12. April 2016

(Selbstgespräch. Keine voreiligen Schlüsse ziehen; incl. Kommentar-Striptease )

„Welcher Teil der menschlichen Anatomie schwillt bei Erregung auf seine sechsfache Größe?“, fragt die Professorin in ihrer medizinischen Einführungsvorlesung. Peinliches Schweigen. „Na, kommen Sie schon, Sie werden doch eine Idee haben. Raten Sie einfach.“ Noch immer Schweigen, bis sich der einzige Mann im Hörsaal meldet. Die Professorin winkt ab. „Nein, vergessen Sie’s. Die richtige Antwort ist: die Pupillen.“ Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Gestern Nachmittag darauf zu sprechen gekommen. Jede erste Schlussfolgerung basiert auf dem prägendsten Erfahrungswert, dem tiefsten Abdruck im Gefühlsgedächtnis. Dem erstbesten Einrasten im Abgleich-Raster. Nicht immer einfach, die eigenen Konditionierungen zu durchschauen und in Frage zu stellen. Andererseits haben diese Prägungen im Fall einer ernsten Gefahr die gute Funktion ein stabiles Alarmsystem zu gewährleisten. Wenn allerdings die Warnsensoren zu empfindlich eingestellt sind, und bei dem geringsten Lüftchen Feueralarm ausgelöst wird, mutiert dieses Schutzsystem zur Belastung. Beeinträchtigung der Lebensqualität. Dauergefiepe. Wie justiert man sein System neu? Auf eine geringere Empfindlichkeitsstufe? Neue Prägungen, die die alten an Dominanz überlagern, noch stärker sind, müssen her. Den schönen Lehrsatz täglich herzubeten, reicht nicht. Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber man kann so tun, als hätte man ihn bereits verinnerlicht. Vielleicht wirkt dann Zauber, self-fulfilling prophecy. Kleines psychologisches Selbstgespräch. Bedrängt einen die Lebenserfahrung, sehnt man sich nach kindlicher Naivität und Arglosigkeit. Wird man als junger Mensch seiner allumfassenden Naivität gewahr, weil man fehlende Lebenserfahrung realisiert, ist man peinlich berührt. Allein, das wachsende Potenzial zu durchschauen, wie man tickt, macht das Lebensalter mit vielfacher Erfahrung lebenswerter. Komplexer. Und vielleicht doch weniger schmerzhaft. Weil man sich auch an die Fülle des bereits Verschmerzten erinnert. Manche Narben machen einen interessanter. Nicht alle. Ich habe viele, alle Varianten dabei. Muss aber auch nicht jeder gleich sehen. Filigrane Bereiche. Manche Narben müssen auch noch gepflegt werden. Bis das Rot, wo der Riss in der Haut war, kaum mehr erkennbar ist, nur eine feine Linie, eine kleine abweichende Struktur.
eibensang - 12. Apr, 15:03

Schönes Beispiel.

g a g a - 12. Apr, 17:29

<3
zuckerwattewolkenmond - 12. Apr, 17:50

Interessant,

daß du das schreibst, denn dasselbe Problem beschäftigt mich auch gerade. Ich bin damit beschäftigt, mein System neu zu justieren und dabei über die gedankliche Auseinandersetzung bereits hinausgegangen, wobei mein Kernsatz nicht "Keine voreiligen Schlüsse ziehen." lautet, es aber ebenfalls sein könnte. Inzwischen bin ich schon in der praktischen Übungsphase und kann zumindest kleine Erfolge verzeichnen.

g a g a - 12. Apr, 18:09

wer nur Gold und Rohdiamanten und weder Blei noch Wackersteine in seinem Rucksack hat, kann mir gerne etwas abgeben. Ich möchte aus diesen fatalen Gedankenschleifen, die eigentlich überhaupt nicht zu meinem lebensbejahenden Naturell gehören, heraus. Abwerfen. Keine Echos mehr hören und fühlen. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, Erinnerungen und Erfahrungen ausradieren zu können. Eine Pille einzuwerfen, die auf bestimmte Areale einwirkt, die schmerzhaften Dinge, die in Wiederholung geschehen sind, in Nichts aufzulösen. Unerinnerbar zu machen. Als hätte eine Erfahrung nicht gelangt. Und dann die Frage, inwieweit provoziert man gerade durch das auch für andere spürbare Geprägtsein und Erinnern eine Wiederholung. Weil es alleine dadurch abermals überhaupt Thema wird. Ich will mich gar nicht weiter darüber ausbreiten. Aber wer das versteht, was ich hier von mir gebe, versteht schon was ich meine... (ich habe einfach keine Lust mehr, irgendwelche Päckchen herumzutragen, die in eine andere Entwicklungsära gehören, Schnauze voll!) Betrifft mich ganz untheoretisch, gerade. Bißchen neptunisch nebulös meine Rezeption der Wirklichkeit gerade. Kann Verschiedenes nicht angemessen einordnen.
zuckerwattewolkenmond - 12. Apr, 18:18

Erinnerungen

und Erfahrungen kann man nicht ausradieren, aber man kann sie heilen, wenn man vollständig verstanden hat. Ich stelle immer wieder fest, daß Wiederholungen durch Reaktionsmuster entstehen, die in meiner Kindheit begannen. Oft völlig unbewußt. Doch meine damalige Wahrnehmung und die Beziehung zu meinen Eltern ist etwas, das für heute nicht mehr gilt und so nicht mehr vorhanden ist. Warum also nicht die Überzeugungen hinterfragen, die ich damals für wahr gehalten habe und die es damals vielleicht waren oder auch nicht (was aber relativ unerheblich ist)?
g a g a - 12. Apr, 18:27

Das mache ich hiermit ja gerade - hinterfragen und transzendieren. Das ist der Anfang. Ich stelle allerdings fest, dass bei mir Heilprozesse ganz stark von heilenden Erfahrungen abhängen. Das erlebte ich so auch mit meinen Eltern. Ich habe viele Jahre nicht mehr daran geglaubt. Es hat etwas mit Gesten von Wiedergutmachung und 'die Hand reichen' und ja, einer Form von Reue (auf beiden Seiten) zu tun, dann ist Vergebung und Nachsicht ein Kinderspiel. Ohne solche Gesten bewegt sich bei mir auf der Gefühlsebene gar nichts. Ich habe in den letzten Jahren mit einigen Menschen Versöhnung gesucht und gefunden. Interessanterweise ging der erste Schritt immer von mir aus. Ich signalisierte die Bereitschaft zum Frieden und es wurde erleichtert angenommen. Dadurch wurde die Atmosphäre so weich und kommunikationsbereit, dass ich tatsächlich die ersehnten Gesten erfuhr. Damit wurden die Dinge abgeschlossen und geheilt. Glaubwürdiges Bedauern spielt dabei eine Rolle, das mehr als nur eine Floskel ist, damit die liebe Seele ihre Ruhe hat. Ich muss es spüren. Radikale Empathie. Und ja, eine Form von Demut. Mannometer, das sind ja wieder Bekenntnisse hier. Aber so ist es.
zuckerwattewolkenmond - 12. Apr, 18:37

Vergebung

und Wiedergutmachung können heilsam sein, doch tragen sie auch immer die Schuld im Gepäck herum. Und die Schuld ist etwas, die oftmals nur eine Konstruktion der eigenen Wahrnehmung ist. Deshalb finde ich, ist statt Vergebung zwischen Menschen die Erkenntnis über die eigenen Täuschungen und Urteile und die Versöhnung mit sich selbst noch viel heilsamer, zumindest für die Gegenwart.
g a g a - 12. Apr, 18:42

Es gibt schon Dinge, über deren verletzende Qualität Konsens herrscht. Dass extreme Handlungen auch durch die andere Seite provoziert werden, ist dabei im übrigen ein- und zugestanden. Musterbeispiel: Mord im Affekt. Muss jetzt leider zu einem drastischen Beispiel greifen, zwecks Illustration. Ich will mich hier in diesem Psychostrang jetzt auch nicht ganz nackig machen. Ich bin ja gerade dabei, zu analysieren, was an meinem Verhalten die Dinge, die mir widerfahren, provoziert. Das ist ja nun des Pudels Kern, an dem ich herumdoktere. Ich weiß schon, warum der größte längerfristige Frieden in mir nur herrscht, wenn ich niemanden an mich heranlasse. Ich liefere mich komplett, das ganze Sortiment in allen Farben aus, obwohl vielleicht gar nicht der ganze Katalog, sondern nur ein ganz spezielles Produkt in einer Farbe bestellt wurde. ich kapiere die AGBs von menschlichen Kontakten nicht vollständig. Oder gleiche mein Verständnis der Allgemeinen Geschäftsbedingungen unzureichend mit der Lesart der anderen ab. Irgend so etwas. Und warum? Weil ich geschäftliche Verhandlungen und rationale Gespräche scheue. Weil ich keine entzaubernden Situationen ertrage. Der rosa Wokennebel in dem ich herumtappe, wird wahrscheinlich maßgeblich von mir selbst hergestellt. Traumfabrik. Mein Metier. Ich sage ja, Neptun. Film, Fotografie, Illusion. Alles meins.
zuckerwattewolkenmond - 12. Apr, 18:52

Ist schon klar,

deshalb schrieb ich ja auch 'oftmals'. ;o) Denn zumindest bei meinem Thema, was wahrscheinlich durchaus viele Hochsensitive manchmal ähnlich erlebt haben, spielt es auch eine Rolle, daß man als Kind bestimmte Dinge zum Beispiel als verletzend erlebt und daraus Überzeugungen ableitet, obwohl die vorgefallenen Sachen gar nichts mit einem selbst zu tun hatten und schon gar nicht verletzen sollten. Das genau meine ich mit konstruierter Wahrnehmung. Irgendwann entwickelt man Angst davor, genau das wieder zu erleben, aber gerade deshalb erlebt man es immer wieder, um sich selbst die Chance zu geben, die Täuschung dahinter zu erkennen und mit diesem Thema Frieden zu schließen.
g a g a - 12. Apr, 19:10

Psycho Killer



Don't touch me, I'm a real live wire

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