20. Oktober 2014


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Home sweet home. 19. Oktober 2014, Auguststraße. Kleine Liebeserklärung an mein kleines Nest. Nur achtundfünfzig Meter im Quadrat. Vielleicht ein bißchen mehr. Weil die Flächen unter den Schrägen nicht ganz mitgerechnet werden. Wie lange es gebraucht hat, bis ich vergessen habe, fast, dass hier jemand durchgelaufen ist, der nicht hier hingehört. Was macht ein Tier, wenn sich ein anderes seinem Nest, seinem Bau annähert? Verbarrikadieren? Fauchen? Krallen zeigen? Eckzähne? Von allem ein bißchen. In der Tierwelt gibt es keine Mieten. Wer zuerst da ist, dem gehört das Fleckchen Erde. Ein ganz einfaches Gesetz. Aber kann einem anderen etwas ganz gehören, das er nicht bewohnt und belebt? Einem Vermieter? Das ist ein Beruf mit menschlicher Verantwortung. Nicht nur ein Mittel, bequem Geld zu verdienen. Sollte es nicht nur sein. Finde ich. Wenn ich reich wäre und Häuser hätte, in denen Menschen wohnen, würde ich ihnen in den Vertrag schreiben, dass die Wohnung nicht wegen Eigenbedarf gekündigt werden darf, sondern nur, wenn sie keine Miete zahlen oder alles kaputt machen. Aber solche Mieter hätte ich ja nicht. Ich hätte ja ganz liebe. So welche wie mich. Und wenn ich reich wäre, hätte ich schon deswegen keinen Eigenbedarf, weil ich mir extra was selber nur für mich gekauft hätte und die Mietwohnungen wären welche, die ich sowieso nicht bewohnen wollen würde. So wäre das nämlich bei mir. Nicht, weil die Wohnungen schlecht wären, sondern weil sie zwar ziemlich prima wären, aber meine wäre eben noch primaerer. Ja, genau. So wäre das nämlich. Seit Oktober Zweitausendzwölf habe ich lernen müssen, dass mein Nest jemand anderem gehört. Ich wollte es nicht wahrhaben. Aber seither genieße ich jede einzelne Minute noch mehr, als sowieso schon. Deswegen habe ich mir den kleinen Film gemacht. Als Erinnerung. Und als Liebeserklärung an mein kleines Nest in der Auguststraße, von dem aus ich alle meine Blogeinträge geschrieben habe, seit ich Blogeinträge schreibe. Und alle Opusse geschnitten und hochgeladen habe. Und viele auch da gefilmt. Eigentlich die meisten. Da steckt so viel von meinem Leben drin, in diesen Wänden. Und heute, also eigentlich gestern, hat die Sonne so schön geschienen. So ein wunderschöner Herbstsommertag. So schön, dass ich mein Nest gar nicht verlassen wollte, weil ich so viel hier mitbekomme. Von den Jahreszeiten. Und dem Leben hier. Und da unten am Gipsdreieck, wo die Picknickdecken ausgebreitet waren. Deswegen gibt es mein kleines Opus 104. Mit der schönen Klaviermusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, seinem Opus 104.
kaltmamsell - 20. Okt, 21:33

Sehr schön. Alles, alle. Ich kann sehr gut verstehen, wie man dieses Nest liebt und bin ein wenig neidisch aufs Bei-sich-sein.

zuckerwattewolkenmond - 20. Okt, 21:38

Klingt

ein wenig, als müßtest du Abschied nehmen. Ich hoffe doch sehr für dich, daß dies nicht der Fall ist.

g a g a - 20. Okt, 21:57

Es ist ein bißchen wie den Regenschirm mitnehmen, in der Hoffnung, dass es dann nicht regnet. Oder eine Zigarette anzünden, damit der Bus kommt. Außerdem bin ich eine sentimentale Kuh und es ist Herbst und es war gestern so ein vollendet schöner Tag, das Licht, die heiteren Menschen da unten. Und ich da oben. Es ist nur - abermals die Erkenntnis, wie filigran alles ist. Ich fühlte mich in den letzten Monaten hier so behelligt, wie ich es nie erlebt hatte, durch die paar Besichtigungen. Dabei waren es noch wenige. Aber das hat das ökologische Gleichgewicht in meinem privaten Biosphärenreservat durcheinandergebracht. Und jetzt fiel mir auf, gestern, dass es wieder heiler ist. Weil so lange niemand mehr hier war. Als ob sich die Atmosphäre regeneriert hat. Auch weil meine Gedanken nicht mehr so davon absorbiert waren. Ich schiebe es jetzt einfach weg. Wozu damit gedanklich belasten, so lange keine neue Begehung ins Haus steht. Ich muss mich da irgendwie innerlich besser wappnen. In Naturschutzgebieten und an deren Rand ist für mein Empfinden so eine ganz bestimmte Atmosphäre, da wo die menschliche Hand nicht regiert. Ich bin mein eigenes Naturschutzgebiet und mein Nest ist der Schutzwall. Bitte nicht betreten. Wenn ich die Bilder davon zeige, ist das keine Beeinträchtigung, weil ich denke, dass sich der Raum nur für eine Betrachtung öffnet, für Inspiration. Aber nicht vereinnahmt wird. Außer in Gedanken, Aber das kann ich nicht wissen. Ich bin so froh, dass das Internet und das Bloggen erfunden wurde. Wo man die Tür weit auf und dann wieder ganz zu machen kann. Ganz wie man es gerne mag, ohne sich entschuldigen oder erklären zu müssen.
speedhiking - 20. Okt, 22:07

@Betreten solcher Privatsphäre

Sehr unangenehm, kann ich sehr verstehen! Vielleicht hilft's beim nächsten Termin, sich vorzustellen, da käme ein Fotograf/Fotografin/Schreiber(in) von einem todschicken Einrichtungsmagazin und dürfte (!) einen Bericht machen. Weil so schaut's nämlich aus. Mit dieser Vorstellung kann man vielleicht ein wenig neben sich stehen (im besten Sinne), ein wenig Rolle spielen, die Wohnung tut's auch, und dann sind sie wieder weg und Türe zu Beine hoch Vorstellung aus, Privatesse.
g a g a - 20. Okt, 22:19

Zwei der Besichtigungen waren auch so, oder zweieinhalb... zweimal die österreichische Schauspielerin, die immer nur auf die Einrichtung geschaut hat und fast die Wohnung und mich mit gekauft hätte, so viel Sympathie war da... und einmal so eine japanische Modepüppi mit Louis Vuitton-Täschchen und Minirock und nur englisch konnte sie sich verständigen. Die wollte auch mit dem Smartphone Fotos machen und ich habe es ihr sogar erlaubt. Würde ich jetzt aber nicht mehr. Ich war schon sehr kooperativ, am Anfang... beinah schon wie die Assistentin der Maklerin, so brav und artig und zuvorkommend. Hat auch nicht zum Kauf geführt. Ist einfach zu teuer. In der Westcity, z. B. in Wilmersdorf kriegt man für hunderttausend Euro weniger eine moderne Eigentumswohnung, ganz neu gebaut, selbe Wohnfläche, schickes Bad. Ich kenne eine Frau, die gerade in so eine einzieht. 160.000 Euro. Und für meine wollen sie ja knapp 270.000. Man könnte denken, ich wäre im Preis mit drin. In Wahrheit sind natürlich Brangelina Schuld, weil die so oft in der Auguststraße essen waren und Geburtstag feiern und es am nächsten Tag in der Zeitung und im Internet gestanden hat. Ich finde, Brangelina sollten die Wohnung kaufen. Als nette Geste. Für die sind das doch Peanuts! Habe ich schon mal erzählt, dass ich im Juni letztes Jahr das Geburtstagsständchen für Angelina durch mein offenes Fenster gehört habe? Also von den Kindern gesungen. Hab ich glaube ich schon mal erzählt. Na ja. Ich jammere auf hohem Niveau, hier im fünften Stock. Badezimmer habe ich übrigens gestern bei meinem kleinen Spaziergang durch die Wohnung glatt vergessen. Sieht auch etwas anders aus als üblich.
speedhiking - 20. Okt, 22:03

Super schön. Und sehr genial, wie der Fernsehturm da durchs Fenster in diesem irren hellen Blau zu sehen ist (vom tadellosen weißen Anstrich nicht zu reden). Coole Lampe übrigens, mit dem Goldschirm; hätte man hier auch schon fast mal gekauft.

g a g a - 20. Okt, 22:07

Ich habe das Lichtobjekt eigentlich als Skulptur betrachtet und so steht es auch da. Wenn die Lampe an ist, wirkt sie nämlich gar nicht so gut. Aber so ist sie wirklich schön. Der tadellose Anstrich ist aber nur im Wohnzimmer. Die anderen Räume habe ich mir geschenkt, außer eine Ecke in der Küche und ein bißchen im Bad. So richtig fertig bin ich nicht geworden. Ich war dann auch so erholungsbedürftig nach dem Wohnzimmer. Die vielen Winkel und die Decke und die Schrägen und die Farbe, die auf die Haare tropft. Und die Fensterrahmen. Und die Balkontür. Und die Heizkörper. Aber ich freue mich jetzt schon ganz arg dran, dass ich das alleine hingekriegt habe. Jetzt ist wenigstens im Wohnzimmer für die nächsten fünfzehn Jahre Ruhe. So lange hab ich nix gemacht. Eben so lange, wie ich da wohne.
g a g a - 20. Okt, 22:26



Bildchen vom gestern ganz vergessenen Badezimmer.

speedhiking - 20. Okt, 22:32

Auch im Badezimmer eine sehr gelungene Gesamtdekoration. Sollte nur als Gesamtensemble und nur in wirklich gute Hände gehen.
g a g a - 20. Okt, 22:47

Abgeben aber nur posthum (bitte). So ein Gaga Nielsen-Museum würde dem Gipsdreieck sowieso gut stehen. Ich bräuchte nur noch zusätzliche Ausstellungsräume für die Bilder aus meinem Atelier. Neulich, vor einem Jahr, als die Dachgeschosswohnung gegenüber drei Monate leer stand, habe ich geträumt, ich würde das dazumieten. Also geträumt. Ich hatte mir nämlich insgeheim schon gedacht, dass das wohl eine extra Miete kosten würde, wenn ich noch eine Wohnung dazumiete, die wahrscheinlich sowieso ein paar Hundert Euro mehr kostet als meine, weil da in den letzten fünfzehn Jahren drei oder viermal die Mieter gewechselt haben. Jetzt bin ich schon das Urgestein hier. Inzwischen ist aber die Wohnung wieder bewohnt von einer jungen Frau, die ganz nett ist. Wurde verkauft die Wohnung. Vielleicht hat sie was geerbt oder betuchte Eltern. Wenn man so um die Zwanzig ist, hat man ja normalerweise noch keine Viertelmillion Euro übrig. Außer man ist Filmschauspielerin oder Topmodel. Oder Escort Lady. Sie ist zwar hübsch, geht aber wohl eher einer geregelten Arbeit nach, das höre ich immer morgens, wenn die Tür klappt. Braves Mädchen.
speedhiking - 20. Okt, 22:55

PS: In meiner Vorstellung von dekorativem Gesamtensemble waren Sie natürlich inbegriffen.
g a g a - 20. Okt, 23:05

Sehr gut. Damit kann ich leben. Für später mal kann man dann ja so eine Figur bei Madame Tussauds in Auftrag geben. Die Leute da arbeiten ja außerdem auch mit lebenden Persönlichkeiten. Wenn man ganz wichtig ist, kriegt man sogar für verschiedene Lebensalter eine Wachsfigur. Ich glaube, wenn man mit Nachnamen Windsor heißt, hat man da recht gute Chancen. Aber ich will ja nicht einheiraten und bin außerdem sowieso mein eigenes kleines König(innen)reich. Muss ich eigentlich auch mal hin, in das Museum. Gibt ja auch eins in Berlin. Vielleicht sind die Schlangen da nicht ganz so lang wie in London. Da war ich gar nicht, als ich in London war, war zu faul zum Anstehen. Also: ich nehme mir vor: einer der nächsten Ausflüge geht ins Wachsfigurenkabinett. Da darf man auf jeden Fall Fotos machen, glaube ich, weil man oft so Fotos sieht von Besuchern mit Wachsprominenten. Junge Frauen, die Robbie Williams küssen und Johnny Depp umarmen und so Sachen.

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Margarete 22. April...
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