Ich muss wieder häufiger die Kundenmitteilungen zu 1-Sterne-Bewertungen auf amazon lesen. Zumeist mache ich das bei vielgelobten Büchern, bevor ich sie voreilig bestelle. Wenn die 1-Sterne-Rezensionen eloquent und schmissig formuliert sind, neige ich dazu, der Bewertung zu vertrauen. Gerade eine 1-Sterne-Bewertung zu einer Gardine gelesen, die auf dem Bild ganz attraktiv aussah, die hat mich auch aufgemuntert:
"Devon Jones - 1,0 von 5 Sternen
I was already depressed and this only made it worse
Bewertet in den USA am 23. März 2025 - Verifizierter Kauf
If I could give zero stars, I would. If you’re looking for something as thin as one-ply toilet paper and not wide enough to cover a dollhouse window, these are the curtains for you. So I guess I’m a little disappointed with myself for trusting that I’d get more than what I paid for. That’s on me."
Gestern außerdem eine 1-Sterne-Bewertung der sogenannten "Portugiesischen Briefe" in der deutschen Übertragung von Rilke sondiert. Ich hatte vorher eine Leseprobe der beweihräucherten "Liebesbriefe" einer portugiesischen Nonne aus dem Mittelalter gefunden, erwartungsfroh angefangen zu lesen und bin fast eingeschlafen. Hölzern, dröge und vorwurfsvoll. Unter "Liebesbriefen" stelle ich mir etwas völlig anderes vor. Ich kam darauf, weil ich drüber stolperte, dass Ingeborg Bachmann die portugiesischen Briefe als von einmaliger Güte belobigte. Und dann von Rilke übersetzt, allerhand! Steif, bedrückend und langweilig, saft- und kraftlos, da springt kein Liebesfunke über. Ein einziges Gejammer, an einen Soldaten gerichtet, der der fünfzehnjährigen Nonne schöne Augen gemacht hat. Wobei die Authentizität angezweifelt wird. Was Bachmann daran gefunden hat, ist mir völlig schleierhaft. Also diese
Briefe werden von mir garantiert nicht bestellt. Und der Vorhang sowieso nicht.