsch der autopsie und dieser beizuwohnen, trotz erkennbarer todesursache. wiederholtes befremden. vielleicht auch unzulänglich übersetzt. ich meine den tonfall. wer weiß.
es gibt ja einige bücher zu dem thema, zum beispiel connie palmens i.m. ischa meijer in margine. in memoriam oder keine zeit zum abschiednehmen von beatrix gerstberger. mal schauen. aber schon spannend. das ist das thema ja immer. immanent. eh kloa
ich geh dann mal, mit dem buch mit dem (sau)blöden titel von der mir irgendwie unsympathischen witwe. vielleicht ändert sich das noch und sie wird mir sympathisch. bisher merkwürdig kalt sezierender tonfall. hat mich noch nicht wirklich tief berührt. ich lese vom wunsch der autopsie und dieser beizuwohnen, trotz erkennbarer todesursache. wiederholtes befremden. vielleicht auch unzulänglich übersetzt. ich meine den tonfall. wer weiß.
es gibt ja einige bücher zu dem thema, zum beispiel connie palmens i.m. ischa meijer in margine. in memoriam oder keine zeit zum abschiednehmen von beatrix gerstberger. mal schauen. aber schon spannend. das ist das thema ja immer. immanent. eh kloa
g a g a - 16. Januar 2007, 22:40
Die Vorstellung, obduziert zu werden, finde ich schauderhaft. Sollte in meinem Fall jemand auf die Idee kommen, mich obduzieren zu lassen, obwohl die Todesursache klar ist, hoffe ich, dass ich denjenigen als Nachtgespenst heimsuche.
Ich sprach einmal mit meinem schönen Phsysiotherapeuten darüber, er meinte, er könnte sich schon vorstellen, sich Netzhäute transplantieren zu lassen, wenn es nötig sein sollte. Ich glaube nicht, dass ich damit klar käme, wenn mir andere Augen im Spiegel entgegenblickten. Das ist ohnehin so ein Thema, was selten erwähnt wird: Wie Leute hinterher seelisch mit ihren gespendeten Organen klar kommen. Meine jüngere Schwester erzählte mir vor Jahren einmal, dass sie darüber einen Artikel in der Zeit gelesen habe, welch psychischen Schwierigkeiten Empfänger von Organspenden hätten (von den körperlichen ganz zu schweigen, man muss danach wohl nicht wenige Medikamente mit haufenweise Nebenwirkungen schlucken). Nur ab und an wird das dann einmal in Romanen oder Hollywoodfilmen thematisiert, wo sich dann einer auf die Suche nach der Witwe des Organspenders macht und sich prompt in die verliebt oder sowas.
Von den schmerzverzerrten Gesichtsausdrücken der ausgeweideten Hirntoten hatte ich noch nicht gehört. Wie grauenhaft für die Betroffenen und die Angehörigen. Das mit der Lebendspende ist eine andere Sache, da haben Sie vollkommen recht.
Was die von mir gewünschte Erdbestattung anbelangt, so hoffe ich, dass dafür dann das Geld reicht. Gerade neulich las ich wieder die steigenden Zahlen anonymer Urnenbeisetzungen von Amts wegen, wo kein Angehöriger oder kein Geld da ist für ein richtiges Begräbnis. Kurz darauf sah ich dann bei meiner Mutter im Fernsehen ein Interview mit zwei Berliner Totengräbern. Die sagten, so eine anonyme Beisetzung dauere zwei Minuten, wenn keiner käme. Sie zeigten dann auch eine, wo keiner kam. Und man sah auch, wie im Krematorium Treptow eine Urne nach der Verbrennung gefüllt wurde. Da fielen mir Geschichten von früher ein, wie alte Omis für ihre Beerdigung sparten. So gesehen müsste ich wahrscheinlich jetzt schon damit anfangen.
mir wird schon wieder schlecht.
sicher kann man es auch tausenfach auf irgendwelche zettel schreiben, die man mit sich führt. was weiß ich. ob das allerdings jemand für voll nimmt? ich kann ja schon mal meinen blut- spendeausweis handschriftlich ergänzen. icn habe ehrlich gesagt noch keinen bock, mich so damit zu konfrontieren. neurotische vorstellungen, jemand würde nur einen flüchtigen blick auf meinen noch nicht vorhandenen (ANTI-) organspendeausweis werfen, der sich vermutlich äußerlich nicht unterscheidet von den PRO-spender- ausweisen. und schon geht es womöglich rund: ah! organspenderin! prima, kann man alles gut gebrauchen, vor allem DIE AUGEN!!! horror. wenn ich so ein ding erst mal habe, werde ich noch extra groß auf den deckel schreiben, dass es ein ausweis DAGEGEN ist. und noch dazu, dass ich massiv gegen eine autopsie bin, auch im fall einer ungeklärten todesursache, auch bei mord und totschlag.
die initialzündung, die mich dazu brachte, diese massiv gegenerische haltung einzunehmen, war - u. a. - eine fernseh-doku, die ich vor ca. 15 - 20 jahren sah. über einen herzstransplantierten mann, der ein buch über seine krankengeschichte und seine erlebnisse schrieb, seit er das fremde herz in sich hat. verdammt, ich könnte mich sowas von ohrfeigen, dass ich mir den namen und den titel des buches nicht aufschrieb. ich habe mich schon dumm und dämlich recherchiert. ich finde es einfach nicht. ich war in sämtlichen foren zum thema, wo es buchempfehlungen gibt. nichts. nada. wie vom erdboden verschluckt.
dieser mann äußerte sich keineswegs, wie sonst üblich, beschöni- gend über sein neues leben, sondern führte ein bestürzendes tagebuch über seinen schizophrenen wahrnehmungen, seit er das fremde herz hat. er hatte wohl den eindruck, als sei er nicht mehr alleine in seinem körper. als wären mit dem fremden herzen, persönlichkeitsanteile in ihm eingezogen, die ihn befremden und die er nicht haben will. weil er damit nicht klarkommt, hat er das buch geschrieben. im zusammenhang mit der recherche nach dem buch (ich glaube das wort herz kam sogar darin vor, im titel - verdammt!) stieß ich auf operationsprotokolle von organentnahmen unter- schiedlichen grades. op-protokolle von op-schwestern, op-personal, das nicht mit den eindrücken dieser groben ausschlachtungen zurechtkam. zum einen mit der unwägbarkeit noch vorhandener empfindungsfähigkeit und zum anderen mit der respektlosen vorgehensweise, die diesen sterbenden widerfährt. die art, wie sie endgültig zu tode befördert werden.
dass organempfänger niemals ohne körperliche schwierigkeiten, die durch das fremde organ entstehen weiterleben, ist ja immerhin weitläufig bekannt und akzeptiert. dass es sich um mehr als einen rationalen geistigen zwiespalt handelt, nämlich nicht nur die tatsache, dass jemand sterben musste, damit der empfänger länger lebt, wird gerne unter den teppich gekehrt. ich glaube durchaus an einen beseelten körper. es ist also auch eine glaubensfrage. ein teil meiner selbst zwangsintegriert in einem fremden organismus beängstigt und bestürzt mich. vielleicht können das christen mit ihrem ideal von nächstenliebe in einklang bringen. ich leider nicht. die konsequenz ist selbstverständlich, dass man auch kein fremdorganempfänger sein darf.
ich spüre, dass ich zu keiner diskussion mehr bereit bin, was das thema angeht. als ich jünger war, war ich eigentlich irgendwie ein bißchen dafür. man möchte ja auch helfen. aber da wusste ich so manches noch nicht.
All das, was Sie heute erzählt haben, wusste ich noch gar nicht. Ich kannte nur die grausigen Berichte aus China, die Organentnahmen von zum Tode Verurteilten, die noch vorher scheußliche Medikamente verabreicht bekommen, damit das auch gut klappt.
In einem Krimi las ich kürzlich, dass es wegen Shinto in Japan kaum Organspenden gäbe. Weshalb in diesem Krimi dann reiche kranke Japaner nach China zur Organtransplantation kamen, wo sie dann - allerdings unfreiwillige - Lebendspenden erhielten (logisch, sonst wäre es ja kein Krimi gewesen).
In den USA wollen Ärzte eine Gebärmutter transplantieren, das soll Frauen mit Kinderwunsch helfen, die ihre eigene durch Krebs oder einen Unfall verloren haben. 2002 hat man das schon einmal in Saudi-Arabien versucht, eine 26-Jährige bekam die Gebärmutter einer 46-jährigen Spenderin eingepflanzt. Nach 99 Tagen gab es aber Komplikationen und die Ärzte mussten sie wieder herausnehmen. Der Arzt in den USA hat schon erfolgreich an Ratten, Schweinen, Hasen und Rhesusaffen herumoperiert, jetzt will er es an einer Frau ausprobieren.
Was sind das für Frauen, die so eine Tranplantation anstreben, frage ich mich.
hier übrigens hinweise der bundesärztekammer zu postmortalen verfügungen.
Als junger Mensch war ich vehement gegen Tierversuche. Seit ich durch moderne Medizin überhaupt nur noch am Leben bin, hat sich das - ganz egoistisch - gewandelt. Sollte ich einst eine Niere brauchen (was nicht ganz unwahrscheinlich ist), nehme ich die - auch die von Gary Gilmore. Vermute ich.
Trotzdem sehe ich natürlich die Problematik. Ich habe es wiederum ein Stück weit einfach, weil man meine Organe nicht wird haben wollen. Mit Spenderausweis käme ich mir aber auch "unsicherer" vor, auf jeden Fall. Ansonsten hätte ich da keine Skrupel - soll man sich bedienen. Hauptsache, ich habe es vorher wirklich hinter mir.
Obduktionen, Frau Arboretum hat das schon richtig erklärt, finden in Deutschland in aller Regel nur in der Rechtsmedizin statt (also nach einer Straftat). Die Pathologie, in der ich mal gearbeitet habe, hatte leider eine solche Abteilung nicht - ich könnte heute bei CSI mitmachen! Ich weiß die Prozentzahlen nicht, aber es gab nur wenige Obduktionen, weil man post mortem die Diagnose noch einmal verifizieren wollte. In der Tat muß man davon ausgehen, daß viele Tötungsdelikte unentdeckt bleiben. Man muß da gar nicht mal in den Boulevard hinabsteigen, vermutlich werden bedeutend mehr alte Angehörige z.B. vergiftet als man denkt - einfach aus Überforderung, Erschöpfung, "da mit a Ruah" ist, Hass, Aggression. Meinetwegen Habgier. Jedenfalls fragt beim Tod eines gebrechlichen alten Menschen eher seltener ein Arzt wirklich nach.
Es gibt viele Menschen, die den Körper als Biomaschine sehen, die klassische Schulmedizin basiert ja auf dieser Denke. Andererseits helfen Transplantationen und Prosthetik dem psychischen Wohlbefinden (dem "Ganzheitsgefühl"). Man denke z.B. an Rekonstruktionschirurgie nach Brustamputationen - was aus rein technischer Betrachtung unnötig wäre. Insofern scheint mir eine transplantierte Gebärmutter nicht sooo weit entfernt. Interessanter waren ja die beiden Fälle mit der transplantierten Hand (der Empfänger hatte sie sich zwischenzeitlich entfernen lassen, wenn ich mich recht entsinne?!?) und, psychologisch noch interessanter, dem transplantierten Gesicht.
Entschuldigen Sie, wenn das jetzt alles etwas wirr zusammengeschneidert klingt. Es ist jetzt kein billiger Witz, sondern wahr: ich habe heute "Andy Warhol's Flesh for Frankenstein" mit Udo Kier gesehen. Der moderne Prometheus.
"Ansonsten hätte ich da keine Skrupel - soll man sich bedienen. Hauptsache, ich habe es vorher wirklich hinter mir."
das ist eben genau der punkt. bevor ich heute losging, habe ich noch mit einigen menschen gesprochen - darüber. mir fällt immer wieder auf, dass einige die vage idee haben, dass die beatmungsgeräte VOR den organentnahmen abgestellt würden. also die vorstellung: sanft hinübergleiten in den exitus und dann würden in nullkommanix, weil ja die zeit so drängt, die schönen organe! das gewünschte behutsam und zügig entfernt. post mortem. viele denken natürlich auch nicht so detailliert darüber nach und gehen einfach mal von einer irgendwie vertretbaren vorgehensweise aus. man hört ja auch keine klagen danach. je nun. ich will es niemandem ausreden. für mich ist die sache vom tisch.
ich las, dass sogar bei selbsttötung nur dann eine sektion anzuordnen ist, wenn die leichenschau nicht ausreicht, um die todesursache festzustellen. nicht zwingend. wie auch immer, ich habe keine aktuellen pläne in der hinsicht. aber kaum hat man die eine sache erledigt, dämmert schon das nächste am horizont herauf: patienten- verfügung? keine kreislauferhaltenden maßnahmen durch geräte bei hirntod? da muß ich noch mal ein bißchen brüten. muß auch vernünftig formuliert sein. ich sollte die gunst der stunde nutzen, dass es mir nicht mehr die angst einjagt, die ich früher hatte, mich so konkret mit solchen vorkehrungen zu befassen. vielleicht demnächst eine kleine reise zu den friedwäldern. im wald ist es natürlich essig mit einem grab à la nurejev. ich hoffe noch auf ein paar jahre, um das richtige zu finden.
zum frankensteinkomplex: es würde mich weniger bestürzen, wenn jemand aus einer zellspende, die ich bei lebendigem leib und bester gesundheit aus freien stücken geben würde, und die mir nicht fehlte, eine kleine zucht von vitalen gaga-organen fabrizieren würde. von mir aus auch komplette ersatzorgane. das fände ich sogar interessant. rein genetisch betrachtet, halte ich es zuweilen für eine sünde, dass ich mein material nicht dem genpool zur verfügung gestellt habe. das wäre eine alternative zur eigenen kinderzucht. gerade die augen sind wirklich bestes material. deswegen hänge ich auch so komisch daran. 120 prozent!
gibt es empfehlenswerte links zur hand- und gesichtstransplantation? und warum hat der handtransplantierte die hand entfernen lassen? war die abstoßungsreaktion zu heftig?
Doch, für mich ist das meilenweit voneinander entfernt. Brustamputationen verändern das äußere Erscheinungsbild einer Frau, wenn die Gebärmutter entfernt wurde (was bei Frauen ab einem gewissen Alter ja sehr gern und häufig getan wird), fällt das nicht so auf. Abgesehen davon, muss man wegen Brustimplantaten nicht zeitlebens massenhaft Medikamente futtern, und ob das so gesund ist, wenn man während der Schwangerschaft solche Arzneien zu sich nimmt, sei mal dahin gestellt. Gar nicht zu reden davon, was passiert, wenn während einer Schwangerschaft die transplantierte Gebärmutter doch wieder abgestoßen wird, was dann?
nein, im ernst: die befangenheiten und befindlichkeiten erstrecken sich bei empfindsameren gemütern wohl eher auf die vorstellung, lebendige körperteile mit einer fremden biographie, herkunft, geschichte, genetik, eigenleben zu haben. brustaufbau mit eigenfett oder synthetischen prothesen hat doch im ersteren fall eine vertraute aura und im letzteren eine historisch neutrale. man muss sich nicht mit psychotischen vorstellen belasten, was diese fremden körperteile schon gesehen, empfunden, erlebt und gespürt haben.
o.k. eine niere immer her damit? das klingt routiniert und vertraut. ich gehe jede wette ein, dass es größere befindlichkeiten gäbe, wenn es sich um eine transplantation fremder hoden handeln würde.
Genau, Frau Gaga. Gibt es eigentlich schon Hodentransplantationen für Männer mit unerfülltem Kinderwunsch, die Mumps oder einen Unfall hatten? Experimentiert da ein Arzt schon damit herum?
Es bleiben die zwei diametral gesetzten Punkte: Das Maschinell-körperliche (Machbarkeitswahn) und die psychologische Wirkung (was passiert mit dem Patienten, der aufwacht und feststellt, [he's] "Looking Through Gary Gilmore's Eyes"? Was erben wir mit - neben dem "Gerät").
Die plastische Chirurgie stochert [sic!] da doch ständig in diesen Randbereichen rum. Zum "technisch-maschinellen" Überleben brauchen sie die rekonstruierte Brust eben nicht. Aus psychologischen Gründen schon, darauf wollte ich hinaus. Ihr Vergleich hätte demnäch der Ersatzhoden sein müssen, der nach Hodenkrebsamputationen (schöner Film zum Thema: "Eierdiebe") eingesetzt wird. Was die Gebärmutter (oder ein funktionierender Fremdhoden) angeht: Ja, erscheint mir auch grotesk. Klar. Ich wies nur daraufhin, daß sich meine Einstellungen gegenüber medizinischer Machbarkeit aus eigener Betroffenheit deutlich geändert hat, Fähnchen im Wind, das ich bin. "Ich fürchte nicht um mein Leben/Ich hab nur Angst vor dem Schmerz" (Fehlfarben) - das meinte ich mit, "ich hoffe, ich habe es dann hinter mir". (Bis dahin fürchte ich natürlich schon feige um mein Leben.) Die stellen die Maschinen ab/nicht ab? Tja, vor 50 Jahren hätte es diese Maschinen gar nicht gegeben. Ich lebe mit geschenkter, vielleicht sogar gestohlener Zeit - was will ich mich beschweren?
Ok, das sind ebenfalls nur diffuse Gedanken. Vielleicht will irgendwann doch mal jemand meine linke Hand. Die kann schöne Sachen machen - ein Grund vielleicht, sie zu erhalten.
Hier ein ZEIT-Artikel zum Thema Gesichtstransplantation, "sozialer Tod, Identität usw. Es handelt sich übrigens um denselben französischen Arzt, der Hand und Gesicht transplanteirte, wie mich die Wikipedia belehrte. Den Film von George Franju habe ich auf Video, "Les Yeux sans visage"/"Eyes without a Face" (und wer jetzt Billy Idol! sagt, dem komme ich persönlich vorbei und
rolle mit den Augenund ziehe die Lippe hoch). Hier noch ein Artikel in der WEltwoche, der auch die Diskussionen um "nicht lebenserhaltende" Transplantation erwähnt. Der erste Handtransplantierte nahm die Hand "psychisch" nicht an und wollte sie deshalb entfernt haben. Ich bin aber nicht sicher, wie das genau ausging.Danke für die Anregungen jedenfalls. Ich geh jetzt mal raus. Mögen die Äste meinem Kopf fernbleiben.
Sie hatte eigentlich noch ein zweites Anliegen, aber dazu kam es nicht mehr. Der Transplantationsarzt hat sie natürlich nach allen Regel der Kunst beruhigt und beschwichtigt. Und das wollte sie wohl auch, ein wenig getröstet und beruhigt werden.
Es rief übrigens auch eine Empfängerin von Milz und Niere an. Sie sagte, sie habe immer das Gefühl, da sei noch mehr, als nur drei fremde Organe. Als sei da noch etwas Anderes, etwas Spirituelles. Sie wisse nichts über den Spender, außer Alter und Geschlecht (soviel verraten sie einem wohl). Gerne würde sie ihre Dankbarkeit gegenüber den Angehörigen ausdrücken. Der Doc erklärte ihr dann, dass es die Möglichkeit gibt, einen anomyisierten Brief an die Angehörigen zu schreiben, der dann über das Transplantationszentrum weitergeleitet wird.
Ich habe die Sendung auch nicht komplett gehört, aber mir danach so einen Ausweis besorgt und "nein" angekreuzt. Was übrigens laut dieses Arztes nicht bedeutet, dass man dadurch davon ausgeschlossen wird, selbst ein Spenderorgan zu bekommen. Doch momentan kann ich mir das für mich nicht vorstellen, ich will das nicht.
das fragezeichen am ende müsste nicht dastehen. ein weiterer wesentlicher grund, warum es mich so sehr erleichtert, meinen wunsch in diesem ausweis erkennbar geäußert zu haben, ist, dass mir der gedanke, die entscheidung meinen dann dereinst nächsten angehörigen zu übertragen, eine unzumutbare bürde und unnötige last für diese erschien. in einem denkbar schmerzhaften augenblick zu so einer entscheidung genötigt zu sein, kann bei unsicherheit über den wunsch des verstorbenen zu einem lebenslangen zwiespalt führen.
ich verstehe es - und niemand verstünde das besser als ich - dass man die praktische umsetzung, diese greifbare annäherung an das eigene lebensende scheut. ich habe beispielsweise immer noch scheu, heute bereits ein testament zu verfassen. aber ich nähere mich langsam dem gedanken an, dass man nicht zwangsläufig den sensenmann herbeiruft, weil man etwas zu diesem letzten lebens- abschnitt äußert. dieser organspendeausweis war ein guter test in dieser hinsicht. ich fühle mich ungefähr fünf kilo leichter seit gestern. eine sehr erfolgreiche diät für die seele.
sobald man (je) darüber klarheit gewonnen hat (und ich weiß, das kann jahre dauern - ich war vor zwanzig jahren völlig anderer meinung), was man in dieser hinsicht wünscht, sollte man es äußern, schon aus rücksichtnahme auf die hinterbliebenen. zum heutigen zeitpunkt wären meine eltern meine nächsten angehörigen. würde ich unklarheit hinterlassen, würde ich ihnen, die bereits ein kind durch einen unfall verloren haben, durch die übertragung einer solchen entscheidung nur noch mehr unnötiges leid verursachen. das ist so unnötig. nicht immer kann man mit den angehörigen darüber sprechen. ich könnte es natürlich theoretisch. ich könnte meine eltern anrufen und ihnen mitteilen, was ich in dieser hinsicht wünsche. ich glaube, sie wären zutiefst bestürzt, wenn ich darüber spräche, als stünde es unmittelbar bevor. das möchte ich ihnen nicht zumuten.
abschließend noch etwas zur machbarkeit der schulmedizin: ich habe soweit ich das erkenne, nirgendwo geäußert, dass ich sämtliche lebenserhaltenden maßnahmen der modernen medizin pauschal ablehne. im gegenteil, ich bin sehr froh über jeglichen fortschritt auch unter zuhilfenahme von jeglicher technik. ich wünsche mir nur eine win-win-situation. es gibt so viele anwälte der organspende und der empfänger. gestehen sie mir einfach zu, eine anwältin der sterbenden zu sein. das sind fragen, die jeder für sich alleine beantworten und entscheiden muss. ich erlaube mir, es als etwas fragwürdig zu empfinden, dass der organspendeausweis nicht 'neutral' gestaltet ist, sondern mit suggestiven aussagen beschriftet ist, die das 'pro' in den fokus rücken. na gut. ich stehe darüber, weil es nichts neues ist. sicher haben meine überlegungen einige immerhin zum nachdenken gebracht, sich aktiver damit auseinanderzusetzen.
dass es mehr dinge zwischen himmel und erde gibt, als der heutige entwicklungsstand unserer technischen messgeräte aufzuzeigen fähig ist, ist ja keine erkenntnis von mir. in dem zusammenhang fand ich auch interessant, was rupert sheldrake bei seinen forschungen über morphologische felder herausfand. angeblich haben menschen, denen gliedmaßen amputiert wurden, sehr unterschiedliche arten von phantomschmerz. phantomschmerz an sich ist ja ohnehin schon eine sehr nachdenkenswerte sache. in einem absatz ging es darum, dass jemand erhebungen machte, wie die amputierten gliedmaßen entsorgt wurden. es schien einen unterschied auszumachen, in der art des schmerzes, ob gliedmaßen verbrannt oder anders entsorgt wurden, beispielsweise vergraben. bei verbrannten gliedmaßen scheint es häufig einen brennenden schmerz zu geben. gliedmaßen, die vergraben wurden führen wohl eher zu der wahrnehmung eines noch vorhandenen intakten körpergliedes, weniger schmerzhaft. mich beschäftigen solche dinge sehr.
ich sehe gerade, es gibt mittlerweile noch einiges mehr darüber im netz (z. b. hinweise auf bücher von transplantierten), als diese seite, die ich vor drei jahren fand.
(gerade bestellt)