26. Juli 2016
read on, my dear.
Wenn man viel schreibt, kann man auch bei sich selbst abschreiben. Copypasten. Selten habe ich Lust, mich noch einmal rückwärtig in ein Erlebnis zu vertiefen, um es in einem Eintrag zu verarbeiten. Ich bin da auch bequem. Nun liiegen aber die Bilder hier und niemand wird sich die Mühe machen, zu recherchieren, was das war. Wieso weshalb warum. Am Ende interessiert den Schreiber sein Geschriebenes am meisten. Der Autor als dankbarstes Publikum seiner Selbst. Wie auch immer. Ich schaue mal, was ich hier und da zu diesem Abend vermerkt habe. Bin gleich wieder da. Ah ja. Einiges gefunden. Am zehnten Mai postete ich unter dem Bild von Monika Döring, das auch hier im Eintrag nun zu sehen ist (die ältere punkige Lady im Profil) auf facebook: "Die Legende lebt. Godmother of Loft, Ärzte-Mentorin Monika Döring, gestern im Roten Salon. Großartiger Abend mit Danielle de Picciotto und Alexander Hacke und ihren Supporting Acts. Keine Minute Mittelmäßigkeit. Monika Döring und ich haben uns eine ganze Weile sehr angeregt und warm unterhalten. Sternstunde (liebe sie seit je). Bestes Konzert 2016 bislang." Und als Kommentar einen erhellenden Link für diejenigen, die keinen blassen Schimmer haben, wer denn bitte "Monika Döring" ist und wieso ich hier einigermaßen pathetisch von einer Legende rede.
Am 11. Mai, um Acht vor Zwei, schrieb ich eine nächtliche, private Message, hier sind einige Auszüge: "(...) Ich war bei der Record Release von Danielle de Picciotto und Alexander Hacke im Roten Salon. Beide liegen mir seit langem am Herzen, ich mag sie sehr, wir sind alle drei gleich alt. Alexander schreibt neben seinem Neubauten-Zeug grandios atmosphärische Filmmusiken und ist mit seiner Gypsy Danielle nun ein paar Jahre unterwegs, beide sehen ihr Leben als ein Gesamtkunstwerk. Und wenn du siehst, was Danielle als Malerin und Zeichnerin und Filmerin da seit Jahren zuwege bringt - ohne Worte. Grandios. "We are Gypsies now" ist sicher eines der schönsten Bücher in der Menschheitsgeschichte. Sie illustrierte den Weg von der festen base in Berlin in die weite Welt, ohne festen Wohnsitz. Danielle wurde in New York geboren und kam in den Achtzigern nach Berlin, war immer visuell aktiv. Ich liebe eigentlich allles, was sie macht. Mir sehr nah. Und Alexander, der vielleicht Gefühlvollste, Empfindsamste der Neubauten. Unglaubliche Antennen, starkes Gefühl für Atmosphäre in Musik, sehr suggestiv, unterirdisch. Trifft mich. Was die beiden da gestern aufführten, hinterließ mich ein wenig fassungslos, weil ich nicht damit rechnete, überwiegend instrumentale Musik zu hören, die mich zum Weinen bringt. Das war nun das Allerletzte, was ich erwartet hätte. So war es aber. Dieses Gewebe von sphärischen Klängen ging so tief. Wenn du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, dein innerer, ureigener Ton Resonanz erfährt. Dunkel, melancholisch auch. Es ist das ganze Spektrum zwischen Indigoblau und tiefem Schwarz. Die Support Acts waren mir unbekannt und ich war schon beim ersten nahezu sprachlos, auf welchem Level der Abend begann. Pharoah Chromium. Stunning. (schrieb ich unter ein Foto auf fb). Elektrischer Schamanismus. Mit (vermeintlich) viel Pose, die bereits nach dem ersten Takt komplett überzeugt. Psychedelisch, transzendent. Ja, magisch. Nicht übertrieben. Was macht dieser Ambient-Musiker da, was hat er da für zahllose Effektgeräte auf der Bühne.... in seiner Mönchskutte mit der martialischen Maske. Es war einfach großartig. Wenn man nicht mehr weiß, ob man Junge oder Mädchen ist.... alles gut. Alles gut. Danach eine Cellistin mit einem Sphinxgesicht und eine E-Gitarristin, die auch sang, alles war hochgradig sensitiv und filigran ohne je ins Weinerliche zu driften. So beeindruckend. Da saß die gute Betty Rust auf dem Sofa links der Bühne und ich sage noch zu ihr, na, das müssen die beiden jetzt erst mal toppen und sie grinst verständig. Hat ja nun auch schon viel gehört. Und die beiden haben das Level so dermaßen gehalten, wie gesagt (...)
(...) Dass Monika Döring, die Legende da war, das sah ich schon recht früh, ich wollte sie aber auch nicht plump von der Seite anquatschen. Ich merkte aber nach einer Weile, dass sie mich immer wieder anschaute und unsere Blicke trafen sich sehr warm und vertraut. Ich wusste, wer sie war, natürlich, - DIE Veranstalterlegende der Schöneberger, ach was, der Westberliner Musikszene, die von ihr über Jahre im Loft im Metropol am Nollendorfplatz organisierten Konzerte waren legendär und auch sie selbst als charismatische Erscheinung. Sie hat immer nach der Avantgarde Ausschau gehalten und sich ungemein für die Ärzte engagiert, die beim Rockwettbewerb des Senats mitmachten, wie eine Löwin hat sie für die Ärzte gekämpft. Ich war so gerührt, sie nach so sehr langer Zeit wieder einmal zu sehen, wir haben nie vorher gesprochen, sie war für mich eine unnahbare Autorität. Nun ist sie in einem Alter, wo sie besonderer Aufmerksamkeit beinah demütig begegnet, obwohl ihr gesunder Eigenstolz sehr schön präsent ist, nach wie vor. Unsere Blicke begegneten sich also in absoluter Präsenz und sie wirkte so interessiert und ich sagte also.... "Sie sind doch Monika Döring...." (sicher ja, ich lächelte auch verbindlich, na klar) Und sie strahlt mich an, strahlt zurück, als hätte jemand den 500-Watt-Scheinwerfer angeknipst. Und so kamen wir ins Gespräch. Tauschten uns darüber aus, was wir besonders mochten... (ja, den ersten support act...) und auch was es sonst noch so gibt - oder wie wenig es mitunter gibt, das so sehr eigenwillig ist. Was unbeugsam ist und durch eine ureigene Qualität besticht. Ich musste an dich denken. Sie schaute mich neugierig an. Monika Döring, die Legende. (...) Na ja, wie auch immer - sie gab mir ihre Mailadresse und sagte, dass sie nicht auf fb ist. Süß, wie sie mir ihre Adresse dreimal deutlich vorsagte, "Döring mit oe!" bei Dingenskirchen at sowienoch. Schöne Begegnung. Und dann wollten wir die Künstler mit Plattenkäufen supporten und Monika wollte unbedingt eben von dem pharaonischen support act die Platte, und ich unbedingt die von Danielle und Alexander, weil so oft heult man dann auch nicht vor lauter Berührtheit beim Musikhören. Monika Döring kann nicht mehr so gut gucken, ich glaube, sie ist schon einiges über Siebzig, bestimmt.... deswegen gerät das Augen Make up auch etwas drastisch, aber egal - Hauptsache es rockt. Ich suchte ihr also mit ihre Wunschplatte aus und wollte selber nur die CD haben, von Danielle und Alex und da war aber als quasi give away eine Vinylplatte dabei - bzw. umgekehrt. Man konnte die Vinylplatte haben, in der dann auch eine CD versteckt war, aber nicht separat. Und dann überlegte ich, was ich mit einer Vinylplatte soll, wieviele Menschen kenne ich noch, mit Plattenspieler? Ich glaube zwei. Aber du bist mir zuerst eingefallen. (...) Das Werk heißt Perseverantia. Auf dem Cover ist ein Rhinozerus. Sehr schön. Schönes Cover. (...)" Und am fünfzehnten Mai postete ich auf fb eine Aufnahme, die Danielle de Picciottos archaisch-psychedelische Visuals zeigt, mit der Bildunterschrift "DAS sind Visuals. Alexander Hacke, Danielle De Picciotto, Perseverantia"
Wenn man viel schreibt, kann man auch bei sich selbst abschreiben. Copypasten. Selten habe ich Lust, mich noch einmal rückwärtig in ein Erlebnis zu vertiefen, um es in einem Eintrag zu verarbeiten. Ich bin da auch bequem. Nun liiegen aber die Bilder hier und niemand wird sich die Mühe machen, zu recherchieren, was das war. Wieso weshalb warum. Am Ende interessiert den Schreiber sein Geschriebenes am meisten. Der Autor als dankbarstes Publikum seiner Selbst. Wie auch immer. Ich schaue mal, was ich hier und da zu diesem Abend vermerkt habe. Bin gleich wieder da. Ah ja. Einiges gefunden. Am zehnten Mai postete ich unter dem Bild von Monika Döring, das auch hier im Eintrag nun zu sehen ist (die ältere punkige Lady im Profil) auf facebook: "Die Legende lebt. Godmother of Loft, Ärzte-Mentorin Monika Döring, gestern im Roten Salon. Großartiger Abend mit Danielle de Picciotto und Alexander Hacke und ihren Supporting Acts. Keine Minute Mittelmäßigkeit. Monika Döring und ich haben uns eine ganze Weile sehr angeregt und warm unterhalten. Sternstunde (liebe sie seit je). Bestes Konzert 2016 bislang." Und als Kommentar einen erhellenden Link für diejenigen, die keinen blassen Schimmer haben, wer denn bitte "Monika Döring" ist und wieso ich hier einigermaßen pathetisch von einer Legende rede.
Am 11. Mai, um Acht vor Zwei, schrieb ich eine nächtliche, private Message, hier sind einige Auszüge: "(...) Ich war bei der Record Release von Danielle de Picciotto und Alexander Hacke im Roten Salon. Beide liegen mir seit langem am Herzen, ich mag sie sehr, wir sind alle drei gleich alt. Alexander schreibt neben seinem Neubauten-Zeug grandios atmosphärische Filmmusiken und ist mit seiner Gypsy Danielle nun ein paar Jahre unterwegs, beide sehen ihr Leben als ein Gesamtkunstwerk. Und wenn du siehst, was Danielle als Malerin und Zeichnerin und Filmerin da seit Jahren zuwege bringt - ohne Worte. Grandios. "We are Gypsies now" ist sicher eines der schönsten Bücher in der Menschheitsgeschichte. Sie illustrierte den Weg von der festen base in Berlin in die weite Welt, ohne festen Wohnsitz. Danielle wurde in New York geboren und kam in den Achtzigern nach Berlin, war immer visuell aktiv. Ich liebe eigentlich allles, was sie macht. Mir sehr nah. Und Alexander, der vielleicht Gefühlvollste, Empfindsamste der Neubauten. Unglaubliche Antennen, starkes Gefühl für Atmosphäre in Musik, sehr suggestiv, unterirdisch. Trifft mich. Was die beiden da gestern aufführten, hinterließ mich ein wenig fassungslos, weil ich nicht damit rechnete, überwiegend instrumentale Musik zu hören, die mich zum Weinen bringt. Das war nun das Allerletzte, was ich erwartet hätte. So war es aber. Dieses Gewebe von sphärischen Klängen ging so tief. Wenn du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, dein innerer, ureigener Ton Resonanz erfährt. Dunkel, melancholisch auch. Es ist das ganze Spektrum zwischen Indigoblau und tiefem Schwarz. Die Support Acts waren mir unbekannt und ich war schon beim ersten nahezu sprachlos, auf welchem Level der Abend begann. Pharoah Chromium. Stunning. (schrieb ich unter ein Foto auf fb). Elektrischer Schamanismus. Mit (vermeintlich) viel Pose, die bereits nach dem ersten Takt komplett überzeugt. Psychedelisch, transzendent. Ja, magisch. Nicht übertrieben. Was macht dieser Ambient-Musiker da, was hat er da für zahllose Effektgeräte auf der Bühne.... in seiner Mönchskutte mit der martialischen Maske. Es war einfach großartig. Wenn man nicht mehr weiß, ob man Junge oder Mädchen ist.... alles gut. Alles gut. Danach eine Cellistin mit einem Sphinxgesicht und eine E-Gitarristin, die auch sang, alles war hochgradig sensitiv und filigran ohne je ins Weinerliche zu driften. So beeindruckend. Da saß die gute Betty Rust auf dem Sofa links der Bühne und ich sage noch zu ihr, na, das müssen die beiden jetzt erst mal toppen und sie grinst verständig. Hat ja nun auch schon viel gehört. Und die beiden haben das Level so dermaßen gehalten, wie gesagt (...)
(...) Dass Monika Döring, die Legende da war, das sah ich schon recht früh, ich wollte sie aber auch nicht plump von der Seite anquatschen. Ich merkte aber nach einer Weile, dass sie mich immer wieder anschaute und unsere Blicke trafen sich sehr warm und vertraut. Ich wusste, wer sie war, natürlich, - DIE Veranstalterlegende der Schöneberger, ach was, der Westberliner Musikszene, die von ihr über Jahre im Loft im Metropol am Nollendorfplatz organisierten Konzerte waren legendär und auch sie selbst als charismatische Erscheinung. Sie hat immer nach der Avantgarde Ausschau gehalten und sich ungemein für die Ärzte engagiert, die beim Rockwettbewerb des Senats mitmachten, wie eine Löwin hat sie für die Ärzte gekämpft. Ich war so gerührt, sie nach so sehr langer Zeit wieder einmal zu sehen, wir haben nie vorher gesprochen, sie war für mich eine unnahbare Autorität. Nun ist sie in einem Alter, wo sie besonderer Aufmerksamkeit beinah demütig begegnet, obwohl ihr gesunder Eigenstolz sehr schön präsent ist, nach wie vor. Unsere Blicke begegneten sich also in absoluter Präsenz und sie wirkte so interessiert und ich sagte also.... "Sie sind doch Monika Döring...." (sicher ja, ich lächelte auch verbindlich, na klar) Und sie strahlt mich an, strahlt zurück, als hätte jemand den 500-Watt-Scheinwerfer angeknipst. Und so kamen wir ins Gespräch. Tauschten uns darüber aus, was wir besonders mochten... (ja, den ersten support act...) und auch was es sonst noch so gibt - oder wie wenig es mitunter gibt, das so sehr eigenwillig ist. Was unbeugsam ist und durch eine ureigene Qualität besticht. Ich musste an dich denken. Sie schaute mich neugierig an. Monika Döring, die Legende. (...) Na ja, wie auch immer - sie gab mir ihre Mailadresse und sagte, dass sie nicht auf fb ist. Süß, wie sie mir ihre Adresse dreimal deutlich vorsagte, "Döring mit oe!" bei Dingenskirchen at sowienoch. Schöne Begegnung. Und dann wollten wir die Künstler mit Plattenkäufen supporten und Monika wollte unbedingt eben von dem pharaonischen support act die Platte, und ich unbedingt die von Danielle und Alexander, weil so oft heult man dann auch nicht vor lauter Berührtheit beim Musikhören. Monika Döring kann nicht mehr so gut gucken, ich glaube, sie ist schon einiges über Siebzig, bestimmt.... deswegen gerät das Augen Make up auch etwas drastisch, aber egal - Hauptsache es rockt. Ich suchte ihr also mit ihre Wunschplatte aus und wollte selber nur die CD haben, von Danielle und Alex und da war aber als quasi give away eine Vinylplatte dabei - bzw. umgekehrt. Man konnte die Vinylplatte haben, in der dann auch eine CD versteckt war, aber nicht separat. Und dann überlegte ich, was ich mit einer Vinylplatte soll, wieviele Menschen kenne ich noch, mit Plattenspieler? Ich glaube zwei. Aber du bist mir zuerst eingefallen. (...) Das Werk heißt Perseverantia. Auf dem Cover ist ein Rhinozerus. Sehr schön. Schönes Cover. (...)" Und am fünfzehnten Mai postete ich auf fb eine Aufnahme, die Danielle de Picciottos archaisch-psychedelische Visuals zeigt, mit der Bildunterschrift "DAS sind Visuals. Alexander Hacke, Danielle De Picciotto, Perseverantia"
g a g a - 26. Juli 2016, 23:53
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