05. November 2014
Man muss sich die Situation so vorstellen: wir kamen vom Stephansplatz und sind nur auf gut Glück in die Himmelsrichtung, von der ich grob dachte, man könnte dann irgendwann in der Ecke vom Judenplatz ankommen, wo wir in eines der Restaurants wollten, die ich am Nachmittag gesehen hatte. Aber es ist eben doch ein Wirrwarr von Gassen, wenn man nicht dauernd auf den Plan schaut, und nur deswegen waren wir am Graben und am Petersplatz. Und dann sind wir halt den Kohlmarkt entlang. Noch eine exklusive Einkaufsmeile. Ah ja, da ist ja der Demel...! (aber leider kein Foto gemacht)... weiter und dann - - - dann hätte ich jetzt gerne, dass ab sofort Musik einsetzt, so ein bißchen festlich-barock. Oder von mir aus auch "Wiener Blut" oder der "Donauwalzer". Denn auf einmal, nicht weit vom Demel, endet der Kohlmarkt an einem Platz und schon ganz kurz davor traue ich meinen Augen kaum. (Jetzt muss die Musik ein bißchen dramatischer werden). Da sehe ich eine Kuppel. Und die Kuppel ist
nicht nur türkis, sie hat sogar ein atemberaubendes, goldenes Collier um den Hals. Es ist dermaßen prachtvoll, dass ich nun wirklich absolut vollkommen sprachlos stehenbleibe und ein bißchen um Fassung ringe, weil ich so ganz und gar unvorbereitet vor dieser monumentalen Schönheit stehe. Und dann gehen wir noch ein paar Schritte weiter und da tut sich der ganze Platz in seiner Grandezza auf, und links von der wunderschönen Kuppel ist gleich noch eine. Und rechts davon noch eine. Und da weiß ich auch ohne Führer und Stadtplan, dass das ein ganz wichtiger Platz sein muss. Und ich wundere mich noch, wieso ich nicht schon hunderttausend Fotos davon gesehen habe, weil man solche Kuppeln doch abfotografieren muss, bis der Akku und der Farbfilm zu Ende ist. Das muss wohl die Hofburg sein. Das ist die Hofburg. Der Eingang zur Hofburg. Der berühmte Michaelerplatz. Dieser unerwartete Anblick war die absolute Krönung des Tages für mich.
Wie gut, dass wir uns verlaufen haben. Und diese paar wenigen Bilder nur von der einen, mittleren Kuppel sind die letzten, die ich an diesem Tag machen konnte, denn da war dann auch der Akku meiner Kamera leer. Es hätte jetzt sowieso keine Steigerung mehr gegeben. Natürlich hätte ich gerne noch viele Bilder von den anderen Kuppeln und dem Eingang der Hofburg, dem Michaelertrakt und dem ganzen Michaelerplatz gemacht. Aber für den Tag musste es dabei bleiben. Das war ein ganz schöner Schlussakkord. Ein superlativer. Mit Pauken und Trompeten und Fanfaren. Als ich da gestanden bin, habe ich nur noch gedacht, wie könnte man je behaupten, dass man Wien nicht unbedingt gesehen habe muss. Das sagt ja vielleicht auch nur wer, der nur ganz wenig davon gesehen hat oder halt noch gar nichts. Allein der Michaelerplatz mit diesen Kuppeln ist eine Reise wert. Zwei Tage später waren wir noch einmal da, da war es zwar regnerisch, aber trotzdem sehenswert. Und mein Akku wieder voll. So habe ich ganz friedlich nach diesem sehr langen Tag voller Eindrücke, die Kamera in meine kleine Tasche gepackt und wir sind zur Kurrentgasse. Ich wusste ja, dass wir wahrscheinlich in ein Lokal gehen, das ich immerhin bestimmt schon von Außen fotografiert habe, also auch nicht so schlimm, dass ich keine weiteren Bilder mehr machen konnte. Alles gut. Großartig. Umwerfend. Grandios.
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g a g a - 5. November 2014, 23:31
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