09. dezember 2004

kleiner blick durchs schlüsselloch

p.s. an irgendwelche hobbydetektive: ich bin nicht frau gabel, die da auch auf der tafel steht. das ist eine liebenswürdige ältere junggesellin (obwohl das auf mich ja irgendwie auch schon zutrifft). ich wohne jedenfalls, soweit ich mich erinnere, woanders.

04. dezember 2004

phrasen, die mir auf die nerven gehen: „ganz groß“. bis zum ohnehin allerlängst eingetretenen überdruss von sich vermutlich für originell haltenden schreiberlingen, anlässlich allerbeliebigster, innerhalb der nächsten fünf minuten geräuschlos zerplatzender seifenblasen, strapaziert.

haltet doch einfach euer maul, wenn euch keine lesenswerten adjektive für euer trend-gesummse einfallen. lest doch einfach mal ein paar gute alte bücher und merkt euch die wörter, die darin vorkommen. vielleicht sollte man diktatschreiben bei erwachsenen einführen. einer liest vor, alle schreiben mit. da bleibt doch bestimmt was hängen.

ich vermeide hartnäckig das-nicht-zu-überbieten unästhetische wort- gebilde ’blog|ger’ und dessen anverwandte. was scherts mich, ich mag es nicht schreiben, ich muß mich schütteln, wie das schon aussieht, wie das schon klingt. es klingt nach schleimig-schlab- berigem bubblegum, schweinchenrosa, schwabbelig-dehnbar und schmierig. beziehungsweise nach dem, was es überwiegend ist. geblubber eben. what you see is what you get. oder schöner: wohin du gehst, da bist du dann. (konfuzius)

hilfe. wo kommen diese bösen sätze da oben wieder her. und wo wollen sie hin. trotz solcher uncharmanter satzgebilde erhalte ich völlig unerwartet, und das auch noch zunehmend, charmante zuschriften. nie böse, immer höflich, immer nett. ich finde, so kann es bleiben.

obgleich. manchmal denke ich schon, dass es interessant wäre zu lesen, was verschiedene tagebuchflaneure gerade zu weniger netten beiträgen wie dem da oben, so spontan im affekt zu hinterlassen hätten. ja, ich meine kommentare, diese allseits beliebte plapper- funktion. könnte man ja. aber eigentlich hätte ich überwiegend einiges dagegen, hier seltsame fußspuren zu sehen. es wäre ein bißchen so, als würde ich kneipenbekanntschaften, gleich beim ersten zufalls- treffen noch am selben abend zu mir in die badewanne bitten. ach nein. die zeiten von one-night-stands sind vorbei. verbale auch.

aber nicht doch. ich bin gar nicht so vernichtend, wie es scheint. ich miste nur gerne aus. es gibt eine menge sätze, die ich gerne lese. man findet sie nur sehr selten in internetaufzeichnungen.

es sind sätze wie diese; ich falle anlässlich des folgenden, mit der bitte um copyright, vor dem autor sven lindqvist auf die knie

als ich 15 war, 1947, erschien die schwedische übersetzung von andré gides ’die früchte der erde’. sobald ich das buch geöffnet hatte, spürte ich, daß jemand zu mir sprach. nicht über meinen kopf hinweg zu anderen erwachsenen, sondern direkt an mich gerichtet. und so vertraulich, beinahe flüsternd, als wäre es spät in der nacht, wenn alle anderen schlafen. das buch gab mir einen neuen namen. nathanael, der mich in den text hineinzog, so daß wir dort zusammensein konnten. das gefiel mir sehr.

manche verfasser verstecken sich hinter der handlung, andere verstecken sich hinter den fakten. aber der meister in ’die früchte der erde’ verachtete solche verstecke. er sprach über sich selbst. er hatte eine botschaft. sie füllte das gesamte buch. sie lag schon in seiner stimme, in der art, wie er zu mir sprach. [...] es war gefährlich und verboten, das spürte ich sofort. der meister trotzte allen autoritäten. er predigte aufbruch, aufbruch von allem, sogar von sich selbst. er sagte:

wenn du mein buch gelesen hast, wirf es weg und gehe hinaus! ich wünsche mir, daß es dir lust macht, etwas zurückzulassen, egal was, deine stadt, deine familie, deine gedanken. nimm mein buch nicht mit. mach dich frei davon...

diese stimme machte mich glücklich. aber sie machte mir auch angst. angst vor den ansprüchen, die ein aufbruch stellte. angst vor all dem unbekannten, das mich erwartete.
"

[ wüstentaucher, kapitel 63 ]



ich werde wieder bücher kaufen. sprache auf papier. feines, dickes, grobes, bedrucktes. gebundenes. großartiges. ohne halbwertzeit.

in leinen.

01. dezember 2004

die nächte, in denen man lange nicht schläft. musik hört und zeit verwirft. den näher kommenden winter. schon wieder haltlos sentimental an irgendeinen frühling denkt (den man gar nicht erlebt hat, nicht so). sommer auch. und so weiter. und immer weiter. und nicht mehr weint. nur beinahe, das aber sehr.

(ich sage doch elegisch. 'aber mir glaubt ja immer keiner' wäre eine zu erwartende phrase, aber phrasen braucht kein mensch.)

das ist wahrscheinlich mein größtes glück, das ich erst noch richtig begreifen muss - dass man mir zu glauben scheint. vielleicht war es ja schon immer so, und ich habe es nicht verstanden. dass man mir glaubt. mir tatsächlich glaubt, in mich vertraut, egal was ich tue, verbreche und anstelle. bei allem versponnenen 'unheil'. unsinn. viel zu groß, viel zu schwer, viel zu gewaltig so ein wort, gar nicht angemessen - gar nicht.

das gute in sich endlich begreifen. endlich, nach allem - und vielleicht nicht zuletzt, weil es andere tun. ich weiß nicht, wann es angefangen hat, aber so klar wie jetzt, war mir das noch nie. tatsächlich. der winter kann kommen. er kann mir nichts anhaben. unmöglich. wie stark man werden kann. unglaublich.


(das sind sätze, die niemand unbedingt verstehen muss. ich führe gerne selbstgespräche)

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Ina Weisse Wusstest...
17.04.24, 13:33
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🧡
17.04.24, 00:21
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Ina Weisse Oh das...
17.04.24, 00:18
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Eckart Britsch 1968...
17.04.24, 00:15
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MARGARETE 16. APRIL...
16.04.24, 14:19
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Christoph M. Haha,...
15.04.24, 10:46
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Isabel Bogdan Wow,...
14.04.24, 22:26
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iGing
Ich hoffe, das ist...
14.04.24, 11:17
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Ina Weisse Liebe Gaga,...
13.04.24, 09:22
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Eckart Britsch Rom...
13.04.24, 08:11
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MARGARETE 12. APRIL...
12.04.24, 10:09
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Lydia G. Farblich...
11.04.24, 19:41
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Maria R. White Art
11.04.24, 10:09
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Margarete 9. April...
10.04.24, 01:13
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Cosima Wald oh - das...
07.04.24, 19:35

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