01. September 2011




Ein paar Details der Ausstellung im Dokumentationszentrum. Es gibt weit mehr zu sehen, als ich abgelichtet habe. Der Lichtstreifen zählt nicht zu Ausstellung. Die Sonne schien ein paar Zentimeter unter dem Rollo und dem halbtransparenten Vorhang durch. Der Faltenwurf zauberte daraus eine große Schlange aus Sonnenlicht.


31. August 2011



VIII. Gedenken. Könnte eigentlich auch Trauer heißen, ist mir später eingefallen. Die niedergelegten Kränze und Blumen. Man denkt an diese Fernsehbilder von Blumen für die tote Prinzessin Diana. Oder Michael Jackson. Ich denke daran, dass ich so etwas nur einmal aus nächster Nähe gesehen habe. Am Amerikahaus, nach den Anschlägen vom 11. September. Die Blumen und Kränze machen die Trauer dreidimensionaler. So wie die Fotografien der Maueropfer den Toten ein Gesicht geben. Die Rituale und Dinge geben dem Ganzen Gewicht. Angemessenes Gedenken. Aus der Entfernung meiner Wohnung war mir gar nicht klar, dass mich das dort erwarten würde. Trauerkränze und Schleifen. Merkwürdig, dass einen Blüten, die noch gar nicht verblüht sind, so rühren können. Vielleicht weil es einen daran erinnert, dass man Blumen sonst nur noch als Zeichen der Zuneigung oder Verehrung an Lebende gibt. Es ist auch ein bißchen wie "Bitte lass uns noch einmal so tun, als hättest du etwas von meiner Blume, obwohl du sie nicht sehen und riechen kannst. Oder kannst du nicht vielleicht doch? Gib mir bitte auch ein Zeichen. Das ist mein Zeichen für dich."

31. August 2011



Die sechste Bildreihe heißt Denkmal. Freilich ist alles ein einziges Denkmal, aber es gibt auf dem Areal eine Ecke, wo man sagen kann "Schau, da steht das Denkmal!" Das originale Mauersegment geht ja an dem einen Ende in diese Eisenstangen-Markierung über. Auf der anderen Seite endet die alte Berliner Mauer aprupt in einer sehr großen Metallwand, die die Mauer in einem rechten Winkel durchschneidet. Der große Flügel dieser enormen Wand, die bis zum Sophienfriedhof reicht, hat auf der Oberfläche eine Rost-Beschichtung. An der zur Ackerstraße offenen Seite trägt die Rostwand eine Inschrift, zum Gedenken. Mehr ist nicht zu sagen. Außer vielleicht, dass sich die Oberfläche mit dem Rost wunderbar anfühlt, wenn die Sonne darauf scheint. Ganz warm.

31. August 2011



Die Strecke mag ich am Liebsten. Ich war weit weggebeamt, ganz betrunken vom blauen Himmel. Wer ein bißchen Geduld mitbringt, sieht ihn auch. Das ist glaube ich die umfangreichste Etappe. Die Mauer. Na klar, die Mauer. Der Hauptact. Wenn man das dann sieht, ist man froh, dass noch so ein großes zusammenhängendes Stück da ist. Nicht nur, weil man da gute Fotos machen kann. Das ehemalige böse Monstrum ist ein schöner Hintergrund.



Ich mag die Strecke auch wegen der kleinen Mädchen in den Ringelkleidchen, die sich von ihrem Vater die Mauer erklären lassen. Die Mutter war auch dabei und war etwas am Rand mit noch einem kleinen Kind. Meine Güte, wieviele Kinder die haben, und alles Mädchen wie es ausgesehen hat. Die Mama war recht attraktiv und war gerade dabei die Mädchen zu fotografieren. Da hab ich auch zugeschlagen. Da bin ich hemmungslos, bei so einer Vorlage. Den Kopf vom Vater wollte ich gar nicht draufhaben. Ich fand ihn nicht besonders interessant. Er hatte die Ausstrahlung eines Akademikers mit einem geregelten, sehr guten Einkommen. Vielleicht hat er auch geerbt. So eine 'aus-gutem-Hause-Aura'. Nicht, dass ihn das uninteressant machen würde. Er war einfach überhaupt nicht mein Typ, vom Gesicht her. Eine ältere Dame sprach mich an, ob sie mich fotografieren soll. Das werde ich häufiger gefragt, wenn jemand registriert, dass ich viel fotografiere, auch mich. In dem Fall war ich gerührt und habe darauf verzichtet, zu erklären, dass es sich um keine Notlösung handelt, bei dem was ich da treibe. Ich war auch neugierig und wollte der alten Dame eine Freude machen. Einen Moment überlegte ich, ob ich ihr die Kamera erklären muss, dann sah ich aber, dass sie selbst eine kleine Digitalkamera bei sich hatte. Ich schätze, sie war Mitte Siebzig. Dann sagte sie, sie hofft sehr, dass ich zufrieden bin, mit dem Ergebnis. Ja, war ich. Hab mich dreimal bedankt. Wunderbarer Sommernachmittag. Die Ferienetappe von meinem Ausflug. Die farbigen Bilder kommen am Ende.

31. August 2011




Ich war stark gebannt vom tiefblauen Himmel und den Eisenstangen im Gegenlicht. Die in den offenen Himmel brechenden Stangen, deren Spitzen die von Ost nach West ziehenden Wolken zu streifen scheinen, zeigen über einige hundert Meter den Mauerverlauf in der Bernauer Straße, da wo die echten Mauersegmente abgebaut wurden. An einer Stelle geht die Installation in die echte, verbliebene Mauer über. Ja, die Motive wiederholen sich. So wie in der Wirklichkeit. Man läuft entlang und sieht nach oben. Und wieder zurück.


31. August 2011




Die dritte Etappe. Die Erinnerungs-Stelen auf dem Areal der Gedenkstätte. Sie sind visuell der unspektakulärste Teil des Geländes, aber fangen einen damit, was sie hörbar machen und zeigen. Es kann einen unmöglich kalt lassen, wenn man aus so einer Säule unkommentiert Vornamen und Namen von Toten erzählt bekommt. Das junge Alter und das Todesjahr. Da denkt man nicht mehr daran, wie es wohl wäre, von sich ein Foto vor so einem Dings zu machen. Deswegen tauche ich in dieser kleinen Schwarzweiß-Strecke nicht auf, nur was ich gesehen habe.


31. August 2011




Da war ich also noch gut drauf, wie man sieht. Man könnte auch sagen, dem Anlass unangemessen, bin ich lustig über den Sophienfriedhof gestreunt, am Grab vom Operetten-Kollo vorbei, zu den wildgewachsenen Sonnenblumen. Von da, wo die Sonnenblumen stehen, kann man die Mauer schon erahnen. Man kann sogar ein Stück sehen, wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt und über die Friedhofsmauer guckt. Was da passiert ist, mit dem Friedhof, liest man am besten auf den Gedenktafeln auf den letzten Bildern in der Reihe. Der Friedhof grenzt im wahrsten Sinne des Wortes an die Berliner Mauer. Als ich das mit den versetzten Gräbern gelesen habe, war ich nicht mehr ganz so fröhlich. In der nächsten Etappe bin ich übrigens gar nicht zu sehen, falls jemand befürchtet, das geht jetzt immer so weiter mit hunderttausend Bildern mit mir drauf. Keine Sorge.


31. August 2011



Heute ist der 31. August 2011. Bitte drehen Sie das Tagesdatum um und folgen Sie mir.

Ich meine das ganz ernst. Was zunächst aussieht, wie ein beliebiges weiteres Bilderset mit Abbildungen einer selbstverliebten Bloggerin ist nur die erste von zwölf Etappen. Ausflüge beginnen ja meistens zuhause. Es war früher Nachmittag, ein Samstag. Der 13. August 2011. Ich bemerkte gegen Mittag das feierliche Glockenläuten der Sophienkirche und dachte, merkwürdig, wie Sonntag. Ich hatte das mit der Gedenkminute um zwölf Uhr Mittags für die Opfer der Berliner Mauer gar nicht mitbekommen. Weil mir aber durchaus auch nach Gedenken war (wie hier erwähnt) und das Wetter schön, hatte ich unabhängig davon kurzerhand beschlossen, zur Mauergedenkstätte zu gehen, die nicht sehr weit von meiner Wohnung in der Auguststraße entfernt ist.

Mein Weg führt mich von der großen in die "Kleine Auguststraße", über die Torstraße, wo die recht lange Ackerstraße beginnt. Man kann den Weg, der zur Gedenkstätte führt, auf der Straße laufen oder über den Sophienfriedhof, der eine besonders traurige Rolle beim Mauerbau spielte. Das hab ich getan. Ich bin über den Friedhof. Aber das ist schon die nächste Etappe. Ich habe mir überlegt, es ist besser die vielen Bilder nicht als Riesenflut zu verlinken, man wird dann auch müde beim Gucken und kann die einzelnen Bilder gar nicht mehr würdigen, das hat nichts mit Ignoranz zu tun, sondern mit Overflow. Daher zwölf verdaulichere Häppchen, die dem Ganzen auch eher gerecht werden. Es fängt also recht vertraut und überschaubar an.

29. August 2011


Symbolbild flachere Schuhe

- KONTAKTANZEIGE -

"(...) Ich warte immer noch auf dieses eine Rendezvous, das sich ausschließlich dekorativ mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Barhocker sitzend abspielen wird. Daher hebe ich die Schuhe gut auf! Ich stelle mir das so vor, dass ich zur Verabredung in der Bar mit einem Taxi fahre. Die Wohnung werde ich mit dem Fahrstuhl verlassen, ca. fünf Minuten Laufen und Stehen halte ich darin aus, das geht schon! Dann vorsichtig ins Taxi setzen und vorsichtig aussteigen und dann schnell auf den Barhocker! So könnte es gehen."

Ernstgemeinte Zuschriften bitte ins Kommentarfeld.

28. August 2011

Nicht nur, dass dieser 46 Sekunden lange Filmausschnitt sehr selten ist. Es sind zwei Sequenzen aus jenem Film, den Romy Schneider 1964 mit Clouzot zu drehen begann. Aus verschiedenen Gründen mussten die Dreharbeiten für "L'Enfer" abgebrochen werden. Unter anderem weil es dem Regisseur gesundheitlich sehr schlecht ging. Ich habe diese beiden Aufnahmen gerade erstmalig gesehen. Das andere Interessante dabei ist, dass man genau sieht, was das kreisende Licht in ihrem Gesicht verursacht. Man sieht im Zeitraffer, wie gnadenlos entblösst und hart ein Gesicht erscheinen kann, in dem einen Licht und wie gnädig und sanft in dem anderen. Es gibt Fotografen, die dem nicht die größte Beachtung schenken. Muß man auch nicht, wenn das Szenario die Hauptrolle spielt, oder aus bildramaturgischen Gründen ein harter Effekt erwünscht ist. Bei einem Portrait jedoch ist die geringste Abstufung von größter Bedeutung. Ich kann mich sehr darüber ärgern, wenn ein Fotograf keinen außerordentlichen Ehrgeiz in dieser Hinsicht entwickelt. Nicht nur, wenn es um mich selbst geht. Diese verschenkte Möglichkeit. Man muss alle Winkel, alle Perspektiven sorgfältig ausloten und dann entscheiden. Nicht nur beim Fotografieren. Wenn man das tänzerisch hinbekommt, als sei es nur ein Spiel - ist man virtuos. Deshalb war Leni Riefenstahl - visuell - virtuos. Sie war ja auch Tänzerin. Man muss mit allem tanzen. Das ist die Kür und zugleich das Schönste. Mit der Wäsche in der Waschmaschine, mit dem Geschirr in der Spüle. Mit der Kamera in der Hand.


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