01. dezember 2004

die nächte, in denen man lange nicht schläft. musik hört und zeit verwirft. den näher kommenden winter. schon wieder haltlos sentimental an irgendeinen frühling denkt (den man gar nicht erlebt hat, nicht so). sommer auch. und so weiter. und immer weiter. und nicht mehr weint. nur beinahe, das aber sehr.

(ich sage doch elegisch. 'aber mir glaubt ja immer keiner' wäre eine zu erwartende phrase, aber phrasen braucht kein mensch.)

das ist wahrscheinlich mein größtes glück, das ich erst noch richtig begreifen muss - dass man mir zu glauben scheint. vielleicht war es ja schon immer so, und ich habe es nicht verstanden. dass man mir glaubt. mir tatsächlich glaubt, in mich vertraut, egal was ich tue, verbreche und anstelle. bei allem versponnenen 'unheil'. unsinn. viel zu groß, viel zu schwer, viel zu gewaltig so ein wort, gar nicht angemessen - gar nicht.

das gute in sich endlich begreifen. endlich, nach allem - und vielleicht nicht zuletzt, weil es andere tun. ich weiß nicht, wann es angefangen hat, aber so klar wie jetzt, war mir das noch nie. tatsächlich. der winter kann kommen. er kann mir nichts anhaben. unmöglich. wie stark man werden kann. unglaublich.


(das sind sätze, die niemand unbedingt verstehen muss. ich führe gerne selbstgespräche)

30. november 2004

ich muss soeben mit bedauern zur kenntnis nehmen, dass mir sogar bei den talentierteren schreiberlingen, gerade in den letzten tagen zunehmend die lust vergangen ist, mich durch deren (zu allem überdruss jetzt auch noch adventlich angehauchte) aufzeichnungen zu arbeiten.

zu wenig absätze, zu wenig intimitäten, zu wenig klatsch und tratsch. keine abgründe. das ist mir im augenblick alles zu nett. plätzchen- backen - bitte - ich fresse ja selber gerne, aber warum ziehen auf einmal alle mutters kittelschürze an und schwärmen von mürbeteig- plätzchenrezepten und adventsbeleuchtung? wie langweilig ist das denn?

aus heiterem himmel wird ohne erkennbare not über weihnachts- märkte gelaufen. ich dachte, ich wäre mittlerweile toleranter, aber gerade scheint mich mein wohl immer noch tief-schlummernder jugendlicher radikalismus von früher wieder einzuholen. ich weiß nicht, ob das gut ist. er schlummert nur und ist noch da. ich merke das. ich merke es gerade deutlich.

man kann es mir im augenblick aber auch gar nicht recht machen. ja, o.k. gut, ich gebe es zu: ich will eben doch nur sensationen lesen. im grunde meines herzens bin ich eine unausgelebte bildzeitungsleserin, die schmutzige kleine geschichten im intellektuellen schafspelz ser- viert haben will. zu tränen rührende lyrische ergüsse sind in dieser sphäre ja ohnehin kaum zu erwarten. also bitte: wer mit wem und solche sachen, das will ich wissen. wenn möglich, aus erster hand. mit fotos. bildmaterial!

oder ein kleines bißchen zoff, unvermittelt aus dem hinterhalt. ja, das wäre auch mal wieder nicht schlecht. es hat einfach was, wenn leute sich ein bißchen zur minna machen, die höflichen masken fallen. angestaute grimmigkeiten endlich zum tageslicht drängen. neid! eifersucht! missgunst! die sieben todsünden! da entfaltet so manches kommentierende irrlicht, das sonst weidlich sauerstoffarm vor sich hinschwelt, ungeahntes feuer.

ich selbst bin freilich in keinster weise bereit, solcherlei schund über diesen hier hinaus zu bieten. nicht, dass ich keine geschichte auf lager hätte, die sich halbwegs zum aufplustern eignen würde. aber mit indiskretion macht man sich ja noch weniger freunde als ohnehin schon. diese hemmung habe ich nun vermutlich auch nicht alleine.

und weil ich sowieso schon dabei bin: was mich auch nicht die bohne interessiert, sind aufgewärmte politschlagzeilen frisch aus der netz- zeitung, mit der eigenen originellen senfnote verziert.

oder: das allerneueste vom computermarkt, soeben bei heise abgeschrieben (es sei denn, es ginge ausnahmsweise mal ein ganz klein bißchen böse-tendenziös gegen denjenigen-welchen teenager- bis sektenhaften markenfetischismus in bevorzugtem weißen plaste und elaste unter altersmäßig erwachsenen - hat das jetzt wer ver- standen - ?). oh je. ich glaube ich flüchte lieber auf bunte.de, neue knutschfotos von heidi und sexy seal angucken.

ja, ich bin manchmal so primitiv. ich gefalle mir hin und wieder in, wie hier dargebrachter, ignoranter proll-koketterie-attitüde. nicht, dass ich es nicht wüsste. nicht, dass ich nicht anders könnte. elegisch bin ich sowieso. ich strebe nur ein bißchen nach vollkommenheit. und ein wenig fallhöhe gehört schon auch dazu. und mir ist gerade ein bißchen langweilig. was schreibe ich hier eigentlich für einen blödsinn. na ja. muss einfach auch mal sein. hat schon alles seinen sinn. irgendwie irgendwo irgendwann. somewhere’s a place for us dubi dubi du...

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