16. Dezember 2013



I.C.U. Most beautiful. Lou Doillon. Die jüngste Tochter von - man sieht von wem. Nicht zu übersehen - Jane Birkin. Vor fünf Tagen starb Jane Birkins älteste Tochter, die große Schwester der zauberhaften Lou Doillon. Die mittlere kennt man schon lange, Charlotte. Respektabel, faszinierend. Aber diese Lou, die ist mir ganz nah. Auch ein Septemberkind. Wenn ich sie sehe, sehe ich nicht nur Jane mit einer viel tieferen, gefühlvolleren Stimme, es ist beinah, als wären in ihr alle Metaphern inkarniert, in ihren Blicken, die diesen Geist der 68er-Rebellion, verbunden mit irrwitziger Romantik, ausmachten. Als hätten Mick Jagger und Keith Richards nicht nur Lieder erschaffen wie Paint it Black und Wild Horses und Gimme Shelter, sondern dieses Geschöpf. Ich bin ganz verliebt. Und zugleich erschüttert von dieser Nachricht, dass diese große Schwester vor fünf Tagen aus einem Fenster in Paris in den Tod stürzte. Wie schmerzhaft. Sie war Fotografin. Ich bin ganz seltsam über Lou gestolpert. Eine Klatschpressemeldung über eine mutmaßliche Affäre zwischen Benjamin Biolay und Vanessa Paradis, dazu Einlassungen über den angeblichen Frauenheld Biolay, dessen Musik ich seit vielen Jahren sehr mag, ein Sensibelchen, der an Grenzen geht. Wie soll auch sonst etwas Bemerkenswertes entstehen. Na gut. Zwischen all dem eine Nebenbemerkung über eine Verbindung vor fünf Jahren mit - eben - Lou Douillon. Geschaut, wer das ist, weil in Frankreich offenbar bekannt. Und da war sie. Ich hörte und sah dieses Video da oben. I.C.U. und lauschte wie gebannt, berührt von Anfang an, ihrer Stimme, weidete mich an ihrem Anblick. Auch das ist wundervoll.

Und heute Nachmittag brachte ich etwas Persönliches auf den Postweg, zur Post. Diese völlig verrückte Porsche-Sonnenbrille, dieses respekteinflößende Schutzschild für die Seele von Traumtänzern, die Yoko Ono auch dauernd trug, nach dem Tod von John Lennon. Sie war seit dem Unfalltod meines Bruders bei mir. Sechsundzwanzig Jahre, behütet, wie ein Schatz. Für meinen Kopf war sie immer zu groß. Morgen, am siebzehnten Dezember, hat mein nun einziger Neffe Valerian seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag, und er hat auch einen so großen Kopf wie sein Vater und überhaupt Ähnlichkeit. Wie er den Kopf hält. Und die Gitarre. Er soll sie haben. Er weiß es schon, ich konnte es nicht für mich behalten. Und er freut sich wie verrückt, die arschcoole Sonnenbrille seines Vaters zu bekommen, den er nie gekannt hat, aber von dem ein Bild neben seinem Bett steht. Und eines seines Bruders, wie er mir vorhin schrieb. Das sind sehr persönliche Dinge, die ich hier schreibe. Und ich finde das absolut richtig. Denn wem nützen Allgemeinplätze, Nichtigkeiten, die einen nur halb berühren. Ist doch Unfug, das bringt doch nichts. Ich will mich selbst berühren, wenn ich schreibe. Auch dafür - und für die Welt.

[ And I see you
in every cab
that goes by
in the strangers
at every cross road
in every bar ]

12. Dezember 2013



Manches möchte man bloggen. Ich schrieb gerade jemandem (der mich gut kennt oder genauer: kannte) - im Kontext eines Austausches über (s)eine besonders schöne Hochzeitsfeier, die in der Vergangenheit liegt, das Folgende:

"Weißt du, ich dachte mir manches mal in meinem Leben: ich würde gerne heiraten, aber möchte anschließend nicht unbedingt verheiratet sein. Einfach nur einmal so ein Ritual erleben, so ein Fest, sich gegenseitig die größte Wertschätzung zu zeigen. Und danach aber wieder frei und ungebunden sein, mit dem Gefühl, um jemanden werben zu wollen."

Ich finde, das bringt es so gut auf den Punkt, dass ich es auch noch hierhinein kritzeln will. Obwohl mich Heiraten und Hochzeit halten so wenig wie nie zuvor in meinem Leben beschäftigt. Aber ich erinnere mich an das Gefühl, an die Idee. Und wenn es jemals wiederkehren sollte, das Gefühl, das so eine Idee im Schlepptau hat, bin ich neugierig, ob es sich immer noch so zeigen wird. Eines fernen Tages. Den ich gar nicht herbeisehne. Es gibt dieses Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall". Vielleicht könnte man auch abgewandelt sagen "Hochzeit kommt vor dem Fall". Aber die Hochzeit an sich schmälert das ja nicht. Den Tag. Und die Erinnerung. An die Farben und die Kleider und die Freude und das Licht. Und so weiter. Wichtig ist, dass man die hohen Zeiten erkennt und feierlich begeht, wenn sie da sind. Ich glaube schon, dass es ein Schicksal gibt, man nicht alles durch zuträgliche Haltung und Verhalten zur immerwährenden Vollendung treibt. Da sind immer Kurven. Auf und ab. Aus irgendeinem Grund, den wir nie begreifen werden, ist es so. Und weil es so ist, muss man ganz viel Aufmerksamkeit darauf verwenden, zu erkennen, ob es eine gute oder schlechte Zeit ist, die man gerade hat. Wenn sie gut ist, gut - Jetzt. Wenn sie schlecht ist, werden sich die Dinge ändern. Ich schreibe ganz bewusst gut und schlecht wie man von Schwarz und Weiß spricht. Auch wenn dazwischen Töne von gebrochenem Perlmutt über Steingrau bis zum Anthrazit erkalteter Lava sind. Weil es die Hoch- und Tiefzeiten sind, die uns so sehr in Erinnerung bleiben. Wollte ich noch eben bloggen. Und GUTE NACHT.

10. Dezember 2013

Heizkörper entlüften, Abflussrohr von der Spüle auseinandermontieren. The Glamour never stops! Dazwischen Überlegungen zu bloggen oder die eine oder andere Mail zu beantworten, als Übersprungshandlung. Aber nein, diese Dinge müssen zu Ende gebracht werden, in Ordnung gebracht werden. Bevor Sie mit Rohrfrei-Granulat hantieren, legen Sie sich bitte eine Saugglocke zu. Die bringt einfach mehr und ist eine Anschaffung fürs Leben. An einer Stelle tropft es noch unter der Spüle, obwohl ich alle Rohrteile maximal zugeschraubt habe. Da muss ich eventuell nochmal ran. Und bitte: niemals das Märchen glauben, Kaffeesatz würde den Abfluss frei halten. Ein Fachmann aus der Kanalisation stellt dazu fest: "Kaffeesatz in der Kanalisation? Wird hart wie Beton!". Das war letztendlich das Übel. Ich bin ab und zu noch empfänglich für Ammenmärchen, gerade wenn es bequem ist. Den Kaffeesatz mal eben in den Ausguss spülen. Aber der Tag hatte auch recht angenehme Stunden. Ich hatte Gelegenheit, Menschen zu beglücken. Immer wieder schön, Kinderaugen bei ausgewachsenen Männern, wenn Schokolade winkt. Bei Frauen natürlich auch, aber die assoziiert man ja eh immer mit Euphorie über Schokolade. Am Schönsten ist es, die Sicherheitsleute zu beglücken, die liegen mir richtig am Herzen. Bei höheren Gehaltsgruppen war ich sparsamer. Die können sich ja selber locker die guten Lindt-Schokoläuse kaufen. Ausgleichende Gerechtigkeit! Das wäre überhaupt ein toller Beruf für mich, finde ich: Geschenke verteilen - königlich! Was mir auch noch gut gefällt als Arbeit, ist Ordnung machen. Den Leuten, die zu faul sind, hinterherräumen, bis es richtig gut aussieht. Ich habe schon häufiger überlegt, wie ich es hinkriegen könnte, ein Arbeitsgebiet mit einfachen Tätigkeiten zu bekommen, ohne die Gehaltsgruppe zu wechseln. Ich glaube, das Dilemma kennen viele. Ich weiß es sogar. Mir fallen eine ganze Reihe Leute ein, mit denen ich eine Selbsthilfegruppe gründen könnte. Mir fallen aber auch jede Menge Leute ein, die das überhaupt nicht verstehen und beleidigt gucken, wenn ich erzähle, dass mich Aufgaben mit geistigem Anspruch eher langweilen, weil man sich mitunter auch auf Sachen konzentrieren muss, die einen nicht durchweg so brennend interessieren und demzufolge die geistige Freiheit beeinträchtigen. Wenn ich dagegen die leider viel zu seltene Gelegenheit habe, Sachen aufzuräumen, kann ich multitasking-mäßig meine visuelle Virtuosität benutzen, weil Aufräumen ja vor Allem ein optisches Talent voraussetzt. Und da ich davon sowieso jede Menge habe, könnte ich mich zeitgleich auf andere Sachen konzentrieren, die mich interessieren. Träumen, sich Sachen ausdenken, überlegen, was man als Nächstes bloggt. Eine Mailantwort andenken, wieder verwerfen. So Sachen eben. Und während der Geist eine neue visionäre Ordnung erschafft, Ordnung in der materialisierten Welt machen. Sehr befriedigend! Eventuell könnte ich sogar eine Marktlücke bedienen, weil ich eigentlich super viele Leute kenne, die überhaupt nicht gerne aufräumen. Ich räume sogar bei mir selber gerne auf, auch wenn nur ich selber mich dafür lobe. Aber wenn einen andere dafür loben, ist es schon noch toller. Ich finde überhaupt, dass Aufräumen vor allem etwas mit der Idee von einem Gesamtkunstwerk zu tun hat. Ich betrete in aufgeräumter Verfassung eine aufgeräumte Umgebung oder räume sie eben so lange auf, bis die ideale Grundvoraussetzung für die Kür geschaffen wurde. Nach der Pflicht kommt die Kür. Das Sahnehäubchen auf dem Kakao. Auf einem idealen Nährboden kann eine Pflanze wachsen und Blüten entfalten. Bis zur Ekstase. Das ist das Ziel. Im Grunde religiös. Um meine radikale Vorgehensweise in Sachen Ordnung besser zu kommunizieren, habe ich unlängst den Begriff Akten-Yoga kreiert. Interessanterweise hat bis jetzt jeder geguckt, als ob es verständlich wäre. Ich mache zwar kein Yoga und meditiere nicht, sorge aber in profanen Situationen für meditative Zustände. Klare Flächen, ich brauche klare Flächen. Interessant finde ich, dass die systematische Umsetzung von dieser Idee, immerzu Neugier weckt. Das muss irgendetwas mit Wellness zu tun haben, schätze ich. Fragen Sie Frau Nielsen! Ich bleibe dran.

09. Dezember 2013

Mais non. Heute Abend im Tatort, das war nicht Margot Werner, Gott hab sie selig. Padam padam padam... das war und ist Zazie de Paris. Aber schon Ähnlichkeit. Fällt mir jetzt erst im Nachhinein auf, gar nicht als ich sie traf. Jan hat Zazie oft fotografiert, deshalb kam sie auch zu seiner Ausstellung, damals Zweitausendacht bei Niedersätz. Gibt es auch schon lange nicht mehr, diese kleine Galerie in der Passage in der Fasanenstraße.

07. Dezember 2013



Erster Schnee. Heute hat es zum ersten mal geschneit in Berlin. Aber erst am frühen Abend. In nur zwei Wochen ist schon wieder Wintersonnwende. Dann werden die Tage wieder länger. Ganz bald. Aus der Küche höre ich, wie mein Süppchen kocht und ab und zu überschwappt, ich muss mal den Deckel runternehmen. Fünf große Karotten, eine große Knoblauchzehe, Salz und eine kleingeschnippelte, kleine Ingwerknolle köcheln vor sich hin. Wenn die Karotten durch sind, zerdrücke ich sie mit dem Kartoffelstampfer und mache ein bißchen Butter und saure Sahne dran. Bei Aldi gibt es gerade frischen Ingwer. Habe ich vorhin gekauft. Und einen Heizungsentlüftungsschlüssel aus dem Obi-Baumarkt in der Voltastraße. Ich habe die Heizkörper immer mit der Stahlkante von meinem Famos-Gemüse-Sparschäler entlüftet, das hat aber dazu geführt, dass die Vierkantschraube an manchen Ecken so abgerundet worden ist, durch den einseitigen Druck, dass der Sparschäler nicht mehr greift. Nun habe ich also einen echten Heizungsentlüftungsschlüssel und bin sehr froh, dass er einwandfrei funktioniert und die lädierten Schrauben in den Griff kriegt. Außerdem war ich bei Kaisers, wegen Weißwein. Die Wohnung ist schön warm, ich werde sie in den nächsten zwei Tagen nicht mehr verlassen. Warmer Geheimtipp gegen Erkältung!

01. Dezember 2013



Eintrag ins Logbuch. Erster Dezember 2013. Zwanzig Uhr einundvierzig. Gaga Nielsen sitzt in halber Hocke auf ihrem Bodenkissen und tippt. Im Hintergund läuft Konservenmusik im Zufallsabspielmodus. Gaga Nielsen hat gerade eine Mail geschrieben, in der sie Sachen fragt. Womöglich heikle Sachen fragt. Das ist gar nicht so beabsichtigt. Gaga Nielsen ist einfach manchmal unwahrscheinlich neugierig. Gaga Nielsen weiß gerade gar nicht so genau, wo sie selber steht. Auf jeden Fall aber ganz woanders als vor zwei oder zwölf oder zweiundzwanzig Jahren. Oder zweiunddreißig. Oder zweiundvierzig Jahren. Was war vor zweiundvierzig Jahren? Ich war sechseinviertel. Und - Moment ich gucke in meiner Vita nach - Neunzehnhunderteinundsiebzig - Fahrradfahren ohne Stützräder gelernt. Daniel Gérard und sein Butterfly-Lied angehimmelt. Und Chris Roberts. Und George Harrison mit seinem "My Sweet Lord"-Lied. So war das also. Und was habe ich zweiundvierzig Jahre später gelernt? Hmh. Die Hand reichen. Verzeihen. Dankbarkeit für Gesundheit, noch mehr als sowieso schon. Dankbarkeit für Sachen, die ich durch Begegnungen gelernt habe, wenn sie in der Vergangenheit auch mit schmerzhaften Erfahrungen einhergingen. Aber das schmälert die Bereicherung nicht. Die Wunden aufgrund der anderen Dinge sind eine andere Baustelle. In der Mail ging es auch um Baustellen. Dinge, die man angefangen hat und nicht zu Ende gebracht. Und ich behauptete, dass das sehr verzeihlich sei, weil es auch bedeutet, sich einzugestehen, dass sich etwas überlebt hat. Wie zum Beispiel diese Vita, die ich nur bis zum Jahr 1987 schrieb. Einige wissen, weshalb es dann abbrach. Ich brachte es nicht übers Herz, über den Unfalltod meines Bruders hinwegzuschreiben. Ich war wie gelähmt. Und auch wollte ich die Serie verunglückter Liebesgeschichten nicht fortführen müssen. Andere hätte ich nicht parat gehabt. Und die zumindest eine Weile geglückten wären so viel später gekommen. Also blieb es dabei. Ich bedauere das nicht. Denn es geht ja nur um diese paar Jahre zwischen 1987 und 2003, wo niemand, der nicht beteiligt war, weiß was im Einzelnen geschah. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend. Jetzt wird ja auch noch gelebt. Ich muss auch erstmal an den Punkt kommen, wo ich mir selber diese fehlenden Geschichten erzählen möchte. Später mal, oder von Zeit zu Zeit, wenn ich wider Erwarten nostalgisch werden sollte. Oder mir über irgendetwas aus dieser Zeit klarer werden muss. So wie es kommt.

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ANH 19. APRIL 2024...
19.04.24, 12:57
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Ina Weisse Wusstest...
17.04.24, 13:33
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17.04.24, 00:21
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Eckart Britsch 1968...
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MARGARETE 16. APRIL...
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Ich hoffe, das ist...
14.04.24, 11:17
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Ina Weisse Liebe Gaga,...
13.04.24, 09:22
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Eckart Britsch Rom...
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MARGARETE 12. APRIL...
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Lydia G. Farblich...
11.04.24, 19:41
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