08. November 2025

Ein derartiges Rückzugsbedürfnis hatte ich lange nicht. Viel inneres Verarbeiten. Verfassung zwischen orientierungslos und Weitermachen und sich nicht aufgeben. Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Soll jetzt auch nicht zu dramatisch rüberkommen, Entschuldigung. Meine Eckdaten sind ja gut. Denke nur an genau vor einem Jahr, als am siebten November die Möglichkeit einer großen Ausstellung konkrete Formen annahm, und mich von da an ununterbrochen auf eine schöne, aufregende Art beschäftigte. Im Augenblick gibt es keinerlei Dynamik in eine ähnliche Richtung. Emotional hänge ich irgendwo im Nirgendwo. Da können auch liebe Freunde wenig ausrichten. Nein, ich muss nicht unter Leute, wenn mir nicht danach ist. Aber kommt schon wieder, keine Sorge. Nun lese ich auch noch ausgerechnet ein Buch einer Frau meiner Generation, Susanne Matthiessen, geboren 1963, deren beide autobiographischen Sylt-Bücher ich zuletzt las, sie hat noch ein drittes Buch veröffentlicht. Sie zog ein Jahr später (1987) als ich (1986) nach Berlin, nach einem Intermezzo in Kiel, arbeitete als Journalistin, heute vor allem freie Autorin, soweit ich es identifiziere. In Berlin ist sie völlig anders gelandet als ich, obwohl ich auch ein Intermezzo in Kreuzberg hatte, aber nur sechs Wochen lang. Mein Auftakt im aufgeräumten, beschaulichen Zehlendorf mit regelmäßigen Ausflügen ins hedonistische Schöneberger Nachtleben, hatte so gar nichts mit der rebellischen Szene gemein, die alljährlich zum ersten Mai Thema in der Tagesschau war. Susanne Matthiessen landete allerdings in genau dieser Szene, und zwar dem feministischen Ableger. Im Buch "Lass uns noch mal los" erzählt sie davon, wie sich aus den Bestrebungen nach einem autonomen feministischen Leben ein Wohnprojekt nur für Frauen entwickelte, das sie im Buch "Die Burg" nennt. Es gibt in Kreuzberg ein vergleichbares Projekt, den "Beginenhof", die Eckdaten entsprechen dem, was sie beschreibt. Habe gut die Hälfte hinter mir. Ihre Schreibe liest sich so weg. Allerdings wird es inhaltlich offenkundig zunehmend fiktiver mit derart schrägen Begebenheiten in diesem Haus, dass es teilweise Richtung Slapstick driftet. Wie auch immer - im Buch verliert sie kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag ihren wichtigsten Job, der ihre Existenz sichert (unklar, ob fiktiv). Sie erhellt ihre um diese Einschnitte kreisenden Gedanken, gezwungenermaßen zusätzlich durch die sie umgebenden alternden Mitbewohnerinnen verursacht, unter denen inzwischen auch Hochbetagte sind. Als ich das Buch anfing, hatte ich keinerlei Kenntnis darüber, dass es in der feministischen Kreuzberger Szene verankert ist, erhoffte vielleicht mehr Parallelen zu meinen Erinnerungen. Lesen ist jedenfalls im Augenblick großer Teil meiner Freizeitbeschäftigung.



Mein Gesichtsausdruck auf dem Foto hier von gestern Nachmittag bringt meine Verfassung gut rüber. Ich gucke ein bisschen wie das gestrandete, mutterlose Robbenkind am Roten Kliff, das wohl auch nicht wusste, wie ihm gerade geschieht, als es in eine Wanne gesetzt und von einem der Robben-Retter mitgenommen wurde.

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