und ob. street hassle ist wahrscheinlich nicht nur einer meiner fünf bis zehn lebenslänglichen favoriten von lou reed. eigentlich ja zwei minuten länger,. aber dann wollte ich mich doch wieder gezielter und zweihändig meinem geschmiere widmen. das abzufilmen ohne stativ ist gar nicht so einfach, wenn man normalerweise gewohnt ist, abgeschottet und zweihändig vorzugehen, also, in der linken hand das kameradings zu halten, an den bildausschnitt zu denken und mit der anderen hand synchron irgendwas herzustellen ist schon sehr seltsam. ich wusste fünf minuten vorher noch nicht, dass ich an dem tag die kamera einfach mal draufhalten würde, deswegen hängt die auch so auf halbacht. meine stative waren nicht greifbar, alle in meiner wohnung. und das hochkant am anfang ist reine ungeschicklichkeit, weil ich nicht einmal aufs display geschaut habe, was ich da eigentlich abfilme. blödsinnig halt. das zwischenergebnis von dem farbgeklecker im film sieht momentan aus wie yoko ono beim winterspaziergang mit eskimomütze. ich kann mich gerade nicht entscheiden, es so zu lassen oder weiterzumachen. guck ich mal morgen neu drauf.

das mit dem bunten balkon ist nicht mehr, weil mein vermieter nach einer komplettrenovierung der fassade im letzten jahr beschlossen hatte, das ganze haus inclusive der balkoninnenwände in einem sehr roten orange zu streichen, dazu die stuckelemente in schlüpferfarbe. also so ein beigeartiges apricot. das orangerot durch die balkontür beim pinseln zu sehen, hat mich so verrückt gemacht, dass ich eine weile nicht mehr hin gegangen bin und ernsthaft überlegte zu kündigen. dann habe ich mir noch mal einen ruck gegeben und alles für mich von innen sichtbare weiß gestrichen. ist ja auch heller. nochmal dasgleiche wie ganz vorher, darauf hatte ich auch keine lust. wie eine freundin von mir in solchen fällen sagt: "ich kriech' nicht zurück ins ei".

vielleicht sollte ich es noch mal mit einer neuauflage in einer weniger wackeligen version versuchen. und dann doch mit stativ. wobei: das eigentlich spannende zum angucken ist immer der anfang von einem bild - da geht es oft sehr schnell und wüst zur sache. darauf baue ich dann auf und dann kommt das langatmige tiefseetauchen. heute habe ich fast nur strafarbeit gemacht mit langweilig anzuschauendem strukturiertem reparatur-gepinsel, weil ich bei einem farbauftrag geschlunzt habe und die ganze zeit zu faul war nochmal drüber zugehen. das ist immer der blödeste teil, wenn man mit dem bild innerlich eigentlich schon fertig ist und sich davor drückt, den letzten auftrag nachzubessern. mit noch mal drüberspritzen kommt man an dem punkt leider nicht weit.

ich bin ja auch schon ein bißchen älter. meine erste lou reed platte war die 'lou reed' , seine erste soloplatte. 1980 fing ich an ihn zu hören. wild child und berlin rauf und runter gehört. love makes you feel ten foot tall. here comes the ocean, ride into the sun. das war DER soundtrack in meinem sommer 1980, neben rust never sleeps. und natürlich auch die anderen sachen von ihm. ich bin damals sehr schnell ein sehr großer fan von ihm geworden. und natürlich velvet underground und john cale. und nico. und überhaupt. da führte kein weg dran vorbei. sofort zuhause.

wenn man genau hinsieht, kann man feststellen, das so ein arm mit fingern verblüffende ähnlichkeit mit einem großen pinsel hat. wir sind ja nun nicht im kindergarten, nicht wahr. das hat schon alles system. die kleineren pinsel kamen im anschluss zum einsatz. manchmal wünschte ich, ich würde anarchischer vorgehen, als ich es tue. aber es liegt ja bei mir. eher eine untypische aufnahme, auch wegen der 'ausnahmesituation'. ich sage ja: die konzentrierte arbeit am detail bietet wenig für's publikum.